Türkische Armee bombardiert Dörfer in Südkurdistan

Dörfer, Weinberge, Felder und Gärten im Grenzgebiet von Nordkurdistan (Bakur) und Südkurdistan (Başûr) sind Ziele für Angriffe der türkischen Luftwaffe.

Der türkische Staat, der bereits in den 1990er Jahren in den Dörfern Kurdistans systematisch Krieg geführt hat, betreibt in den Dörfern im Grenzgebiet von Süd- und Nordkurdistan seit einiger Zeit eine besondere Kriegspolitik.

Viele Dörfer wurden entvölkert

Die Bewohner*innen der Dörfer Dirê, Erdewê, Sate, Herki, Bedewê, Kiê, Bêgalte, Şuke, Stune, Mervanos Ertis, Herguş, Mawata, Meze, Gunde Şive, Hopê und Adil Beg, alle diese Ortschaften befinden sich im Grenzgebiet von Süd-und Ostkurdistan, zogen nach den türkischen Luftangriffen fort. Bewohner*innen, denen es nicht möglich ist, ihre Dörfer zu verlassen, kehren im Frühjahr zurück und arbeiten bis zum Winter in ihren Gärten und Weinbergen.

Türkische Armee tötete zehn Zivilisten

Einheimische, die in den Weinbergen und Gärten ihrer Dörfer ihren Lebensunterhalt verdienen, sind intensiven Bombardierungen der türkischen Armee ausgesetzt. Im Oktober wurden in den Regionen Avaşin, Basya und Zap zehn Bewohner getötet, viele weitere sind bei den Angriffen verletzt worden. Nach dem Massaker wurde in vielen Orten Südkurdistans gegen die türkische Armee protestiert. In der Gemeinde Şeladize im Kreis Dîhok zogen Demonstrationen zu den Posten der türkischen Armee.

Während dem intensiven Krieg gegen die kurdische Guerilla brannte der türkische Staat im Zuge des systematisch geführten Zerstörungskrieges hunderte von Dörfern in Nordkurdistan nieder, um die Gebiete zu entvölkern. Mehrere hundert Bürger*innen wurden von Kontrakräften ermordet. Seit den historischen Niederlagen gegen die Guerilla im Zagrosgebirge in den letzten drei Jahren bombardiert die türkische Armee die Dörfer, Weinberge und Anbaugebiete der in der Region lebenden Menschen.

Dörfer voll mit Streubomben

Ein Bewohner des Dorfs Herguş, der seinen Namen nicht nennen will, sagte: „Herguş ist eines der schönsten Dörfer in Südkurdistan. Wir haben hier jahrelang in unseren Dörfern gelebt. Doch jetzt können wir sie nicht betreten. Die Asayîş (Sicherheitskräfte der PDK) erlauben uns nicht, in unsere Dörfer zurückzukehren, wenn wir aus der Stadt kommen. Deshalb gelangen wir heimlich in unsere Häuser. Wo auf der Welt betreten Menschen ihre Häuser auf heimliche Weise? Während wir stundenlang zu Fuß unterwegs in unsere Dörfer sind, sehen wir überall diese Streubomben. Anfangs wussten wir nicht, dass dies Bomben sind, an denen sich unsere Kinder verletzen und unsere Tiere sterben. Trotz alledem schweigt die Regionalregierung. Ich verurteile das Schweigen und verlange von der Regionalregierung, dass sie sofort eingreift.“ 

Auf der einen Seite die Türkei, auf der anderen die PDK

„Der türkische Staat bombardiert uns mit Kampfflugzeugen, beschießt uns mit Mörsern, unsere Dörfer werden niedergebrannt. Viele Menschen, die sich gegen die Bombenangriffe der Türkei aussprachen, wurden von der PDK verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Wieso werden uns diese Gräueltaten angetan? Auf der einen Seite die Türkei, auf der anderen die PDK. Man sagte uns, es gäbe Operationen. Wir wissen nicht, was wir tun sollen“, so der Bewohner von Herguş. Das Gespräch beendet er mit folgenden Worten: „Immer wenn wir der Guerilla begegnen, freuen wir uns. Wir möchten nicht, dass die Guerilla diese Berge verlässt. Ohne die Guerilla sieht es schlecht um uns aus. Türken kämpfen gemeinsam mit Feinden der Kurden gegen die Kurden. Dem widersetzt sich nur die Guerilla der kurdischen Freiheitsbewegung. Gibt es sonst noch jemanden?"