Die vor elf Jahren vom türkischen Geheimdienst zusammen mit Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) in Paris ermordete Kurdin Sakine Cansız (Sara) hat in den Jahrzehnten ihres revolutionären Lebens auf vielen Ebenen gekämpft. Wir haben den HPG-Kämpfer Serhat Jêhat gefragt, welche Wirkung das politische Attentat hatte und was seiner Meinung nach die Besonderheit von Sakine Cansız war.
Der Guerillakämpfer erklärte: „Die Ermordung von Sara, Rojbîn und Ronahî hatte tiefgreifende Auswirkungen. Dem kurdischen Volk wurde damit signalisiert, dass sein Willen nicht anerkannt wird und es überall mit Angriffen rechnen muss. Heval Sara war eine der Mitbegründerinnen der PKK. Sie stammte aus Dersim und wurde angegriffen, weil sie eine Pionierin war. Ihr Freiheitskampf hat viele Kurdinnen und Frauen weltweit inspiriert.
Die von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] ins Leben gerufene Frauenbefreiungsbewegung ist eine Revolution gegen eine seit fünftausend Jahren bestehende Mentalität. In der PKK haben unterdrückte und versklavte Frauen den Weg zur Freiheit gefunden. Heval Sara rebellierte gegen ihre Familie und die klassische Lebensform und schloss sich der Freiheitsbewegung noch vor der Gründung der PKK an. Sie war eine derjenigen, die diesen Weg gemeinsam mit Rêber Apo beschritten haben. Für die Freiheit der Frauen in Kurdistan führte sie einen großen Kampf. Dieser Kampf hat sich heute auf die ganze Welt ausgedehnt.
Ihr ganzes Leben war ein Kampf
In ihrem Buch Mein ganzes Leben war ein Kampf beschreibt Heval Sara sich selbst. Dieses Buch sollte von allen gelesen und für die eigene Bildung genutzt werden. Es ist eine Beschreibung dessen, was eine apoistische militante Persönlichkeit ausmacht. Heval Saras gesamtes Leben war eine Manifestation dieser Persönlichkeit. Für uns steht Heval Sara für die Grundsätze der Freiheit. Sie hat sich im Kerker nicht dem Faschismus gebeugt und das faschistische Militärregime scheitern lassen. Ihre Haltung war eindeutig: Entweder ein freies Leben oder Widerstand bis zum Ende. Apoistische Militante ergeben sich nicht, eine Kapitulation kommt für sie unter keinen Umständen in Frage. Heval Sara lebte in dieser Überzeugung. Sie widmete ihr gesamtes Leben der Revolution.
Heval Saras Widerstandsgeist lebt auch heute noch weiter. Ein konkretes Beispiel dafür sind unsere kämpfenden Genossinnen, die opferbereit im Tunnelkrieg Widerstand leisten. Als Nachfolger von Heval Sara und unseren Fedai-Gefallenen leben und kämpfen wir mit ihnen weiter. Wir geben uns Wort, dass wir sie rächen werden.“