Landminen und Blindgänger fordern weiter viele Menschenleben
Die Türkei führt die Liste der Unterzeichnerstaaten der Ottawa-Konvention mit den meisten Antipersonenminen an. Landminen und Blindgänger fordern weiter jedes Jahr viele Menschenleben.
Die Türkei führt die Liste der Unterzeichnerstaaten der Ottawa-Konvention mit den meisten Antipersonenminen an. Landminen und Blindgänger fordern weiter jedes Jahr viele Menschenleben.
Obwohl nach der von der Türkei unterzeichneten Ottawa-Konvention alle Minen bis 2022 geräumt sein sollen, sterben in Nordkurdistan immer wieder Menschen, insbesondere Kinder, durch Minenexplosionen. Zuletzt wurden am 21. März der 14-jährige Yusuf Ata und der 16-jährige Caner Sak durch eine türkische Landmine getötet. Die beiden Jugendlichen waren gegen 15.00 Uhr in der Nähe des Dorfes Mergeh (tr. Yeşimli) bei Qilaban (Uludere) auf einer Weidefläche unterwegs, als sie durch eine Explosion schwer verletzt wurden. Auch ein Nottransport ins Krankenhaus konnte ihr Leben nicht retten. Einem Bericht der Anwaltskammer von Amed (Diyarbakır) aus dem Jahr 2020 zufolge wurden 180 Personen durch Minen oder nichtdetonierte Munition getötet oder dauerhaft verstümmelt.
Ein Drittel der Opfer Kinder
Im Jahr 2020 machten Kinder ein Drittel der Opfer von Minen und Militärmaterial aus. Die meisten Fälle ereignen sich in den Provinzen Amed, Cewlig (Bingöl), Dersim, Sêrt (Siirt), Şirnex (Şırnak) und Wan (Van). Die Überlebenden werden mit ihren körperlichen und psychischen Problemen allein gelassen. Sie erhalten keinerlei Unterstützung vom Staat.
1999 eine Million Minen im Boden
Nach Angaben der Initiative „Landmine Monitor“ befanden sich 1999 etwa eine Million Landminen auf türkischem Staatsgebiet im Boden. Mehr als drei Millionen Minen, die eigentlich vernichtet werden müssten, befinden sich immer noch in den Ausrüstungsbeständen der türkischen Armee. In Agirî (Ağrı), Êrdexan (Ardahan), Êlih (Batman), Cewlig (Bingöl), Bedlîs (Bitlis), Amed, Dîlok (Antep), Colemêrg (Hakkari), Hatay, Rêşqelas (Iğdır), Qers (Kars), Mêrdîn (Mardin), Sêrt, Riha (Urfa), Şirnex und Dersim befinden sich 3.174 verminte Gebiete. Die Türkei führt die Liste der Unterzeichnerstaaten der Ottawa-Konvention mit den meisten Antipersonenminen an.
Offizielle Anzahl von Minen im Jahr 2013
Im Antrag der Türkei, die in der Ottawa-Konvention festgelegte Minenräumfrist bis zum Jahr 2014 aufzuschieben, wurden folgende Zahlen aus dem Jahr 2013 vorgelegt:
1.003.943 Minen insgesamt im Boden.
906.497 Minen davon an den türkischen Grenzen.
97.446 Minen um Militäranlagen.
25.047 Minen geräumt.
Darüber hinaus befinden sich unzählige Handgranaten, Clusterbomben, Artilleriegranaten und Raketen im Boden.
Minen sollen bis 2022 geräumt werden
Die Ottawa-Konvention wurde am 4. Dezember 1997 unterzeichnet und trat am 1. März 1999 in Kraft. Die Türkei trat dem Abkommen 2003 bei, ein Jahr später wurde es rechtskräftig. Innerhalb von zehn Jahren, also bis 2014, sollten alle Minen geräumt sein. Dieses Versprechen ist bisher, auch acht Jahre später, nicht annähernd erfüllt. 2013 hatte die Türkei einen weiteren Aufschub bis 2022 ermöglicht. Im Rahmen des Syrienkrieges wurden insbesondere Minen an der Grenze zu vom IS-kontrollierten Gebieten geräumt, um den Dschihadisten den Weg über die Grenze zu ermöglichen. Aber in Kurdistan ist bisher nichts in dieser Hinsicht unternommen worden. So rissen Minen auch in diesem Jahr weiter Menschen in den Tod.