IHR: Zahl der Toten steigt auf mindestens 50

Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Rojhilat und Iran nach dem Tod von Jina Mahsa Amini sind nach Angaben von Iran Human Rights (IHR) bislang mindestens 50 Menschen getötet worden.

Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Rojhilat und Iran nach dem Tod von Jina Mahsa Amini sind nach Angaben von Iran Human Rights (IHR) bislang mindestens 50 Menschen getötet worden. Zuletzt seien sechs Menschen am Donnerstagabend in Reswanschahr in der nordiranischen Provinz Gilan von Sicherheitskräften erschossen worden, teilte die Organisation mit Sitz in Oslo am Freitagabend mit. Unter den Todesopfern sind viele Frauen und Jugendliche.

Auch aus den nordiranischen Ortschaften Babol und Amol seien Todesfälle gemeldet worden. „Die internationale Gemeinschaft muss der iranischen Bevölkerung gegen eines der repressivsten Regime unserer Zeit beistehen“, forderte IHR-Leiter Mahmood Amiry-Moghaddam. Die iranischen Behörden gaben die Zahl der Toten offiziell bisher mit 17 an, darunter seien fünf Sicherheitskräfte. Im Staatsfernsehens war zuletzt von mindestens 35 getöteten Menschen die Rede.

Die 22-jährige Jina Mahsa Amini war am 13. September während eines Familienbesuchs in Teheran wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Hidschab-Vorschriften festgenommen worden – weil ihr Kopftuch nicht richtig gesessen habe und ein paar Haarsträhnen zu sehen gewesen seien. Auf dem Revier wurde sie im Verlauf einer „Belehrung“ durch die „Sittenpolizei“ so massiv misshandelt, dass sie ins Koma fiel und bei der Aufnahme im Krankenhaus wenige Stunden später bereits hirntot war. Erst drei Tage später wurde sie offiziell für tot erklärt. Seit Bekanntwerden des Falls rollt unter der kurdischen Losung „Jin, Jiyan, Azadî“ eine massive Protestwelle durch das Land, die das Mullah-Regime mit aller Gewalt zu unterdrücken versucht.

In knapp 80 Städten ist die Bevölkerung im Widerstand gegen den herrschenden Klerus und das System der Islamischen Republik Iran. Neben mindestens 50 Toten führte die gewaltsame Niederschlagung der Proteste bisher zu weit mehr als tausend Verletzten und zahlreichen Festnahmen. Am Mittwoch meldeten kurdische Menschenrechtsorganisationen noch die Zahl 600, inzwischen geht man von mindestens doppelt so vielen Festnahmen aus. Allein in der Provinz Gilan sollen seit Donnerstag mehr als 730 Menschen in Gewahrsam genommen worden sein, darunter mindestens 60 Frauen.

Am Freitag signalisierte das Regime erneut seine Bereitschaft zum harten Durchgreifen gegen regierungskritische Demonstrantinnen und Demonstranten. Die Armee werde dem „Feind die Stirn bieten“, um für Sicherheit im Land zu sorgen, erklärten Irans Streitkräfte. Zuvor hatte es in Teheran nach dem Freitagsgebet einen Aufmarsch für das Tragen von Kopftüchern gegeben. Zu der Gegendemonstration hatte die Führung in Teheran mobilisiert und später erklärt, sie sei spontan erfolgt.

USA wollen Internetzugang in Iran erleichtern

Als Reaktion auf die Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini hatte das iranische Regime den Zugang zum Internet massiv eingeschränkt, und insbesondere mobile Netzwerke weitgehend abgeschaltet. Die US-Regierung reagierte am Freitag darauf, indem sie Exportbeschränkungen erleichterte und amerikanischen Technologiekonzernen gestattete, ihre Aktivitäten im Iran auszuweiten. Das umfasst unter anderem den Zugang zu Software – darunter Anti-Viren-Programmen – und zu Videokonferenz-Diensten, erklärte US-Vizefinanzminister Wally Adeyemo. Tesla-Chef und SpaceX-CEO Elon Musk kündigte daraufhin an, seinen Starlink-Satelliten-Breitbanddienst für die Menschen in Iran zu aktivieren. Mit dem Projekt will Musk einen weltweit Internetzugang bieten und dabei insbesondere entlegene Gebiete mit einer schnellen Internetverbindung versorgen.