Während die öffentliche Empörung über den gestrigen Polizeiangriff auf Angehörige von hungerstreikenden Gefangenen, die eine Mahnwache vor dem Frauengefängnis von Gebze (Provinz Kocaeli) abhielten, noch nicht abgeklungen ist, hat die türkische Polizei heute in der nordkurdischen Kreisstadt Qoser (Kızıltepe, Provinz Mêrdîn/Mardin) eine ähnliche Aktion der Friedensmütter angegriffen.
Die Frauen wollten gemeinsam mit Kommunalpolitiker*innen der HDP und DBP auf den Hungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan aufmerksam machen, an dem sich allein 7.000 in der Türkei inhaftierte Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren beteiligen. Sicherheitsbeamte kesselten die Mahnwache ein, nachdem sie zuvor ankündigten, die Verlesung einer Presseerklärung nicht zu dulden und entrissen den Müttern ihre Transparente, während die Verhandlungen mit der Polizei noch liefen.
Trotz dessen verlas Hevlet Öncü im Namen des Rates der Friedensmütter eine Erklärung, in der sie dazu aufrief, den Forderungen der Hungerstreikenden nachzukommen, bevor es zu Todesfällen kommt. Daraufhin wurde die Gruppe mit Tränengas und Wasserwerfern angegriffen. Die dabei zu Boden gestürzte Öncü wurde von Polizisten über den Asphalt geschleift, Şirin Özbek, Ko-Vorsitzende des HDP-Kreisverbands, wurde ins Gesicht geschlagen. Auch der Provinzvorsitzende der DBP in Mêrdîn, Şehmuz Sun, erlitt durch direkten Wasserstrahl aus einem Wasserwerfer Verletzungen im Gesicht.
Festnahmen
Nach Protesten gegen das Vorgehen der Polizei hat diese unter Anwendung von Gewalt mehrere Festnahmen durchgeführt. Nach aktuellem Stand befinden sich Şükran Erol aus dem lokalen DBP-Vorstand, Mesut Ürün, der Ko-Vorsitzende der HDP in Qoser sowie drei weitere Personen, deren Namen bisher nicht bekannt sind, in Gewahrsam.