Identität von gefallenem Guerillakämpfer veröffentlicht

Ulaş Pîr ist 2010 am Cîlo ums Leben gekommen. Die HPG würdigen den gefallenen Guerillakämpfer als militanten Verfechter des gleichberechtigten Zusammenlebens nach dem von Abdullah Öcalan vorgelegten Modell der Demokratischen Moderne.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identität eines gefallenen Guerillakämpfers veröffentlicht. „Unser Genosse Ulaş Pîr hat im Winter 2010 während eines Nachtmarsches im Gebiet Cîlo bei heftigem Regen und Nebel den Anschluss an seine Gruppe verloren. Es ist inzwischen sicher, dass er gefallen ist. Hevalê Ulaş hatte die Philosophie von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] kennengelernt und sich mit seinem ideologisch begründeten Beitritt zur PKK für die Freiheit entschieden. Er war ein opferbereiter Militanter mit starker Persönlichkeit und aufrichtiger Beteiligung“, erklären die HPG und sprechen seiner Familie und der Bevölkerung der Koçgirî-Region ihr Beileid aus.

                                 

Codename: Ulaş Pîr
Vor- und Nachname: Emre Saçlı
Geburtsort: Ankara
Namen von Mutter und Vater: Cemile – Hasan Gazi
Todestag und -ort: 2010 / Cîl


Die HPG weisen in ihrem Nachruf darauf hin, dass die PKK schon immer einen internationalistischen Ansatz hatte und Hunderte Menschen verschiedener Herkunft am Freiheitskampf in Kurdistan teilnehmen. Ulaş Pîr kam als Sohn einer kurdischen Mutter und eines turkmenischen Vaters in Ankara zur Welt. Die Familie stammte eigentlich aus Sêwas (tr. Sivas), war jedoch aufgrund wirtschaftlicher Probleme in die Hauptstadt der Türkei gezogen. Von seiner Mutter übernahm Ulaş die kurdisch-alevitische Kultur, die in seinem gesamten Leben bestimmend blieb. Aufgrund seiner kurdisch-alevitischen Identität erlebte er Diskriminierung, die bei ihm Widersprüche zum herrschenden System auslöste. Für ihn stand früh fest, dass eine Haltung gegen Unrecht das eigentliche Menschsein ausmacht. Dementsprechend verhielt er sich, wenn er auf Ungerechtigkeit stieß. Er las viel und setzte sich mit vielen Themen auseinander. Eine Zeitlang interessierte er sich für linke Bewegungen. Seit seiner Schulzeit am Gymnasium nahm er an revolutionären Kämpfen teil und war davon überzeugt, dass alle Menschen Widerstand gegen chauvinistische Angriffe und Faschismus leisten sollten. Er machte einen Management-Abschluss an der Gazi-Universität und arbeitete zwei Jahre lang als Buchhalter. In dieser Zeit wurde ihm klar, dass ihn der Kampf innerhalb des Systems nicht weiterbringt. Er hatte großes Interesse an der kurdischen Befreiungsbewegung und beschäftigte sich mit ihren ideologischen Inhalten und den Analysen von Abdullah Öcalan. Um diese Bewegung auch in der Praxis kennenzulernen, nahm er an der Jugendarbeit teil und wurde als Aktivist mehrfach festgenommen, vier Monate lang war er im Gefängnis. In der Gefangenschaft stieg seine Entschlossenheit, 2007 ging er nach Kurdistan in die Berge und wurde Guerillakämpfer.


Die HPG beschreiben Ulaş als revolutionär-militanten und bescheidenen Menschen, der viel arbeitete und dem seine Weggefährt:innen Liebe und Respekt entgegenbrachten. Das Leben in den Bergen war eine große Veränderung für ihn. Er bekam eine Grundausbildung und lernte die schwierigen Bedingungen des Guerillalebens zu meistern. Dazu trug seine kämpferische Haltung bei. Er verband sein theoretisches Wissen mit der Philosophie von Abdullah Öcalan und sein grundlegendes Ziel wurde der Wunsch, diese Ideologie vollständig zu leben. „In einer Region, in der die Völker gegeneinander aufgehetzt werden, war unser Weggefährte Ulaş ein Militanter des Zusammenlebens nach dem von Rêber Apo entwickelten Modell einer Demokratischen Moderne“, erklärt die HPG-Pressestelle, „er arbeitete und kämpfte pausenlos. Er übernahm erfolgreich Verantwortung in verschiedenen Gebieten und konzentrierte sich ständig darauf, noch mehr zu erreichen. Der kameradschaftliche Umgang unter Weggefährt:innen, der das Wesen der PKK ausmacht, übte einen großen Einfluss auf ihn aus.“

Ulaş Pîr wurde Teil der Hêzên Taybet, einer Sondereinheit der Guerilla, die besondere Opferbereitschaft und Überzeugung voraussetzt. Nach Aufenthalten in Gare und Heftanîn kam er ins Zagros-Gebirge und kämpfte zuletzt im Cîlo-Gebiet. Die HPG erklären, dass sein Kampf weiter geht.