Rückblick auf Guerilla-Aktionen im Jahr 2017 - Teil 1

Während des Jahres 2017 hat sich der Krieg in Kurdistan intensiviert. Das Jahr 2017 begann mit dem Versprechen der AKP-Regierung, die PKK endgültig zu vernichten.

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu (AKP) hatte zu Beginn des vergangenen Jahres erklärt: „Bis April wird niemand den Namen PKK mehr in den Mund nehmen können.“

Nach dieser und ähnlichen Äußerungen von AKP-Vertretern konnte eine Zunahme der türkischen Militäroperationen beobachtet werden. Es fanden manchmal tagelange, manchmal monatelange Operationen statt, an denen Kriegsflugzeuge, Panzer, Artillerie und Tausende Soldaten beteiligt waren. Immer wieder versuchte das türkische Militär, auch grenzüberschreitende Operationen durchzuführen. Auf jede dieser Operationen antwortete die Guerilla mit aktivem Widerstand. Das türkische Militär, das ausgezogen war, die Existenz der Guerilla zu beenden, konnte sich vor schweren Rückschlägen nicht schützen.

Wenn man die Ergebnisse der Guerillaaktionen des ganzen Jahres betrachtet, wird klar, dass die Äußerungen aus AKP-Kreisen nichts weiter als Spezialkriegspropaganda waren. Nach Angaben des Pressezentrums der Volksverteidigungskräfte (HPG) kam es zu 113 Kämpfen im Zusammenhang mit Operationen des türkischen Militärs und es konnte der Tod von 1532 Soldaten und Polizisten in Folge von Aktionen festgestellt werden. Bei etlichen Aktionen konnte die Guerilla die Anzahl der getöteten Soldaten und Polizisten nicht sicher feststellen.

Wenn man sich daher die Monatsbilanzen der Guerillaaktionen anschaut, lässt sich die Bilanz des Krieges im Jahr 2017 besser interpretieren.

Acht Aktionen im Januar

In den ersten Tagen des Jahres 2017 begannen die Besatzungsoperationen des türkischen Militärs. Trotz winterlicher Bedingungen führte die Guerilla im Januar acht Aktionen durch. Die erste Aktion der Guerilla richtete sich bereits am 1. Januar gegen die Polizeidirektion von Amed-Çınar. Drei Panzerfahrzeuge und Polizisten, die eine Straßenkontrolle durchführten, wurden beschossen. Am 2. Januar wurden türkische Soldaten in Gever (Yüksekova) im Kreis Çolemêrg (Hakkâri) am Elişer-Gipfel zum Ziel der Guerilla. Am 17. Januar wurde ein Angriff auf den Leylek-Gipfel, der der Verteidigung des Militärstützpunktes Bezelê bei Şemzinan diente, durchgeführt. Am 23. Januar wurde in Çelê eine Serie von Aktionen auf Soldaten am Hang des Cigerxwin-Gipfels durchgeführt.

Aktion in Hatay im Februar

Trotz der sich verschärfenden Winterbedingungen dauerten die Guerillaaktionen auch im Februar an. Die HPG bekannten sich zu sieben Aktionen im Februar, bei denen der Tod von zwei Soldaten festgestellt werden konnte. Am 13. Februar gegen 12.25 Uhr fanden zwei Anschläge auf die Militärbasis Tepê Serbend statt. Dabei starben zwei Soldaten. Am 14. Februar griff die Guerilla in Hatay-Dörtyol einen Armeekonvoy an, der zu einer Operation ausrückte. Dabei starb ein Soldat. Nach der Aktion bombardierten Kriegsflugzeuge das ziellos die Region. Am 17. Februar griffen Guerillaeinheiten in Urfa-Viranşehir Unterkünfte von Richtern, Staatsanwälten und Polizisten an. Es entstand großer Schaden an Gebäuden und Polizeifahrzeugen. Am 25. Februar führte die Guerilla eine Sabotageaktion auf der Straße zwischen Amed und Mêrdîn durch. Dabei wurden ein Fahrzeug vernichtet und nach Angaben des Pressezentrums der HPG etliche Soldaten getötet.

März: 57 Soldaten im Zagros-Gebirge getötet

Die Besatzungsoperationen des türkischen Militärs gingen auch im März weiter. Gegen diese Operationen führte die Guerilla 53 Aktionen durch, bei denen nach Angaben der HPG 68 Soldaten starben. Am meisten Guerillaaktionen fanden im Zap und im Zagros-Gebirge statt. Die Guerilla führte dort massive Sabotageaktionen, gezielte Anschläge und Infiltrationsoperationen durch. Bei 36 Aktionen wurden 57 Soldaten getötet und eine große Anzahl verletzt. Die Guerilla führte darüber hinaus weitere Aktionen in Botan durch. Am 16. März griffen in Şirnex-Qilaban Einheiten der Guerilla von zwei Seiten den Şehidan-Gipfel an. Dabei starben elf Soldaten und drei Soldaten wurden verletzt.

Am 28. März griff die Guerilla in Mêrdin-Kerboran ein Munitionsdepot im Militärstützpunkt Xerzikê an. Dabei starb nach Berichten der HPG eine große Anzahl von Soldaten.

Im April wurden 185 Soldaten und Polizisten getötet

Im April nahmen die Besatzungsoperationen weiter zu und die Guerillaaktionen begannen sich überall in Kurdistan auszubreiten. Einerseits griffen die Guerillas Kontrollpunkte des Militärs an, auf der anderen Seite wurden die Besatzungsoperationen angegriffen. Laut HPG fanden im Monat April 99 Aktionen statt, bei denen 185 Soldaten und Polizisten getötet und 48 Militärfahrzeuge vollständig zerstört wurden. Einige der aufsehenerregendsten Aktionen des Monats April waren Folgende:

Sabotage in der Polizeidirektion von Blar

Am 11. April führte die Guerilla eine Aktion gegen die Direktion der Bereitschaftspolizei und der Antiterroreinheit in Amed-Bağlar durch. Nach HPG-Angaben hielten sich zu der Zeit der Sabotageaktion etwa 150-200 Mitglieder von Spezialeinheiten im Gebäude auf. Bei der Aktion wurde das Gebäude mit 2.540 Kilogramm Sprengstoff dem Erdboden gleichgemacht. Dabei starben 83 Polizisten und 110 wurden verletzt. Nach Angaben der HPG wurden mehr als 50 Fahrzeuge zerstört.

Aktionen der Frauenguerilla YJA-Star

Im Monat April nahmen auch die Aktionen des YJA-Star zu. Dabei starben in Hakkari-Çelê (Çukurca), Şırnex-Gabar und Bedlîs-Şex Cuma mindestens 13 Soldaten.

Aktion gegen Militäroperation in Besta

Bei einer Aktion gegen eine Operation des türkischen Militärs am 19. April in Besta kamen innerhalb einer Woche 27 Soldaten ums Leben.

Türkisches Militär setzt 27 Mal Chemiewaffen ein

Im Gebiet Kato in Şirnex fand eine Operation statt, an der mehrere tausend Soldaten teilnahmen. Auch hier erlitt das Militär schwere Verluste und setzte in der Zeit vom 19.-27. April 27 Mal Chemiewaffen gegen die Guerilla am Berg Kato ein.

Steigerung der Aktionen im Mai: 302 Soldaten getötet

Im Mai setzte das türkische Militär seine Operationen mit voller Intensität fort. Gegen die Operationen rief die Guerilla eine „revolutionäre Offensive“ aus und fügte dem türkischen Militär durch innovative Taktiken schwere Verluste zu. Bei 153 Aktionen im Mai starben 302 Soldaten und Polizisten. Es wurden ein Kobra- und ein Sikorski-Helikopter abgeschossen und drei Militärfahrzeuge vollständig zerstört. Einige der größten Aktionen im Mai waren:

Angriff auf Güterzug

Die Guerilla griff nicht nur militärische Ziele an, sondern führte auch Aktionen gegen die Ausbeutung Kurdistans und die Zerstörung der Natur durch. Weiterhin zielten die Aktionen der Guerilla auf ökonomische Ziele ab, die zur Finanzierung des Krieges in Kurdistan dienten. In diesem Zusammenhang sabotierte die Guerilla am 5. Mai bei Eleziz-Genç einen Güterzug. Der Zug wurde zerstört und es entstand großer Sachschaden.

25 Soldaten bei Aktionen der YJA-Star getötet

Im Monat Mai gingen auch die Aktionen der Frauenguerilla YJA-Star pausenlos weiter. Dabei starben 25 Militärs, darunter ein Oberstleutnant, ein Major und acht Angehörige eines Spezialkommandos der Jandarma.

Hubschrauber mit Befehlshabern im Gebiet Kato abgeschossen

Aufgrund der zunehmenden Militäroperationen fanden ständige Truppenverlegungen mit Helikoptern statt. Am 31. Mai schoss die Guerilla einen Hubschrauber der Marke Sikorski in Qilaban bei Şirnex ab. In den türkischen Medien wurde über einen Absturz berichtet, aber wurde schnell klar, dass der Helikopter abgeschossen worden war. Nach HPG-Angaben starb in dem Hubschrauber die gesamte Offiziersriege des türkischen Militärs, die für die Koordinierung der Militäroperationen in der Region Kato verantwortlich war, darunter der Generalmajor Aydoğan Aydın, zwei Oberste, ein Oberstleutnant, ein Major, drei Hauptmänner (einer davon Pilot), ein Feldwebel (Pilot), zwei Oberfeldwebel und ein Stabsunteroffizier. Insgesamt kamen 13 ranghohe Militärs dabei ums Leben.

Tendûrek: 39 Soldaten getötet

Am 11. Mai wurden in Agirî-Tendûrek bei Aktionen gegen eine Militäroperation 37 Soldaten getötet. Dutzende weitere Soldaten wurden nach HPG-Angaben verletzt. Weiterhin wurde ein Kobra-Helikopter von Guerillakräften abgeschossen und einer so stark beschädigt, dass er sich zurückziehen musste.

Zwölf Mitglieder polizeilicher Spezialeinheiten getötet

Die Operationen des türkischen Militärs endeten aufgrund des Widerstands der Guerilla häufig mit Rückzug. Da das Militär nicht mehr ausreichte, nahmen zunehmend auch von der AKP-Regierung zusammengestellte Spezialeinheiten der Polizei an den Operationen teil. Am 24. Mai starben zwölf Angehörige einer polizeilichen Spezialeinheit bei einer Aktion am Berg Kato.

Revolutionäre Offensive in Serhat

Nach Angaben des Pressezentrums der HPG starben am 25. Mai aufgrund von Aktionen der Guerilla in der Region Serhat 45 Soldaten. Der Guerilla fielen große Mengen an Waffen und militärischem Material in die Hände. Bei den Kämpfen wurde auch ein Kobra-Hubschrauber beschädigt.

Şemzinan: 55 Soldaten getötet

Bei einer Militäroperation am24. und 25 Mai kam es in Şemzinan zu schweren Gefechten. Dabei starben nach HPG-Angaben 44 Soldaten.

Schwere Bilanz im Juni: 506 Soldaten getötet

Im Juni fand in den Regionen Serhat, Botan, Dersim, Amed und Hakkari eine Vielzahl von Operationen statt. Gegen die Operationen führte die Guerilla 192 Aktionen durch, bei denen nach 506 türkische Soldaten und Polizisten getötet wurden. Weiterhin wurden ein Sikorski-Hubschrauber abgeschossen und vier weitere beschädigt. 13 Armeefahrzeuge wurden vollständig zerstört. Einige Aktionen des Monats Juni:

10 Angehörige von Spezialeinheiten der Jandarma und 3 Kontras getötet

Am 1. Juni stellte die YJA-Star in der Umgebung des Dorfes Zengok eine Kontraeinheit fest. Der Frauenguerilla griff die Kontraeinheit an. Drei Mitglieder der Kontraeinheit und zehn hinzugezogene Angehörige einer Jandarma-Spezialeinheit wurden getötet und es wurden Waffen und Munition erbeutet.

Kato und die Lügen der AKP-Medien

Die HPG dementierten eine Meldung der AKP-Medien, wonach zwischen dem 4. und 10. Juni viele Guerillakämpfer*innen bei Militäroperationen ihr Leben verloren hätten. Die HPG erklärten, dass in besagtem Gefecht nicht die Guerilla Verluste erlitten habe, sondern die türkische Armee. Es habe im Kato nur ein Gefecht in dieser Zeit gegeben, bei dem zwölf Soldaten ums Leben gekommen seien.

Aktionen in Muş und Çelê

Am 3. Juni beobachtete die Guerilla eine verdeckte Einheit der türkischen Armee im Gebiet Şehîd Şiyar bei Muş und führte eine Aktion auf dem Weg zum Dorf Dazikomê durch. Wie die HPG erklärte, kamen dabei sieben Soldaten ums Leben.

Am 6. Juni richtete sich eine Aktion der Guerilla gegen einen Militärkonvoi, der in die Gebiete Derava Talê und Xezalkê in Hakkari-Çelê vorrückte. Dabei wurden 13 Soldaten getötet und sieben Soldaten verletzt.

Revolutionäre Offensive im Zagros-Gebirge

Am 8 Juni begann die erste Phase einer von der HPG nach Şehîd Bedran Gundikremo und Şehîd Nalin Muş benannten revolutionären Offensive. Dabei führte die Guerilla eine Reihe von Aktionen durch. Ein Sikorski-Hubschrauber, der sich zwischen den Gipfeln Havan und Koordine bewegte, wurde von drei Seiten unter Beschuss gesetzt und abgeschossen. Dabei starben 14 Soldaten.

Am 9. Juni starben bei einem Angriff auf die Polizeidirektion von Wan-Gevaş sieben Polizisten.

Am 10. Juni griffen Guerillaeinheiten den Militärstützpunkt Bibanê in Elbak (Başkale) an. Dabei starben drei Soldaten. Bereits am 1. Juni waren in Elbak sechs Soldaten ums Leben gekommen.

Am 10. Juni wurden außerdem Soldaten, die in Siirt-Pervari zum Militärstützpunkt Xerxol unterwegs waren, zum Ziel der Guerilla. Elf Soldaten wurden aufgrund des Beschusses des Konvoys getötet.

Munitionsdepot zerstört

Am 11. Juni griff die Guerilla türkischen Truppen auf dem Koordine-Gipfel von Çelê in Hakkari an. Dabei wurden nach HPG-Angaben zehn Soldaten getötet und ein Munitionsdepot zerstört. Bei der gleichen Aktion wurden zwei Soldaten in auf dem Berg Şehîd Zekî getötet.

Am 12. Juni wurden bei einer aus drei Angriffseinheiten bestehenden Aktion zwanzig Soldaten getötet und große Mengen an militärischem Material und Waffen erbeutet.

Türkisches Militär versucht, in das Gebiet Zap einzudringen – 67 Tote

Am 16. Juni versuchte das türkische Militär in das unter der Kontrolle der Guerilla stehende Zap-Gebiet einzudringen. Trotz Begleitung der Operation durch Drohnen und Luftangriffe starben am ersten Tag 21 Soldaten und ein Sikorski-Hubschrauber wurde beschädigt.

Am 17. Juni versuchte ein Sikorski-Helikopter Soldaten beim Dorf Gijnê und Qela Bêdewe abzusetzen. Die Guerilla griff an und tötete 20 Soldaten. Am gleichen Tag griff bei Gijnê eine andere Guerillaeinheit die türkische Armee an und tötete fünf Soldaten. Ein Hubschrauber, der die Toten und Verletzten bergen sollte, wurde ebenfalls unter Beschuss gesetzt und musste sich zurückziehen. In den Abendstunden griffen Guerillaeinheiten erneut Soldaten bei Gijnê an. Dabei starben vier Soldaten, viele weitere wurden verletzt.

Am 18. Juni führte die Guerilla sechs verschiedene Sabotageaktionen gegen bei Qele Bedewê stationierte Soldaten durch. Die HPG geben die Anzahl der getöteten türkischen Soldaten mit acht an.

Am 19. Juni gingen bei Sipê Guerillaeinheiten gegen Soldaten vor, die dort versuchten, Stellungen zu errichten. Bei der Konfrontation auf Nahdistanz starben sieben Soldaten. Am gleichen Tag versuchten Soldaten den Bergrücken Şehîd Munzur zu besetzen. Die Guerilla griff die Soldaten an und zwei von ihnen starben. Das Militär fing daraufhin an, die Region willkürlich zu bombardieren. Aufgrund der harten Konfrontation im Zap-Gebiet versuchte das türkische Militär aufgeriebene Einheiten schnell auszutauschen. Die Guerilla griff zwei Konvoys von aus dem Zap Gebiet zurückkehrenden Soldaten an. Dabei wurden zwei schwer gepanzerte Truppentransporter vom Typ Kirpi komplett vernichtet. Bei der zweiten Aktion in Qesrik wurde ein Kirpi angegriffen und ein Militärfahrzeug vollständig vernichtet. Der Tod von 22 Soldaten konnte festgestellt werden.

Ebenfalls am 19. Juni wurden in Şirnex-Qilaban drei Aktionen gegen Kontra-Einheiten durchgeführt. Dabei starben elf Kontras und die Operationskräfte wurden daraufhin zurückgezogen.