Seit Monaten stehen weite Flächen in den Gebieten Gabar, Cûdî und Besta in der nordkurdischen Provinz Şirnex (türk. Şırnak) in Flammen. Die Wälder und Weideflächen wurden durch Artilleriebeschuss und Leuchtspurmunition oder direkt bei Militäroperationen ausgelöst. Löscharbeiten werden systematisch behindert. Mit dieser Politik der verbrannten Erde versucht das türkische Regime, die Region zu entvölkern und der Guerilla jeglichen Rückzugsort zu nehmen. Diesen Sommer wüteten die Brände besonders schlimm und Gärten, Weinberge und Felder wurden in Asche verwandelt. Viele Wild- und Herdentiere starben im Feuer. Durch die Vernichtung der Vegetation kommen aber auch Hirten in große Schwierigkeiten.
Fethi Inal aus Şirnex ist seit langen Jahren Hirte. Er berichtet, dass es allein schon schwer sei, überhaupt noch einen Ort zu finden, an dem er seine Tiere weiden lassen könnte. „Ich wache mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Dann breche ich mit den Tieren auf. Unser Dorf liegt mitten in der Region Besta. Dieses Jahr ist alles abgebrannt. Es gibt keinen Ort mehr, an dem wir unser Vieh weiden lassen können“, erklärt der Hirte.
Zu den Löschversuchen sagt er: „Wir versuchen, die Brände zu löschen, aber man hindert uns daran. Wenn wir unser Vieh an Orte fern der Brände bringen wollen, dann verbieten sie es uns. Es gibt keinen grünen Flecken mehr. Diese Region brennt seit fast drei Monaten. Ich habe niemals so einen Brand gesehen.“
Inal berichtet, dass die meisten Menschen der Region von der Landwirtschaft leben: „Aber wenn diese Bäume und Wälder abbrennen, dann gibt es nichts mehr, was man als Landwirtschaft bezeichnen kann. Die Menschen, die sich aufgrund der Brände nicht mehr versorgen können, migrieren oder schicken ihre Kinder in den Westen zum Arbeiten. Diese Brände müssen sofort gestoppt werden.“
„Alle sind stumm und taub“
Inal schließt mit den Worten: „Wenn im Westen ein Baum brennt, dann gibt es einen Aufschrei. Aber wenn es um Kurden geht, stellen sich alle taub und stumm. Hier sind tausende Bäume verbrannt und es brennt immer noch. Die seit Jahren in der Region wachsenden Pflanzen werden im Frühjahr nicht mehr wachsen können. Aber niemand nimmt diese Katastrophe war. Hier brennt kein Baum, sondern die Menschlichkeit. Alle müssen diese Brände sehen und etwas unternehmen.“