Identität gefallener Guerillakämpfer veröffentlicht

Die Guerillakämpfer Cesur Roboskî, Şahan Şahin, Hewrê Bêkes und Berxwedan Serdem sind im Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete gefallen.

Berxwedan Serdem, Şahan Şahin, Cesur Roboskî, Hewrê Bêkes

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identität von vier gefallenen Guerillakämpfern bekannt gegeben. „Wir gedenken mit Respekt und Dankbarkeit unserer Weggefährten Cesur, Şahan, Hewrê und Berxwedan, die 2024 in einer wichtigen Kampfphase gegen die Besatzungs- und Völkermordangriffe des türkischen Staates mit Opferbereitschaft und ihrem Beharren auf der apoistischen Kampflinie zu großen Erfolgen beigetragen haben und dabei gefallen sind“, heißt es in dem heute veröffentlichten Nachruf, in dem die HPG den Familien der aus Bakur, Rojhilat und Rojava stammenden Kämpfern und der Bevölkerung Kurdistans ihr Beileid aussprechen. Zur Identität der Gefallenen machten die HPG folgende Angaben:

Codename: Cesur Roboskî
Vor- und Nachname: Özgür Encü
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Nahide – Fehmi
Todestag und -ort: 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Şahan Şahin
Vor- und Nachname: İsmail Dayı
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Yadigar – Koçer
Todestag und -ort: 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Hewrê Bêkes
Vor- und Nachname: Ferdîn Salihî
Geburtsort: Kerec
Namen von Mutter und Vater: Perîza – Mustafa
Todestag und -ort: 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Berxwedan Serdem
Vor- und Nachname: Salih Muhammed
Geburtsort: Aleppo
Namen von Mutter und Vater: Nazli – Muhammed
Todestag und -ort: 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Cesur Roboskî


Cesur Roboskî ist im Dorf Roboskî in der Region Botan in Nordkurdistan geboren und gehörte dem Stamm der Goyî an, der bereits vor der Entstehung der PKK-Bewegung für seinen Widerstand gegen Unterdrückung bekannt war. Seine Familie zog aufgrund der Repression durch den türkischen Staat in die nahegelegene Kreisstadt Cizîr, wo Cesur seine Kindheit und Jugend verbrachte und unter dem Einfluss der kurdischen Freiheitsbewegung sozialisiert wurde. 2011 wurden in Roboskî 34 Zivilisten, darunter 19 Minderjährige und zahlreiche Verwandte von Cesur, durch einen gezielten Luftangriff der türkischen Armee getötet. Für das Massaker wurde bis heute niemand zur Rechenschaft gezogen. Cesur ging 2013 in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Nach seiner Grundausbildung hielt er sich in verschiedenen Regionen innerhalb der Medya-Verteidigungsgebiete auf und war unter anderem drei Jahre im Zagros-Gebirge. Als der türkische Staat 2015 die Gespräche über eine friedliche Lösung der kurdischen Frage einseitig beendete und die Freiheitsbewegung in Vernichtungsabsicht angriff, spielte Cesur eine aktive Rolle im Widerstand der Guerilla. Zuletzt kämpfte er gegen die türkische Invasion in den Regionen Avaşîn, Zap und Metîna und nahm an diversen revolutionären Offensiven teil.

Şahan Şahin


Şahan Şahin ist in Wan-Qelqelî in Nordkurdistan zur Welt gekommen und in einem PKK-nahen Umfeld aufgewachsen. Als Heranwachsender nahm er an Aktivitäten der kurdischen Jugendbewegung teil. Sein politisches Engagement setzte er auch als Student fort. Als die Terrormiliz IS 2014 mit Unterstützung des türkischen Staates in Kurdistan einfiel, brach er sein Studium ab und schloss sich der Guerilla in der Serhed-Region an. Dort lernte er die Grundlagen des Guerillalebens und beteiligte sich am Widerstand gegen die 2015 wieder aufgeflammten Vernichtungsangriffe der türkischen Armee. 2016 kam er für eine Weiterbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Danach kämpfte er drei Jahre lang an verschiedenen Orten gegen den IS. Er gewann Kampferfahrung und zeichnete sich durch seinen Mut, seine Zielgenauigkeit und seine Selbstlosigkeit aus. Als der IS weitgehend zurückgeschlagen war, kehrte er in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück und übernahm strategisch wichtige Aufgaben, die großes Vertrauen in ihn voraussetzten und Sorgfalt erforderten. Şahan war Teil des Widerstands gegen die türkische Invasion in Südkurdistan und fiel nach zehn Jahren des revolutionären Kampfes bei einem feindlichen Angriff.

Hewrê Bêkes


Hewrê Bêkes ist in Kerec in Ostkurdistan geboren und im Bewusstsein seiner kurdischen Identität aufgewachsen. Ihm wurde früh klar, dass Kurdistan durch künstliche Staatsgrenzen geteilt und einem Vernichtungsregime ausgesetzt war. Als Jugendlicher suchte er nach Handlungsmöglichkeiten, fand aber keine geeignete Kampfbasis. Von der PKK wusste er nur, dass sie seit Jahrzehnten einen bewaffneten Kampf gegen den türkischen Kolonialstaat führte. Erst in Folge des legendären Widerstands gegen den IS in Südkurdistan, Rojava und Şengal ab 2014 beschäftigte er sich eingehender mit der aus der PKK hervorgegangenen Freiheitsbewegung. 2017 ging er in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Bei seiner ideologischen und militärischen Grundausbildung beeindruckte ihn vor allem das gleichberechtigte und kollektive Zusammenleben der Kämpferinnen und Kämpfer. Er übernahm Aufgaben an verschiedenen Orten in den Medya-Verteidigungsgebieten und leistete großen Einsatz bei der Errichtung von Tunnelanlagen. Als er auf seinen eigenen und beharrlich vorgetragenen Wunsch ins Kriegsgebiet versetzt wurde, nahm er an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen teil und kämpfte bis zuletzt entschlossen als apoistischer Militanter für ein freies Leben in Kurdistan.

Berxwedan Serdem


Berxwedan Serdem ist in Aleppo geboren. Seine Familie stammt aus Efrîn und ist der kurdischen Freiheitsbewegung seit vielen Jahren eng verbunden. Dadurch spielten die PKK und Abdullah Öcalan schon früh eine prägende Rolle in seinem Leben. Er ging eine Zeitlang in eine staatliche Schule des syrischen Baath-Regimes und arbeitete in verschiedenen Jobs in Efrîn und Aleppo, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Im Zuge der Revolution von Rojava bekam er engeren Kontakt zur apoistischen Bewegung und nahm zunächst an der Jugendarbeit und später an der militärischen Verteidigung der Bevölkerung gegen die zunehmenden Angriffe islamistischer Gruppen teil. Als der türkische Staat 2018 Efrîn besetzte und Massaker verübte, entschied sich Berxwedan dafür, ein professioneller Freiheitskämpfer zu werden und sich der Guerilla in den Bergen Kurdistans anzuschließen. Diesen Schritt bezeichnete er später einmal als neuen Lebensanfang. Er machte erste praktische Erfahrungen im Guerillaleben und entwickelte sich zu einem militärisch und ideologisch versierten Militanten, dem wichtige Aufgaben übertragen wurden. Nach einer Fachausbildung an einer Guerillaakademie nahm er am Widerstand gegen die türkische Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten teil und gehörte zu den ersten Kämpfer:innen, die sich in Sergelê den Besatzungstruppen an der Westfront der Zap-Region entgegenstellten.