Namen von drei Gefallenen veröffentlicht

Die Kommandantin Avesta Tekoşîn und die Kämpfer Bawer Arîn und Zinar Serêçiya sind bei Angriffen des türkischen Staates in Metîna ums Leben gekommen. Die HPG würdigen ihren Widerstand und sprechen der kurdischen Öffentlichkeit ihr Beileid aus.

Die Guerillakämpfer:innen Avesta Tekoşîn, Bawer Arîn und Zinar Serêçiya sind bei Angriffen des türkischen Staates in Metîna ums Leben gekommen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit: „Unser Widerstand gegen die Besatzerarmee der Türkei geht überall in Kurdistan, insbesondere in den Medya-Verteidigungsgebieten, entschlossen weiter. Die kurdische Freiheitsguerilla, die mit ihrem selbstlosen Kampf die feindlichen Angriffe auf die Qadên Parastina Medyayê gebrochen hat, beharrt unter unvergleichlichen Opfern auf diesem Widerstand und hat den Anspruch, das Erfordernis ihres Versprechens zu erfüllen, den achtenswerten Kampf unseres Volkes zum Sieg zu führen. In diesem epischen Kampf, der in jedem Augenblick von großem Heldentum zeugte, fanden Avesta Tekoşîn im Juni 2023 und unsere Genossen Bawer Arîn und Zinar Serêçiya im Juli 2023 den Gefallenentod.

Wir sprechen dem gesamten patriotischen Volk Kurdistans unser Beileid aus, insbesondere den Familien von Avesta, Bawer und Zinar, die mit Mut und einer tiefen Verbundenheit zur Freundschaft gekämpft und sich der Karawane der Gefallenen angeschlossen haben.“

Codename: Avesta Tekoşîn

Vor- und Nachname: Mizgin Aşkara

Geburtsort: Sêrt

Namen von Mutter und Vater: Emine – Beşir

Todestag und -ort: Juni 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete

Codename: Bawer Arîn

Vor- und Nachname: Mesut Demirkan

Geburtsort: Wan

Namen von Mutter und Vater: Peru – Sadık

Todestag und -ort: Juli 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete

Codename: Zinar Serêçiya

Vor- und Nachname: Mihemed Abdulxanî

Geburtsort: Hesekê

Namen von Mutter und Vater: Hena – Abdulxanî

Todestag und -ort: Juli 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete


Avesta Tekoşîn

Avesta Tekoşîn wurde in der nordkurdischen Provinz Sêrt (tr. Siirt) geboren. Ihre Familie gehört dem in der Botan-Region ansässigen Stamm der Didêrî an, der als traditionell patriotisch gilt. Sie selbst wuchs in einem Umfeld auf, dessen politisches Bewusstsein des Widerstands gegen die staatliche Unterdrückungspolitik bis in die Gegenwart wirkt. Als Heranwachsende engagierte sie sich bei zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für die Rechte von Frauen und insbesondere Opfer patriarchaler Gewalt einsetzen. Später war sie Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung und der revolutionären Jugendbewegung Kurdistans. Mit der Intensivierung der Repression des türkischen Staates gegen die kurdische Gesellschaft entschloss sie sich 2014, in die Berge zu gehen. Der Guerilla schloss sie sich in Garzan an.


Rund anderthalb Jahre blieb Avesta Tekoşîn bei der Guerilla in Garzan, wo sie ihr ideologisches Wissen erweiterte und praktische Erfahrungen im Kampf sammelte. Ende 2015 wechselte sie nach Heftanîn in den Medya-Verteidigungsgebieten. Zu dieser Zeit lief der im Juli jenes Jahres nach der einseitigen Beendigung des Dialogprozesses mit der PKK eingeleitete „totale Krieg“ gegen die kurdische Befreiungsbewegung auf Hochtouren. Avesta Tekoşîn beteiligte sich aktiv an Gegenmaßnahmen der Guerilla und wurde zu einer Kommandantin der Verbände freier Frauen (YJA Star). Den Prozess der Umstrukturierung in den Bergen verbrachte sie ab 2017 in verschiedenen Akademien, wo sie sich unter anderem in der Nutzung schwerer Waffen ausbilden ließ. Später ging sie nach Xakurke. Hier war sie wieder an vorderster Front im Einsatz und an allen Guerillaoffensiven gegen die Besatzung beteiligt. Zuletzt hielt sie sich in Metîna auf und leitete verschiedene Aktionen gegen die Invasion an, vor allem in Girê Hekarî. Ihr Fokus lag auf der Taktik mobiler Guerillaeinheiten.

Bawer Arîn

Bawer Arîn wurde in Wan als Sohn einer dem Stamm der Giravî zugehörigen Familie geboren. Die Giravî haben zahlreiche Angehörige, die sich der PKK angeschlossen haben und im Widerstand gegen den türkischen Staat ums Leben gekommen sind. Diese Realität prägte Bawer Arîn. Er schmiss die Schule hin, weil er sich dem System des Staates entziehen wollte. Stattdessen arbeitete er als Hirte, um seine Familie finanziell zu unterstützen. 2015 schloss er sich der kurdischen Bewegung an. Er engagierte sich zunächst in Wan und Amed (tr. Diyarbakir) bei der Jugendbewegung, bevor er 2016 zur Guerilla in die Berge ging. Sein erstes Einsatzgebiet war Metîna in Südkurdistan, wo er rund zwei Jahre lang blieb und kämpfte. Den Umstrukturierungsprozess der Guerilla nutzte er, um sich die Anwendung verschiedenster taktischer Waffen anzueignen. Das Erlernte setzte er anschließend in Metîna in die Praxis um.


Zinar Serêçiya

Zinar Serêçiya wurde als Sohn einer patriotischen Familie in Hesekê im Westen von Kurdistan (Rojava) geboren. Er wuchs in einem Umfeld auf, in dem eine tiefe Verbundenheit zur PKK bestand. Mit dem Aufkommen der Revolution in Rojava zogen viele Verwandte von ihm an die Fronten, um sich am Widerstand gegen terroristische Dschihadistenmilizen wie Al-Nusra oder den selbsternannten Islamischen Staat (IS) zu beteiligen. 2015 schloss er sich dann selbst den Verteidigungseinheiten von Rojava an. Etwa ein Jahr lang kämpfte er für die Errungenschaften der Revolution, bis er zur Guerilla in die Berge wechselte. Er war an verschiedenen Fronten in den Medya-Verteidigungsgebieten im Einsatz und galt als Experte der Sabotage-Taktik. In diesem Rahmen gehörte er jenen taktischen Guerillaeinheiten an, die im Gelände die Tunnelkriegsführung unterstützen.