Namen von Metîna-Gefallenen veröffentlicht

Rojhat Hebeş, Rojda Zîlan Demhat und Şoreş Serhildan sind im Widerstand gegen die türkische Invasion in Metîna ums Leben gekommen.

Die Guerillakämpfer:innen Rojhat Hebeş, Rojda Zîlan Demhat und Şoreş Serhildan sind im Widerstand gegen die türkische Invasion in der südkurdischen Region Metîna gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Rojhat Hebeş war Kommandant und stammte aus dem Osten Kurdistans (Rojhilat), Rojda war eine mutige Kämpferin aus dem Norden (Bakur) und Şoreş ein arabischer Revolutionär aus dem Westen (Rojava). Die HPG sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem kurdischen und arabischen Volk ihr Beileid aus und erklären, dass der Widerstand gegen die türkischen Kolonialisten und ihre Kollaborateure in den Medya-Verteidigungsgebieten weitergeht.

                                 

Codename: Rojhat Hebeş
Vor- und Nachname: Mecîd Mahmudî
Geburtsort: Kotol
Namen von Mutter und Vater: Zubeyde – Hasan
Todestag und -ort: Juli 2023 / Metîna

 

Codename: Rojda Zîlan Demhat
Vor- und Nachname: Kezban Akşin
Geburtsort: Bedlîs
Namen von Mutter und Vater: Saadet – Şemsettin
Todestag und -ort: Juli 2023 / Metîna

 

Codename: Şoreş Serhildan
Vor- und Nachname: Salih Silêman Ereb
Geburtsort: Hesekê
Namen von Mutter und Vater: Hiyam – Silêman
Todestag und -ort: Juni 2023 / Metîna

 

Rojhat Hebeş


Die HPG würdigen Rojhat Hebeş als „Kommandant schwieriger Zeiten“. Er wurde in Kotol (Qotur) in der Nähe von Xoy in Rojhilat (Westiran) geboren. Als die kurdische Freiheitsbewegung in den 1990er Jahren große Entwicklungssprünge in Bakur und Rojava machte, wurde die PKK auch in dieser Region bekannt. Die ersten Guerillagruppen, die in dem Gebiet um Kotol ankamen, beeindruckten mit ihrer selbstlosen und entschlossenen Haltung die Bevölkerung. Viele junge Menschen schlossen sich ihnen an. Besonders starken Zulauf bekam die PKK-Bewegung in Rojhilat nach der Verschleppung von Abdullah Öcalan in die Türkei. Auch aus dem Dorf Hebeş, in dem Rojhat zur Welt kam, gab es viele Beitritte zur Guerilla. Er selbst wuchs mit der kurdischen Kultur auf und wurde von dem Öcalan-Paradigma beeinflusst. 2009 ging er ins Qendîl-Gebirge und ließ sich zum Guerillakämpfer ausbilden.


Nach seiner Grundausbildung hielt Rojhat Hebeş sich weiter in Qendîl auf. In der praktischen Arbeit war er zusammen mit dem später gefallenen Kommandanten Hüseyin Mahir (Kadri Çelik), von dem er wesentliche Grundsätze des revolutionären Lebens erlernte. Sein Vorschlag, in den schwierigen Kampf in Bakur zu gehen, wurde zunächst angenommen, aber dann begann der Feldzug der Terrormiliz IS in Kurdistan. Rojhat ging zur Verteidigung von Kobanê nach Rojava und trug zur Befreiung der Stadt vom IS bei. Danach war er Frontkommandant in der Region Sirîn und bewies kreative taktische Fähigkeiten. Um den IS zu zerschlagen, nahm er auch an den weiteren Befreiungsoffensiven teil. Bei der Befreiung des Tişrîn-Staudamms spielte er eine führende Rolle, die Kämpfer:innen unter seinem Kommando profitierten von seinem Mut und seiner zielgenauen Schlagkraft. Nach einer langen Kampfphase unterrichtete er zwei Jahre lang an Militärakademien und bildete viele Kämpfer:innen aus.

Anschließend kehrte er zur eigenen Weiterbildung zurück in die Berge und reflektierte in den Apollon-Akademien seine bisherige Praxis. Er gab seine eigenen Kampferfahrungen weiter und beschäftigte sich intensiv mit modernen Guerillataktiken. Danach konnte er sich endlich den Wunsch erfüllen, nach Bakur zu gehen. Er kam als Mitglied der Gebietskommandantur nach Wan und kämpfte dort und in anderen Gebieten im Norden Kurdistans. Bei diesem Einsatz zeigte er großen Enthusiasmus und Opferbereitschaft. Zuletzt war er wieder in den Medya-Verteidigungsgebieten und beteiligte sich an der Verteidigung der Region gegen die türkischen Besatzungsangriffe. Als Mitglied der Kommandantur von Metîna organisierte er den Widerstand in den von der Guerilla errichteten Tunnelanlagen und der mobilen Kleingruppen im Gelände. Er koordinierte viele erfolgreiche Aktionen, die zu schweren Verlusten der türkischen Armee führten.

„Unser Weggefährte Rojhat war ein Guerillakommandant, der schwierige Umstände nicht als Hindernis gelten ließ und die Hoffnung auf Erfolg immer lebendig hielt. Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit waren für ihn Begriffe, die er nicht akzeptierte. Mit seiner selbstlosen Beteiligung am Guerillaleben und seiner Führungsmission bei allen anfallenden Arbeiten hat er einen Platz in den Herzen seiner Genossinnen und Genossen eingenommen. Mit seinen schöpferischen taktischen Fähigkeiten spielte er eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der Guerilla. Er war ein Kommandant mit bescheidener Persönlichkeit und offenen Worten, der seinen Weggefährt:innen Moral gab und keine Kompromisse bei den ethischen Maßstäben der PKK machte. Er hatte die apoistische Philosophie verinnerlicht und es gelang ihm überall, ein vorbildlicher Kommandant mit militanter Haltung zu sein“, erklären die HPG.

Rojda Zîlan Demhat


Rojda Zîlan Demhat ist im Landkreis Hîzan in Bedlîs (tr. Bitlis) in der Garzan-Region geboren. Weil ihre Familie die Heimat aufgrund der staatlichen Repression verlassen musste, wuchs sie in Mersin auf. Die Familie hielt jedoch an ihrer kurdischen Identität fest und Rojda verfolgte den Befreiungskampf in Kurdistan mit großem Interesse. Als junge Frau setzte sie sich mit der traditionellen Rolle von Frauen in der Gesellschaft auseinander und wollte dagegen kämpfen. Sie beschäftigte sich mit verschiedenen Methoden, gegen die Versklavung von Frauen vorzugehen, und las Texte zur Frauenbefreiungsideologie von Abdullah Öcalan. In dieser Zeit war sie in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. Als der IS am 3. August 2014 Şengal überfiel und Tausende Menschen tötete und versklavte, entschied sie sich für den bewaffneten Kampf. Im selben Jahr schloss sie sich zusammen mit ihrer Cousine Arjîn Garzan (Nergiz Akşin) in Herekol der Guerilla an. Nach ihrer Grundausbildung in Besta ging sie auf eigenen beharrlichen Wunsch nach Kobanê und nahm an der Verteidigung gegen den IS teil. Obwohl sie keine militärische Erfahrung hatte, wurde sie aufgrund ihrer Wut und ihrer Überzeugung innerhalb kurzer Zeit zu einer führenden Militanten. Sie beobachtete ihre Mitkämpfer:innen und setzte deren Taktiken in die Praxis um. Die Verbundenheit mit den Gefallenen der Schlacht um Kobanê prägten ihr gesamtes weiteres Leben.

Nach der Befreiung von Kobanê nahm sie an den weiteren Offensiven gegen den IS teil und wurde in Sirîn verwundet. Nach ihrer Genesung kehrte sie zurück an die Front. Jeder Schlag gegen die Islamisten war für sie die Rache für die ermordeten und versklavten Ezidinnen. Rojda war eine der mutigen Frauen, die zur Zerschlagung des IS-Kalifats beigetragen haben.

Nach dem Sieg über den IS kehrte sie zurück in die Berge und nahm als Kämpferin einer mobilen Einheit der YJA Star am Widerstand gegen die türkische Invasion in den Regionen Metîna, Zap und Avaşîn teil. Der Tod ihrer Cousine Arjîn Garzan (Nergiz Akşin) 2017 in Botan war ein einschneidendes Erlebnis, das ihre Entschlossenheit verstärkte. Rojda kämpfte zuletzt in Metîna und verwandelte ihre Wut auf den Feind in praktische Aktion.

Şoreş Serhildan

Şoreş Serhildan ist als Sohn arabischer Eltern in Hesekê in Nordsyrien geboren. Seine Familie lebte bis zur Revolution von Rojava unter dem Druck des Baath-Regimes. Danach begannen die Angriffe islamistischer Gruppierungen auf die Region. Beeindruckt von dem opferbereiten Kampf der Verteidigungskräfte von Rojava schloss sich Şoreş ihnen an. Von ihnen lernte er die Philosophie und Prinzipien der kurdischen Befreiungsbewegung kennen. Er nahm mit großem Mut am Widerstand gegen die türkischen Angriffe teil und wurde Zeuge der Massaker bei den Invasionen in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî. Um Vergeltung zu üben, ging er in die Berge und wurde HPG-Kämpfer. Er war von dem von Abdullah Öcalan vorgelegten Konzept der Demokratischen Nation überzeugt und setzte sich mit dieser Ideologie auseinander. Gleichzeitig erlernte er den Guerillakampf und professionalisierte sich im Gebrauch verschiedener Waffen. Um das Guerillagebiet gegen die türkischen Besatzungsangriffe zu verteidigen, ging er nach Metîna und kämpfte in einer mobilen Einheit. Da er bereits Kriegserfahrung hatte, konnte er zu vielen erfolgreichen Aktionen beitragen.