Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Namen der beiden Guerillakämpfer:innen veröffentlicht, die am Donnerstag bei Gefechten mit türkischen Besatzungstruppen in der südkurdischen Zap-Region ums Leben gekommen sind. Wie es in einer Mitteilung des Pressezentrums der HPG heißt, handelt es sich bei den Gefallenen um Jîndar Rûmet Meyaser und Zagros Besta. Ihre vollständigen Identitäten lauten:
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Codename: Jîndar Rûmet Meyaser
Vor- und Nachname: Berjîn Arşimet
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Zeki
Todestag und -ort: 19. Oktober 2023 / Zap
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Codename: Zagros Besta
Vor- und Nachname: Ahmed Çorto
Geburtsort: Raqqa
Namen von Mutter und Vater: Makbule – Osman
Todestag und -ort: 19. Oktober 2023 / Zap
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Jîndar Rûmet Meyaser
Jîndar Rûmet Meyaser wurde in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır) geboren. Ihre in Farqîn (Silvan) ansässige Familie, die dem Stamm der Xelîkan angehört, ist tief im kurdischen Befreiungskampf verwurzelt und engagiert sich seit Jahrzehnten auf politischer Ebene für die Belange der Kurdinnen und Kurden. Dieses stark politisierte Umfeld gab Jîndar Rûmet Meyaser Impulse zu eigener politischer Betätigung und einem Bewusstsein für soziale Kämpfe gegen Ungleichheiten. „Die Unterdrückung der Frauen durch die reaktionäre männliche Weltsicht führte bei Hevala Jîndar zu Widersprüchen und dem Drang, Lösungen zu finden. Sie wandte sich gegen patriarchale Normen, das männerdominierte System und die Mentalität, Frauen in einem Sklavenstatus zu halten und sie zu unterdrücken. Der starke Geist der freien Frauen in ihrem Wesen erweiterte ihre Suche, ermöglichte ihr, eigene Forschungen anzustellen und die Freiheitsbewegung besser kennenzulernen“, schreiben die HPG über die Gefallene.
Der Guerilla schloss sich Jîndar Rûmet Meyaser 2014 an. Ihre Grundausbildung absolvierte sie in der Zap-Region, wo sie auch erste praktische Erfahrungen im Kampf sammelte und sich aktiv am Widerstand gegen die türkische Besatzung beteiligte. Nach rund drei Jahren an verschiedenen Fronten der Region wechselte sie an die Mahsum-Korkmaz-Akademie. Hier durchlief sie ideologische und militärische Weiterbildungsprogramme und erlangte auf dem Gebiet der modernen Guerillataktik Fachwissen auf Kommandoebene. Anschließend ging sie für drei Jahre nach Avaşîn. Dort war sie Teil der mobilen Guerillaeinheiten und erlangte Kompetenz in der Taktik der beweglichen Kleingruppen im Gelände. Außerdem galt sie als Spezialistin für Kampfformen wie Attentate, Hinterhalte, Überfälle und Infiltration und war Expertin auf dem Gebiet der Defensiv-Angriffe.
2021 verließ Jîndar Rûmet Meyaser die Avaşîn-Region und ging an eine Militärakademie für die Aus- und Weiterbildung von Kommandantinnen und Kommandanten. Anschließend hielt sie sich eine Weile im zentralen Hauptquartier der Verbände freier Frauen (YJA Star) auf. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie im Widerstandsgebiet Kurojahro im Einsatz. Bei dem Gefecht, in dem sie zusammen mit Zagros Besta fiel, kamen zuvor zwei ranghohe Soldaten der türkischen Armee ums Leben.
Zagros Besta
Zagros Besta wurde in der nordsyrischen Metropole Raqqa geboren. Er wuchs in einem patriotischen Elternhaus auf, politisiert wurde er in den Reihen der Revolutionären Jugend von Rojava. Lange Jahre war er als Aktivist in die Projekte der Jugendbewegung eingebunden, bevor er sich unter dem Eindruck der 2012 im westlichen Kurdistan vollzogenen Revolution entschied, sich den dortigen Verteidigungskräften anzuschließen. Er ging zu den Volksverteidigungseinheiten (YPG) und beteiligte sich am Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS).
Später zog es Zagros Besta ins Zentrum des kurdischen Widerstands. „Er war der Ansicht, dass unsere rebellischen und freien Berge der Ort sind, an dem der Kampf gegen die Besatzer am effektivsten geführt werden kann“, erklären die HPG. Er passte sich ohne Mühen den Gegebenheiten im Gebirge an und wurde schnell zu einem kompetenten Guerillakämpfer. Zagros Besta beteiligte sich in verschiedenen Regionen Südkurdistans am Tunnelkrieg und gehörte zugleich den mobilen Einheiten an. In den Zap wechselte er auf eigenen Wunsch hin, um „das Tor zum Widerstand“, wie die Region genannt wird, zu verteidigen.
Die HPG sprechen den Angehörigen von Jîndar Rûmet Meyaser und Zagros Besta ihr Mitgefühl aus.