Konferenz: Mit den ezidischen Sicherheitskräften zur Autonomie von Şengal

Die ezidischen Sicherheitskräfte (Asayîşa Êzdîxanê) bewerten auf einer Konferenz in Şengal die politische Lage und die eigene Arbeit.

Die 2016 in Şengal gegründeten Sicherheitskräfte Asayîşa Êzdîxanê führen zum ersten Mal eine Konferenz durch. Hintergrund der Entstehung der autonomen Sicherheitskräfte war der Genozid und Femizid, den der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) 2014 in Şengal verübte, nachdem die irakische Armee und die Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) die Region fluchtartig verlassen hatten. Die Konferenz findet unter dem Motto „Der Weg zur Autonomie von Şengal führt über die Stärkung der Asayîşa Êzdîxanê“ und im Gedenken an die gemeinschaftlich vom türkischen Staat und der PDK Anfang März ermordeten YBŞ-Kommandanten Pîr Çeko und Agir Cefrî sowie Şerzad Şemo Qasim von der Leitung der ezidischen Sicherheitskräfte statt. Neben den Delegierten nehmen als Gäste Mitglieder der Selbstverwaltung von Şengal, der Frauenbewegung TAJÊ und des Ezidischen Jugendverbands sowie Angehörige von Gefallenen teil. Insgesamt sind 300 Delegierte und Gäste auf der Konferenz.

Eingeleitet wurde die Konferenz mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes. Die Begrüßungsansprache wurde von Heso Ibrahim als Ko-Vorsitzendem des Autonomen Leitungsrats von Şengal gehalten. Ibrahim wies auf die Rolle und Bedeutung der Asayîşa Êzdîxanê bei der Verteidigung von Şengal hin und sagte, dass seit 2018 viele mutige Menschen, die das Ezidentum neu beleben wollten, bei Angriffen ums Leben gekommen sind. „Wir werden unseren Freiheitskampf niemals aufgeben, auch wenn wir dafür unsere Kinder, unsere Häuser und unser Leben geben müssen“, betonte Ibrahim.

Der April sei für die ezidische Gemeinschaft der Beginn eines neuen Jahres und er wünsche, dass es ein glückliches und freies Jahr in Wohlstand und Hoffnung werde, so Heso Ibrahim: „Als ezidisches Volk haben wir sehr schwere Zeiten erlebt. Unsere Feinde wollen unseren Glauben und unseren Willen auslöschen. Dass wir unseren Glauben am Leben erhalten können, haben wir unseren Gefallenen zu verdanken. Gegen unser Volk läuft eine schmutzige Politik, die wir bis zum Äußersten bekämpfen werden.“

Eines der Hauptziele des Şengal-Abkommens vom 9. Oktober 2020 zwischen der irakischen Regierung und der PDK sei die Auflösung der ezidischen Sicherheitskräfte gewesen, sagte Ibrahim weiter. Das Abkommen bedeute eine Fortsetzung der Massaker und werde von tödlichen Angriffen und Spezialkriegsmethoden begleitet. Bisher sei die Umsetzung des Abkommens durch den Widerstand der Selbstverwaltung und der Menschen in Şengal verhindert worden. Aktuell werde jedoch versucht, es über Verräter zu etablieren. Ibrahim appellierte an alle Ezidinnen und Eziden, sich nicht in den Dienst des Feindes zu stellen: „Im Ezidentum gibt es keinen Verrat.“

Die Konferenz wird mit einer Bewertung der Arbeitsberichte und Gastreden fortgesetzt. Im weiteren Verlauf soll die Satzung erneuert und das zukünftige Vorgehen geplant werden.