Pencewini: Innerer Krieg wird die Kurden weit zurückwerfen

Mihemed Emin Pencewini warnt vor einem innerkurdischen Krieg und appelliert an führende kurdische Politiker, diesen von Feinden der Kurden entworfenen Plan platzen zu lassen.

Der erfahrene kurdische Politiker Mihemed Emin Pencewini hat in Silêmanî davor gewarnt, dass ein Krieg in der Autonomieregion im Nordirak sich auf ganz Kurdistan ausweiten werde. Er verwies außerdem auf die Bemühungen äußerer Mächte, einen innerkurdischen bewaffneten Konflikt auszulösen. Ein innerer Krieg werde die kurdische Sache um Jahrzehnte zurückwerfen und zu einem erheblichen Prestigeverlust führen.

Hintergrund von Pencewinis Erklärung sind die Anspannungen in Südkurdistan, die durch die Stationierung von Sondereinheiten der Peschmerga in den von der Guerilla kontrollierten Gebieten in einen erneuten Krieg zwischen der PKK und der Barzanî-Partei PDK zu münden drohen. In der kurdischen Öffentlichkeit werden jetzt Appelle verschiedener Persönlichkeiten und Organisationen laut, um einen solchen Krieg zu verhindern.

Mihemed Emin Pencewini lebt in Südkurdistan und war bereits 1992 als Vermittler zwischen PKK, PDK und YNK tätig. In seinem Appell an die „südkurdischen Intellektuellen, Kunstschaffenden, Politiker und politischen Kreise sowie an alle kurdischen Patrioten“ schreibt er:

„In der letzten Zeit haben die Warnglocken für einen innerkurdischen Krieg zu läuten begonnen. Die Asayîş-Behörde der Region Kurdistan hat in einer veröffentlichten Erklärung mitgeteilt, dass drei Personen bei der Vorbereitung eines Terroranschlags gefasst worden sind, und dafür die PKK beschuldigt. Die Patriotische Union Kurdistan (YNK) hat ebenfalls eine Erklärung abgegeben, in der sie mitteilt, dass ihre drei Mitglieder in der Asayîş-Behörde nichts von dem Thema wissen und somit die Erklärung zurückweisen. Durch diese Situation ist in der Bevölkerung eine ernste Hoffnungslosigkeit entstanden.

Murat Karayilan hat im Namen der PKK erklärt, dass die Anschuldigung falsch ist und seine Organisation dazu bereit sei, alle Probleme fernab von Krieg über einen Dialog zu lösen. Das ist eine positive Herangehensweise.

Wenn ein Krieg ausbricht, wird es nicht nur ein Krieg zwischen PDK und PKK sein. Er wird zu einem Krieg zwischen Süd- und Nordkurdistan werden und eventuell alle Kurden betreffen. Das würde bedeuten, dass die kurdische Sache weltweit an Ansehen verliert. Die politischen Entwicklungen im Süden bewegen sich auf eine Krise und Chaos zu. Damit kann das kurdische Anliegen um ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen werden. Und das wären die letzten beiden Pfeile der Besatzerstaaten, die die Kurden im Rücken treffen.

1992 war ich Vermittler bei dem Krieg zwischen der PKK und der Kurdistan-Front sowie zwischen der PKK und der PDK und YNK. Mir sind viele geheime und verborgene Seiten dieses Krieges bekannt. Alles war nur, um die kurdische Sache zu schwächen und zu vernichten.“

Nach dieser Einleitung appelliert Pencewini an die führenden Politiker der PDK, YNK und PKK, den von kurdenfeindlichen Kräften geschmiedeten Plan platzen zu lassen. Namentlich nennt er den PDK-Vorsitzenden Mesûd Barzanî, Präsident Nêçîrvan Barzanî, Ministerpräsident Mesrûr Barzanî, Parlamentspräsident Rêwas Fayiq, Kosret, Şêx Lahûr, Bafîl Talabanî, Qubad Talabanî, Cemil Bayık, Murat Karayılan und Sabri Ok: „Sie müssen wissen, dass ich in Ihrer aller Beisein unter allen Umständen gesagt habe, dass es in Kurdistan zwei einflussreiche Kräfte gibt und beide eine Rolle spielen können. Wenn sich PDK und PKK einigen und solidarisch verhalten, kann sich die kurdische Sache weiter entwickeln und die wichtigsten Ziele erreichen. Wenn sich diese beiden Kräfte jedoch bekämpfen, verkümmern auch alle anderen Kräfte und der kurdische Prozess wird sich seinem Ende zuneigen. Lasst uns alle gemeinsam einen Krieg unter Kurden boykottieren.“