Der südkurdische Journalist und Autor Letif Fatih Ferac hat sich gegenüber ANF zu der türkischen Besatzung, den zunehmenden Angriffen auf die Zivilbevölkerung und den Widersprüchen zwischen den politischen Parteien in Südkurdistan geäußert.
Ferac beobachtet ein politisches Durcheinander in Südkurdistan, es sei eine der schlimmsten Zeiten für die Autonomieregion. Das Problem sei die Regierungsunfähigkeit. Die Regierungsmitglieder könnten „nicht auf eigenen Beinen stehen und nicht aus eigener Kraft agieren“, sagte Ferac: „Südkurdistan wird von anderen regiert. Ein großer Teil der Unabhängigkeit ist verloren gegangen. Darüber hinaus gibt es fortlaufend interne Konflikte. Das ermutigt unsere Feinde und bricht den Einfluss der Kurden.“
Türkei profitiert von politischem Vakuum
Nach Ansicht von Ferac soll Südkurdistan die Versklavung aufgezwungen werden. Das erleichtere „die Angriffe der Kurdenfeinde“. Der türkische Staat versuche das in 29 Jahren mühevoll aufgebaute Projekt der Autonomieregion Südkurdistan zu zerstören: „Die Türkei profitiert von dem politischen Vakuum in der Region und versucht die PDK auf AKP-Linie zu bringen. Sie hat Dutzende Stützpunkte und eine eigene Infrastruktur in Südkurdistan errichtet und will diese auch auf die Regionen Silêmanî und Germiyan ausdehnen. Dabei handelt es sich nicht um den Kampf gegen eine Seite, der Krieg richtet sich gegen die gesamte kurdische Gesellschaft.“
Alles Kurdische soll vernichtet werden
Um alles spezifisch Kurdische zu vernichten, agiere der türkische Staat auf vielen verschiedenen Ebenen und nutze seinen Geheimdienst ebenso sehr wie den kulturellen Bereich und die Medien, führt Ferac aus: „Die Konflikte zwischen PDK, YNK und den anderen politischen Parteien machen der Türkei großen Mut.“
Krieg gegen das kurdische Volk
Der Journalist verweist auf den Widerstand der PKK und die türkischen Besatzungsangriffe und sagt: „Dass der türkische Staat nicht gegen das kurdische Volk, sondern nur gegen die PKK kämpft, ist eine Lüge. Die Türkei führt nicht nur gegen die PKK Krieg, sondern gegen das gesamte Volk Kurdistans.“
Die PKK repräsentiere mit ihrer Theorie und Praxis die Menschlichkeit, meint Ferac: „Die Menschen sollten begreifen, dass die PKK für Freiheit steht. Sie wird von der Türkei angegriffen, weil sie das Volk Kurdistans vertritt. Wenn die PKK besiegt und vernichtet wird, kommen PDK, YNK und alle anderen kleineren Kräfte an die Reihe.“
Ferac sieht die südkurdischen Regierungsparteien PDK und YNK in der Verantwortung: „Was der türkische Staat fürchtet, ist das Ende des fünzigjährigen Abkommens zwischen PDK und Türkei. Die Region Kurdistan wird über dieses Abkommen versklavt. Daher ist es wichtig, die Großmachtvorstellung des Misak-i Milli zu zerstören und das Abkommen aufzukündigen.“