Opferfest unter dem Vorzeichen der Wirtschaftskrise

Vor dem Opferfest zeigt sich die ökonomische Krise besonders deutlich. Viehzüchterinnen und Viehzüchter beklagen, dass sie aufgrund der Verteuerung ihre Tiere für die Feierlichkeiten nicht verkaufen können.

Das diesjährige Opferfest findet in der Türkei und Nordkurdistan unter dem Vorzeichen einer tiefen finanziellen Krise statt. An dem Feiertag wird durch das Schlachten eines Tieres an das Opfer Ibrahims (Abrahams) erinnert. Für die Viehzüchterinnen und Viehzüchter ist das Opferfest daher auch von größter ökonomischer Bedeutung. Doch die galoppierende Inflation in der Türkei und Nordkurdistan, der Krieg und die Verarmung in den kurdischen Regionen bringen die Landbevölkerung in eine immer schwierigere Lage. Dies zeigt sich deutlich in der Provinz Wan, wo die Viehzucht praktisch am Ende ist.

Im vergangenen Jahr konnten Kleinvieh zum Opferfest für zwischen 2.000 und 3.000 TL und Rinder für 10.000 bis 20.000 TL verkauft werden. Der Preis hat sich in diesem Jahr vervielfacht. Kleinvieh kostet jetzt zwischen 5.000 und 6.000 TL und Rinder zwischen 50.000 und 70.000 TL. Die Verteuerung liegt einerseits an der Inflation, andererseits aber auch an den massiv gestiegenen Futtermittelpreisen in diesem Zusammenhang. Aufgrund militärischer Sperrgebiete kann das Vieh nicht auf die Weiden gebracht werden und muss mit Futter versorgt werden.

Es gibt keine Kaufkraft“


Der Viehzüchter Zeki Kara beschreibt die Lage: „Die Menschen sind arbeitslos und arm. Wie sollen sie da Opfertiere kaufen und schlachten? In den vergangenen Jahren war die Situation besser, aber in diesem Jahr ist es viel schlimmer. Der Preis für ein Schaf hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt oder verdreifacht. Ein Kilo Fleisch kostet inzwischen 250 TL. Es gibt zu viele arme Menschen in unserem Land. Wir sagen den Leuten, dass ein Schaf 5.000 TL kostet, aber niemand kauft es. Ich mache diesen Job seit 21 Jahren, aber niemals war es so wie heute. Dies ist eine Region, die von Viehzucht und Landwirtschaft geprägt ist. Wir müssen die Tiere füttern, aber es gibt keinen Gewinn wie früher."

Alles hat sich extrem verteuert“

Der Viehzüchter Mehmet Çaçur berichtet von der schwierigen ökonomischen Lage der Menschen: „Diesel ist sehr teuer, die Kosten sind sehr hoch. Jetzt können wir nicht einmal einen Hirten finden, der sich um die Tiere kümmert. Deshalb müssen die Leute ihre Tiere verkaufen. Jetzt verkaufen wir Kleinvieh auf dem Markt für 4.000 bis 6.000 TL, aber niemand kauft es, weil die Leute kein Geld haben.“

Wir können nicht verkaufen“

Auch Halil Çiçek, ein weiterer Viehzüchter, sagt: „Es ist kein Geld auf dem Markt. Die Menschen leben im Elend. Wir haben das Opferfest vor uns, einige Leute kaufen Opfertiere, aber dieses Mal leihen sie sich das Geld dafür und können es nicht zurück zahlen. Ich habe die Tiere hierhergebracht, muss sie aber wieder mit zurück ins Dorf nehmen, wenn wir sie nicht verkaufen. Sie hatten den Viehmarkt schon einmal unter dem Vorwand der Maul- und Klauenseuche geschlossen. Wenn sie ihn auch dieses Mal schließen, werden wir in eine sehr schwierige Situation geraten. Ich kaufe Tiere aus Erdiş, Muradiye, Payîzava (tr. Gürpınar) und anderen Orten und versuche, sie hier zu verkaufen, aber es gibt niemanden, der sie auf diesem Markt kauft.“