Şerzan Herekol und Botan Dalaho
Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen gefallener Guerillakämpfer veröffentlicht. Den Angaben zufolge sind Şerzan Herekol und Botan Dalaho am 25. Juli 2024 bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. In dem Nachruf würdigen die HPG die gefallenen Kämpfer als unvergessliche Militante der kurdischen Freiheitsbewegung und sprechen den Angehörigen und der Bevölkerung Kurdistans ihr Beileid aus.
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Codename: Şerzan Herekol
Vor- und Nachname: Rıdvan Şengil
Geburtsort: Adana
Namen von Mutter und Vater: Şemsê – Salih
Todestag und -ort: 25. Juli 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete
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Codename: Botan Dalaho
Vor- und Nachname: Karwan Mihemed Xalid
Geburtsort: Silêmanî
Namen von Mutter und Vater: Newroz – Xalid
Todestag und -ort: 25. Juli 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete
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Şerzan Herekol
Şerzan Herekol ist in Adana geboren und gehörte dem kurdischen Stamm der Garisî an. Seine Familie stammt ursprünglich aus Sêrt-Dih (tr. Siirt-Eruh) und musste ihr Heimatdorf aufgrund von Repression durch den türkischen Staat verlassen. Obwohl Şerzan außerhalb Kurdistans aufwuchs, bewahrte er seine kurdische Identität und wurde als Heranwachsender in der revolutionären Jugendbewegung aktiv. Weil der türkische Staat auch demokratische und legale Aktivitäten der kurdischen Bewegung als terroristische Betätigung einstuft, wurde Şerzan verhaftet. Im Gefängnis bildete er sich weiter und bereitete sich ideologisch auf den Guerillakampf vor. Er war verheiratet, und hätte nach seiner Freilassung die Möglichkeit gehabt, sich eine Nische innerhalb des kapitalistischen Systems zu suchen. Stattdessen hielt er an seinen Überzeugungen fest und ging 2017 in die Berge. Mit seinem Anschluss an die Freiheitsguerilla Kurdistans erfüllte er sich einen langgehegten Traum. Er nahm an einer Grundausbildung für neue Kämpferinnen und Kämpfer in den Medya-Verteidigungsgebieten teil und beteiligte sich anschließend mit großem Enthusiasmus an der praktischen Arbeit in den Bergen. Ihm war bewusst, dass die Vorbereitung entscheidend für den Ausgang des Krieges ist und einen selbstlosen Einsatz erfordert. Gleichzeitig maß er kameradschaftlichen Beziehungen und ideellen Werten große Bedeutung bei und entwickelte sich zu einem apoistischen Militanten, der bei allen von ihm übernommenen Aufgaben die Grundsätze der PKK verteidigte. In einer ideologischen Weiterbildung setzte er sich intensiv mit seiner eigenen Persönlichkeit und seiner bisherigen Praxis auseinander und befasste sich mit den Erfordernissen des modernen Guerillakampfes. Als er anschließend auf eigenen Wunsch an die Front versetzt wurde, war sein vordringliches Anliegen, seine bei türkischen Chemiewaffenangriffen gefallenen Genossinnen und Genossen zu rächen. Er beteiligte sich an diversen revolutionären Operationen gegen die türkischen Besatzungstruppen und nahm durch seinen Mut und seine militärischen Fähigkeiten eine führende Rolle im Widerstand ein. „Unser Weggefährte Şerzan hat sich am 25. Juli 2024 der Karawane der Gefallenen angeschlossen und uns mit seiner engen Verbundenheit zu den Werten unserer Partei und seiner aufrichtigen und tiefgründigen Kameradschaftlichkeit ein unvergessliches Kampferbe hinterlassen. Als seine Nachfolger:innen versprechen wir, die Erinnerung an ihn im freien Kurdistan lebendig zu halten“, so die HPG.
Botan Dalaho
Botan Dalaho stammte aus der Region Dalaho in Rojhilat (Ostkurdistan/Westiran). Er kam in Silêmanî in Başûr (Südkurdistan/Nordirak) zur Welt, weil seine Familie die Heimat aufgrund der Repression des iranischen Regimes verlassen musste. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, übernahm er bereits in jungen Jahren verschiedene Jobs und lernte, durch Arbeit auf eigenen Beinen zu stehen. Gleichzeitig wurde ihm dabei bewusst, dass das kapitalistische System auf Ausbeutung beruht. Er interessierte sich für alle Teile Kurdistans und bezog Haltung gegen die überall forcierte Auslöschung der kurdischen Identität. Bei seiner Suche nach Handlungsmöglichkeiten kam er in Kontakt mit der PKK-Bewegung und beteiligte sich an der revolutionären Jugendarbeit. Insbesondere der erfolgreiche und unter hohen Opfern ausgetragene Kampf gegen den IS in Rojava und Şengal hinterließ einen prägenden Eindruck bei ihm. Um sich daran zu beteiligen, entschied er sich für den bewaffneten Widerstand und wollte in die Berge gehen. Diesen Wunsch musste er eine Zeitlang zurückstellen, weil er in der Jugendbewegung gebraucht wurde und Bedarf nach seinen organisatorischen Fähigkeiten bestand. Erst 2017 schloss er sich der Guerilla an. Seinen Beitritt zur Guerilla bewertete er als ersten Schritt in ein freies Leben. Er durchlief eine militärische und ideologische Grundausbildung und konzentrierte sich auf die Philosophie von Abdullah Öcalan. Seine Erkenntnisse teilte er mit seinen Mitkämpfer:innen. Diese Haltung behielt er auch in der anschließenden Praxis bei. Er übernahm verschiedene Aufgaben, absolvierte einen militärischen Fachlehrgang und sah sich überall für die Weiterbildung seiner Weggefährt:innen verantwortlich. Im Zap beteiligte er sich an der Errichtung von Tunnelanlagen und schlagkräftigen Widerstandsaktionen gegen die türkischen Invasionstruppen. Die HPG erklären in dem Nachruf, dass Botan jeden Moment seines revolutionären Lebens dem Freiheitskampf Kurdistans widmete und sich bis zum letzten Atemzug an der Linie der Opferbereitschaft orientierte. Sein Kampf werde bis zum Sieg fortgesetzt.