Im Zuge einer breit angelegten Operation der Generalkommandantur der Militärpolizei (Jandarma) sind in der nordkurdischen Provinz Amed (Diyarbakir) mindestens 16 Zivilisten festgenommen worden. Zahlreiche Dörfer in der Region stehen unter Militärblockade. Die Freiheitliche Juristenvereinigung ÖHD (Özgürlükçü Hukukçular Derneği) meldete bereits mehrere Folterfälle. In einer Stellungnahme der Organisation heißt es, die Betroffenen seien teilweise unter Anwendung massiver Gewalt festgenommen worden.
Die Operation begann früh morgens in den Landkreisen Çinar, Rezik (Bağlar) und Payas (Kayapınar). Bei einer Razzia in Duger, einem Dorf in Rezik, wurde dem Bewohner Ismet Akar bei der Festnahme ein Arm gebrochen. Im nahegelegenen Viertel Pirinçlik mussten sich die Zivilisten Süleyman Bırak, Mahmut Bırak und Cafer Bırak auf den Boden legen. Anschließend wurden sie getreten. Außerdem wurde dort ein Hund von Militärs erschossen. Die Besitzer sollten offenbar ebenfalls festgenommen werden, wurden bei der Razzia jedoch nicht angetroffen.
Frauen und Kinder dürfen Dörfer nicht verlassen
Zu den Hintergründen der Operation liegen nach wie vor keine Informationen vor, Anwält*innen des ÖHD sind vor Ort. Verhandlungen mit der Militärpolizei, zumindest die in den eingekesselten Dörfern verbliebenen Frauen und Kinder zu evakuieren, blieben bislang erfolglos. Die Razzien sind noch immer nicht abgeschlossen.
Die Identität von 15 der festgenommenen Zivilisten ist unterdessen geklärt. Bei ihnen handelt es sich um: İsmet Yıldız und Hakan Yıldız (aus Alankoz/Rezik), Mehmet Akyüz (Övündüler/Rezik), Nail Toprak (Dorfvorsteher in Kabahidir/Rezik), Ismet Akar (Duger/Rezik), İbrahim Çiftçi, Recep Çiftçi und Lokman Çiftçi (Kılıçkaya/Çinar), Abdulkadir Yağar (Payas/Zentrum), Ahmet Doğan, Mahmut Derse, Ahmet Derse und Fırat Çetin (Kırkali/Payas), Zeki Güçlü (Esentepe/Payas), sowie Abdulkadri Eken und dessen Sohn aus Çakırtutmaz in Çinar.
Türkische Soldaten erschießen Zivilisten in Agirî
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich vor zwei Tagen in einem Dorf in der nordkurdischen Provinz Agirî (Ağrı). Dort erschossen türkische Soldaten nach einer Militäroperation den dreifachen Familienvater Murat Kaya, zudem wurden zehn Personen festgenommen. Auch hier wurde von Misshandlungen der Bewohner durch das türkische Militär berichtet.