QSD: Türkei bombardiert Wohnhäuser und Dienstleistungszentren

Die Türkei greift Nord- und Ostsyrien weiterhin mit Artillerie und Panzern an. Ziel der Bombardierungen sind Häuser, Dienstleistungszentren und Felder. Diese Verbrechen werden von Journalist:innen und Aktivist:innen dokumentiert, erklären die QSD.

Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben eine Bilanz über die Angriffe der Türkei auf die nordostsyrische Autonomieregion für den Zeitraum vom Abend des 4. Dezember bis zum 5. Dezember veröffentlicht. „Der türkische Besatzerstaat greift Nord- und Ostsyrien weiterhin mit Artillerie und Panzern an. Ziel der Bombardierungen sind Wohnhäuser und landwirtschaftlich genutzte Flächen der Zivilbevölkerung. In Zirgan [Abu Rasen], Şehba und Kobanê wurden Häuser und Dienstleistungszentren angegriffen. Die türkischen Verbrechen gegen die Bevölkerung der Region werden von Journalist:innen und Aktivist:innen dokumentiert“, teilt das Medien- und Kommunikationszentrum der QSD mit.

Wie aus der detaillierten Bilanz hervorgeht, hat die türkische Armee im genannten Zeitraum Haubitzen, Mörser, DschK und Granatwerfer in den Regionen Cizîrê, Euphrat und Efrîn eingesetzt. Betroffen waren Dörfer bei Til Temir, Zirgan, Girê Spî (Tall Abyad), Ain Issa, Efrîn, Tel Rifat, Kobanê und Minbic.

Tägliche Bilanzen

Das Pressezentrum der QSD (en. Syrian Demokratic Forces, SDF) veröffentlicht seit den massiven Luftangriffen vor zwei Wochen täglich eine mehrsprachige Übersicht zum Kriegsgeschehen in der von der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) verwalteten Region.

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Die türkische Regierung droht seit geraumer Zeit mit einer Bodeninvasion, um weitere Gebiete zu besetzen. In der Nacht vom 19. auf den 20. November wurden Dutzende Orte in der gesamten Autonomieregion zwischen Efrîn im Westen und Dêrik im Osten von Kampfjets bombardiert. Angriffsziele waren von Beginn an die Bevölkerung und die zivile Infrastruktur. Seitdem finden ununterbrochen Artillerie- und Drohnenangriffe statt. Dutzende Zivilist:innen, Kämpfer:innen und Mitglieder der selbstverwalteten Sicherheitskräfte wurden getötet, der Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) musste vorläufig eingestellt werden. Acht QSD-Kämpfer kamen bei einem gezielten Luftangriff auf den Sicherheitsbereich des Auffang- und Internierungslagers Hol bei Hesekê ums Leben. In dem Camp sind Tausende IS-Anhänger:innen interniert, die Ausbruchversuche häufen sich seit Beginn der neuen türkischen Angriffswelle.

Bisher von der Türkei besetzte Gebiete

2016 wurde Dscharablus der Türkei kampflos vom „Islamischen Staat“ (IS) übergeben. 2018 folgte die völkerrechtswidrige Invasion in Efrîn, die nach Tausenden Toten zur Etablierung einer Besatzungszone und der Vertreibung von Hunderttausenden Menschen führte. Die Vertriebenen aus Efrîn leben jetzt unter sehr prekären Bedingungen in der benachbarten Region Şehba und werden ununterbrochen von der türkischen Armee und den installierten Söldnertruppen angegriffen. Die Region liegt isoliert zwischen türkischer Besatzungszone und dem von Damaskus kontrollierten Teil Syriens. Die Bevölkerung widersetzt sich einer weiteren Vertreibung und soll mit den ständigen Angriffen der Türkei und einem vom Assad-Regime praktizierten Embargo mürbe gemacht werden.

Bei der letzten Großinvasion der türkischen Armee im Oktober 2019 wurden nach massivem Widerstand der Bevölkerung und der Kämpferinnen des multiethnischen Militärverbands QSD zwei neue Besatzungszonen um Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî etabliert. Auch diese Gebiete sind sichere Rückzugsorte für Islamisten von Organisationen wie IS und al-Qaida und dienen als Ausgangsbasis für den Versuch, ein neues IS-Kalifat unter türkischer Ägide zu errichten.