KNK: Erneute Angriffe auf die überlebenden Ezid:innen Şengals

Der Nationalkongress Kurdistan (KNK) hat anlässlich der Angriffe auf Şengal eine Erklärung veröffentlicht und fordert die Einstellung der militärischen Angriffe auf die Überlebenden des Genozides durch den IS von 2014.

In einer Erklärung äußert sich der Exekutivrat des KNK (Nationalkongress Kurdistan) zu den aktuellen Angriffen auf Şengal seitens der irakischen Armee:

„Mit einer großen Anzahl von Soldaten, gepanzerten Fahrzeugen und Panzern ist die irakische Armee in Sindschar (Şengal) eingedrungen und hat erneut die YBŞ (Widerstandseinheiten Şengal), die YJŞ (Fraueneinheiten Şengals) und die Asayîşa Êzîdxanê (Innere Sicherheitskräfte der Ezid:innen) angegriffen. Unter den bombardierten Orten im Dugir-Gebiet von Sinjar befindet sich auch eine Schule.“

Zudem wird auf die Hintergründe der aktuellen Eskalation hingewiesen: „Parallel zum türkischen Einmarsch in die Guerillagebiete in Südkurdistan (Nordirak) am 17. April 2022 und den permanenten Angriffen der Türkei auf Rojava hatte die irakische Armee in den letzten Wochen ihre Militärpräsenz im ezidischen Siedlungsgebiet von Sindschar massiv verstärkt und viele Straßen in der Region gesperrt. Ziel ist es, die Verbindung zwischen Sindschar, Rojava und den Medya-Verteidigungsgebieten abzuschneiden, alle drei Gebiete zu isolieren und schließlich ihren Widerstand zu brechen. Offenbar gibt es eine Absprache zwischen der Erdogan-Regierung in der Türkei, der Barzani-Partei PDK (Demokratische Partei Kurdistans) in Südkurdistan und der irakischen Zentralregierung unter Mustafa al-Kadhimi.“

Warum greift die irakische Armee die Eziden jetzt an?

In der Erklärung heißt es weiter: „Als der Völkermord an den Ezidinnen und Eziden am 3. August 2014 begann, zogen sich die in dem Gebiet anwesenden Verwaltungs- und Sicherheitskräfte aus Sindschar zurück. In den folgenden Wochen und Monaten wurde ein brutaler Völkermord verübt. Über den Völkermord wurde in den internationalen Medien ausführlich berichtet, so dass die internationale Gemeinschaft große Aufmerksamkeit auf diesen richtete. Von August 2014 bis Januar 2015 leistete die lokale ezidische Bevölkerung massiven Widerstand, um zu verhindern, dass der Islamische Staat (IS) den Berg Sindschar besetzt.

Gleichzeitig wurde unter der Bevölkerung ein Organisationssystem aufgebaut, damit die Menschen ihre Heimat nicht verlassen müssen und sich selbst schützen können. Im Rahmen dieser Bemühungen wurden die Selbstverteidigungskräfte YBŞ und YJŞ gegründet. Diese Selbstverteidigungskräfte haben bis zum 19. Dezember 2014 viele Städte und Dörfer im Sinjar befreit.

Heute greift die irakische Armee die Ezidinnen und Eziden an, die den Völkermord des IS im Jahr 2014 überlebt haben, um ihre autonome Verwaltung und ihre Selbstverteidigungsstrukturen zu zerschlagen. Dieselbe irakische Armee, welche die Ezid:innen 2014 dem Massaker des IS überließ, versucht, eine neue Ordnung für die Ezid:innen zu schaffen, ohne eine dauerhafte Lösung zu versprechen, die mit der lokalen Verwaltung abgesprochen ist.“

Forderung: Einstellung aller militärischen Angriffe und Einbeziehung der lokalen Vertreter:innen

Der Exekutivrat fordert: „Die aktuellen Probleme der ezidischen Gemeinschaft im Sindschar können nicht ohne die Einbeziehung von Vertreter:innen des Rates der Demokratischen Autonomieverwaltung Şengals (MXDŞ) und aus allen Teilen der ezidischen Gesellschaft gelöst werden.

Wir fordern daher die irakische Armee auf, ihre militärischen Angriffe auf die Ezid:innen sofort einzustellen. Die irakische Regierung und die politischen Parteien fordern wir auf, friedliche Lösungen mit den Vertreter:innen der Ezid:innen zu finden, anstatt Krieg zu führen.“