HPG veröffentlichen Namen von Botan-Gefallenen

Die Guerillakämpfer:innen Gulbahar Çirav, Rizgar Serhad, Devran Rubar und Dijwar Mazlum sind im September 2020 in Botan gefallen. Die HPG sprechen den Angehörigen und dem kurdischen und armenischen Volk ihr Mitgefühl aus.

Die Guerillakämpfer:innen Gulbahar Çirav, Rizgar Serhad, Devran Rubar und Dijwar Mazlum sind im September 2020 in der nordkurdischen Region Botan gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit:

„Unsere gefallenen Genossinnen und Genossen haben mit ihren Träumen, mit ihren für die Menschlichkeit schlagenden Herzen, ihren Überzeugungen und Hoffnungen, ihrem unerschütterlichen Willen und ihrer Entschlossenheit für die Freiheit aller Völker und für die lebendige Umsetzung eines demokratisch-wissenschaftlichen Sozialismus gekämpft. Der PKK-Bewegung ist es gelungen, die am meisten rebellischen und entschlossenen Revolutionärinnen und Revolutionäre der Völker des Nahen Ostens und der Welt anzuziehen. Mit ihrem internationalistischen Kampf zerschlägt diese Bewegung den stumpfen Nationalismus und ist damit zur Freiheitshoffnung der Völker geworden. Unsere Weggefährt:innen Gulbahar, Rizgar, Devran und Dijwar waren Träger:innen dieser Hoffnung. Sie sind im September 2020 im Gebiet Kato Marinos in Botan bei einem Gefecht mit der türkischen Besatzerarmee gefallen. Die Angaben zu ihrer Identität konnten erst jetzt bestätigt werden. Wir sprechen den Familien und dem kurdischen und armenischen Volk unser Mitgefühl aus und geben unser Wort, die Ziele und Träume der Gefallenen von einem geschwisterlichen und freien Zusammenleben unbedingt wahr werden zu lassen.“

                               

Codename: Gulbahar Çirav
Vor- und Nachname: Zozan Şalcı
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Behiye – Remzi
Todestag und -ort: September 2020 / Botan

 

Codename: Rizgar Serhad
Vor- und Nachname: Bedirxan Pala
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Beyaz – Hasan
Todestag und -ort: September 2020 / Botan

 

Codename: Devran Rubar
Vor- und Nachname: Murat Maysan
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Meliha – Fettah
Todestag und -ort: September 2020 / Botan

 

Codename: Dijwar Mazlum
Vor- und Nachname: Abdulkadir Aktoğa
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Melike – Şakir
Todestag und -ort: September 2020 / Botan

 

Gulbahar Çirav

 

Gulbahar Çirav ist in Sêrt-Dih geboren und war Armenierin. Als sie die kurdische Befreiungsbewegung kennenlernte, beeindruckte sie vor allem die von Abdullah Öcalan vorgelegte Perspektive einer „Demokratischen Nation“, die ein freies und gleichberechtigtes Zusammenleben aller gesellschaftlichen Gruppen beinhaltet. Gulbahar war davon überzeugt, dass Völkermorde und das daraus entstehende Leid mit diesem Modell beendet werden können und dafür gekämpft werden muss. 2013 schloss sie sich der Guerilla an.

 

In den Bergen nahm sie den Namen der gefallenen Botan-Kommandantin Gulbahar Gulhat an. Die HPG beschreiben Gulbahar als sehr intelligente Frau, die durch ihre Einsatzbereitschaft und Selbstlosigkeit schnell die Erfordernisse des Guerillalebens erlernte und militärische und ideologische Kompetenzen erwarb. Die Revolution war für sie eine ganzheitliche Angelegenheit und sie beteiligte sich an allen anfallenden Arbeiten. Gleichzeitig war ihr als Kämpferin bewusst, dass die YJA Star eine führende Rolle hat und von ihr eine entsprechende Haltung erfordert. Sie legte großen Wert auf Bildung und nutzte jede Gelegenheit dafür. Ab 2015 kämpfte sie im Zap gegen die türkische Armee und wurde zweimal verletzt. Nach ihrer Genesung kehrte sie beide Male mit noch größerer Entschlossenheit zurück an die Front. Sie absolvierte eine Kommandoausbildung und ging schließlich als Gebietskommandantin nach Botan, wo sie ihren Kampf erfolgreich fortsetzte. „Hevala Gulbahar war sehr natürlich und herzlich im Umgang mit ihren Weggefährt:innen, was sich auf ihr gesamtes Umfeld auswirkte. Sie war mit dem Anspruch, eine freie Frau zu sein, in die Berge Kurdistans gekommen und hat hier in jedem Moment Freiheit geatmet. In dem Bewusstsein, dass Freiheit an Bedeutung gewinnt, wenn sie mit anderen geteilt wird, hat sie auf einem kollektiven Leben beharrt und eine Führungsrolle eingenommen. Als rebellische und widerständige armenische Frau hat sie die Freiheit erreicht und ist mit ihrer internationalistisch-apoistischen Persönlichkeit und ihrem Kampf in die Befreiungsgeschichte der Völker des Nahen Ostens und der Frauen eingegangen“, schreiben die HPG in ihrem Nachruf.

Rizgar Serhad

 

Rizgar Serhad ist in Colemêrg geboren und in einer patriotischen Familie aufgewachsen. Er erlebte die faschistische Staatspolitik der Unterdrückung, Assimilierung und Vertreibung in den 1990er Jahren am eigenen Leib, denn auch seine Familie war davon betroffen. Die Familie musste zunächst in die Provinzhauptstadt ziehen und später nach Wan. Rizgar kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind und sympathisierte schon immer mit der Guerilla. Als Heranwachsender wurde er in der Jugendbewegung aktiv, dieses Engagement setzte er auch als Student fort.

 

2013 schloss sich Rizgar der Guerilla an, weil er den bewaffneten Kampf als wirkungsvollste Methode gegen die Unterdrückung durch den türkischen Kolonialstaat begriff. In den Bergen fiel er von Beginn an durch seine opferbereite, reife und mutige Haltung auf. Durch die militärische und ideologische Ausbildung entwickelte er sich zu einem professionellen Guerillakämpfer und ging 2015 auf eigenen Vorschlag nach Botan. Dort nahm er in führender Position an Aktionen gegen den Feind teil und spielte auch 2016 im Widerstand für Selbstbestimmung eine aktive Rolle.

Devran Rubar

 

Devran Rubar ist in Wan geboren und in einem patriotischen Umfeld aufgewachsen. Aus seinem engen Bekanntenkreis schlossen sich viele Menschen der Befreiungsbewegung an, einige kamen im Kampf ums Leben. Dadurch wurde seine Verbundenheit mit der Bewegung stärker und sein Wunsch nach Vergeltung größer. 2015 schloss er sich der Guerilla an und durchlief eine Grundausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten. Seine Anfangsschwierigkeiten konnte er mit Unterstützung seiner Weggefährt:innen schnell überwinden. Das genossenschaftliche Leben innerhalb der PKK übte große Wirkung auf ihn aus und er nahm mit tiefer Überzeugung daran teil. Körperliche Arbeit war ihm nicht fremd und er sah sich als apoistischer Militanter verantwortlich für die Freiheit Abdullah Öcalans und seines Volkes. Aus seiner anfänglichen emotionalen Verbundenheit wurde mit der Zeit eine politische und bewusste Beteiligung am Kampf und Leben der Guerilla. Er setzte sich intensiv mit der Philosophie Abdullah Öcalans auseinander und ging dann zur Ausbildung an eine Militärakademie. Danach ging er auf eigenen Vorschlag nach Nordkurdistan und kämpfte in Botan.

Dijwar Mazlum

Dijwar Mazlum ist in Êlih zur Welt gekommen. Seine Familie und sein soziales Umfeld waren patriotisch und er kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind. Als Jugendlicher hinterfragte er die Gesellschaft, in der er lebte, und die feindliche Realität in Kurdistan. Er beteiligte sich eine Zeitlang an den Aktivitäten der Jugendbewegung. Die legale Arbeit reichte ihm jedoch nicht und er schloss sich 2018 in Nordkurdistan der Guerilla an. Den Guerillakampf erlernte er in der Praxis. Da er sich sofort mitten im Krieg befand, legte er den Schwerpunkt auf seine militärische Ausbildung und wurde zu einem kompetenten Militanten der neu strukturierten Guerilla. Er nahm an zahlreichen Aktionen teil und widmete sich gleichzeitig seiner ideologischen Weiterbildung.