HPG: „Sie werden immer in unserem Kampf weiterleben“

Die HPG haben die Identitäten von vier gefallenen Guerillakämpfer:innen bekannt gegeben und erklären: „Unsere Genoss:innen Mahîr, Toprak, Delîl und Destan werden immer in unserem Kampf weiterleben.“

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identitäten von vier in diesem Jahr in der südkurdischen Region Zap im Kampf gegen die türkischen Invasionstruppen gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht.

Codename: Mahîr Başkale
Vor- und Nachname: Ali Polat
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Zehra – Fehim
Todestag und -ort: 29. August 2022 / Zap
Codename: Toprak Canwelat
Vor- und Nachname: Hêva Ahmed
Geburtsort: Aleppo
Namen von Mutter und Vater: Hanife – Muhammed
Todestag und -ort: 27. Mai 2022 / Zap
Codename: Delîl Hawar
Vor- und Nachname: Emrah Şanlı
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Ayşe – Sadık
Todestag und -ort: 5. August 2022 / Zap
Codename: Destan Rustem Cûdî
Vor- und Nachname: Gerdînya Şêxo
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Ferîde – Ebdo
Todestag und -ort: 1. Juli 2022 / Zap


Mahîr Başkale


Mahîr Başkale stammte aus dem nordkurdischen Landkreis Elbak (tr. Başkale). Elbak ist eine vom Widerstand geprägte Region in der Provinz Wan nahe der Grenze zu Ostkurdistan. Mahîr wuchs in einer patriotischen Familie und einer widerständigen Umgebung auf. Der türkische Staat versuchte seine Familie dazu zu zwingen, als Dorfschützer für den Staat zu arbeiten. Die Familie weigerte sich und erlebte schwere Repression. Deswegen musste sie in die Stadt Wan migrieren. Auch dort setzte sich die Repression weiter fort. Trotzdem blieb die Familie dem Widerstand eng verbunden. Die erlebte Folter und Repression erzeugten bei Mahîr schon in der Kindheit eine große Wut auf den türkischen Staat. Die Aktionen der Guerilla in Nordkurdistan beeindruckten ihn und er träumte davon, selbst Guerillakämpfer zu werden. Diesen Traum erfüllte er sich 2014 und ging in die Berge. In seiner Grundausbildung übten die genossenschaftlichen Verbindungen innerhalb der Freiheitsbewegung großen Einfluss auf ihn aus. Obwohl er noch keine Kriegserfahrung hatte, entschloss er sich sofort nach Beginn der Angriffe des IS, nach Kobanê zu gehen und die Stadt zu verteidigen. In Kobanê kämpfte er mit großer Opferbereitschaft gegen die Islamisten. Als seine Einheit aus taktischen Gründen nach Nordkurdistan ging, geriet er in türkische Gefangenschaft und war ein Jahr lang im Gefängnis. Nach seiner Entlassung kehrte er sofort zur Guerilla zurück und kämpfte in verschiedenen Bereichen. Gleichzeitig bildete er sich ideologisch weiter. Er bildete neue Guerillakämpfer:innen aus und scheute keine Mühen, um ihnen ideologische und praktische Fähigkeiten zu vermitteln. Währenddessen absolvierte er auch selbst Bildungsprogramme, um die neuen Taktiken des Guerillakriegs besser zu verstehen. Ab 2019 nahm er in der Zap-Region an vielen Gefechten und erfolgreichen Aktionen teil. Er beteiligte sich mit großer Energie am Widerstand gegen die am 14. April 2022 begonnene türkische Invasion und unterstützte die Kämpfer:innen in den Tunnelanlagen in einer mobilen Einheit.

Toprak Canwelat


Toprak Canwelat stammte aus Aleppo. Obwohl ihre Familie andere politische Perspektiven hatte, empfand sie von klein auf Sympathie für die Guerilla. Sie beteiligte sich schon früh an der revolutionären Jugendarbeit und lernte in dem Rahmen die Ideologie des Apoismus und ihren freiheitlichen Charakter kennen. Sie überzeugte viele andere junge Menschen, sich intensiver mit dem kurdischen Freiheitskampf zu befassen, und nahm durch ihr Engagement eine Führungsrolle ein. Als einige ihrer Freundinnen sich der Guerilla anschlossen, entschied sie sich ebenfalls 2015 zum Beitritt.


In ihrer Grundausbildung lernte sie die Freiheitsbewegung und insbesondere auch die Frauenbefreiungsideologie noch besser kennen und fand zu sich selbst. Sie integrierte sich schnell in das Leben in den Bergen und wurde zu einer Kämpferin der Frauenguerilla YJA Star. Um der türkischen Armee schwerere Schläge versetzen zu können, beschäftigte sie sich intensiv mit den neuen Guerillataktiken. Sie empfand tiefe Verbundenheit zu ihren Freund:innen an vorderster Front.


Nach Abschluss ihrer militärischen Ausbildung ging sie in die Zap-Region. Sie war entschlossen, an der Front zu kämpfen, und arbeitete zunächst an der Befestigung der Stellungen und dem Aufbau der Kriegstunnelsysteme mit. Im April 2021 gehörte sie zu den ersten Guerillaeinheiten, die gegen die türkische Armee am Kuro Jahro vorgingen und das Absetzen von Truppen verhinderten. Sie nahm an vielen erfolgreichen Aktionen teil und kämpfte entschlossen und mutig in einer mobilen Einheit.

Delîl Hawar


Delîl Hawar stammt aus der tief mit der Geschichte der PKK verwobenen Region Licê bei Amed. Seine Familie war patriotisch eingestellt und hatte bereits viele Opfer im Freiheitskampf erbracht. So lernte auch Delîl in früher Kindheit bereits Repression und Widerstand kennen. Insbesondere die Assimilationspolitik des türkischen Staates erfüllte ihn mit Wut. Auf seiner Suche nach Möglichkeiten zum Widerstand fand er die Jugendarbeit der Freiheitsbewegung. Delîl beteiligte sich intensiv an den Aktivitäten der Jugendbewegung, sah jedoch auch, dass seinem Engagement durch das System Grenzen gesetzt sind. Daher organisierte er sich klandestin und beteiligte sich an vielen Aktionen in den Städten. Dabei lernte er die PKK besser kennen und entschloss sich 2015, der Guerilla beizutreten.

Nach seiner Grundausbildung ging Delîl in die Zap-Region. Er lernte schnell unter Kriegsbedingungen, was es bedeutet, ein professioneller Guerillakämpfer zu sein, und bildete sich kontinuierlich militärisch und ideologisch weiter. In der Zap-Region nahm er an vielen effektiven Aktionen gegen die türkische Armee teil. Insbesondere im Rahmen der revolutionären Operationen im Jahr 2017 in der Zap-Region fügte er der türkischen Armee schwere Verluste zu. So spielte er eine wichtige Rolle bei der Aktion, bei der am 8. Juni 2017 ein Sikorsky-Transporthubschrauber abgeschossen wurde und 14 Mitglieder der türkischen Armee starben. Bis 2019 blieb Delîl in der Zap-Region und erlebte, wie viele seiner Genoss:innen fielen. Aufgrund dieser Erfahrungen entschloss er sich, sich militärisch weiter zu bilden und sich zu spezialisieren. Nach einer Ausbildung an schweren Waffen kam er in die Region Qendîl. Er bestand jedoch darauf, in den heißen Krieg zurückzukehren, und ging erneut in die Zap-Region. Dort nahm er sofort nach seiner Ankunft an Aktionen teil und prägte diese durch seine Ausbildung und seine Erfahrungen. Er wurde zu einem wichtigen Kommandanten in der Region und legte großen Wert auf die Weiterbildung seiner Genoss:innen. Die HPG bezeichnen ihn als einen der „Architekten der Widerstandsfestung Zap“.

Destan Rustem Cûdî


Destan Rustem Cûdî stammte aus Kobanê, einem der Zentren der kurdischen Freiheitsbewegung bereits lange vor der Revolution von Rojava. Ihre Familie beteiligte sich von Anfang an an der Revolution von Rojava und erzog auch ihre Kinder in diesem Sinne. Destans Bruder Rustem Cûdî fiel im Kampf um Kobanê. Ab 2016 nahm Destan Rustem Cûdî an der revolutionären Arbeit, insbesondere im gesellschaftlichen Bereich, teil und organisierte und bildete die Bevölkerung. Zunächst war sie Teil der Jugendarbeit, anschließend beteiligte sie sich am Kampf gegen den IS. In diesem Rahmen lernte sie die Ideologie des Apoismus und insbesondere die Frauenbefreiungsideologie besser kennen und verstehen. Sie entschloss sich daher, in die Berge zu gehen. 2019 trat Destan Rustem Cûdî der Guerilla bei. Nach erfolgreicher Grundausbildung ging sie in die Zap-Region. Durch permanente Bildung entwickelte sie sich schnell zu einer professionellen YJA-Star-Kämpferin und war in der Lage, die neuen Taktiken schnell zu verinnerlichen. Sie bereitete sich auf den Tunnelkrieg und den Kampf in mobilen Einheiten vor und arbeitete am Aufbau der Verteidigungsstellungen in der Region. Als die türkische Armee Zap angriff, war sie entschlossen, an vorderster Front zu kämpfen und an Aktionen teilzunehmen. Sie kämpfte in verschiedenen Gebieten im Zap, unter anderem auch am Kuro Jahro. Auch sie gehörte zu den ersten Einheiten, die das Absetzen türkischer Truppen im April verhinderten.

Die HPG schließen mit den Worten: „Wir sprechen dem patriotischen Volk Kurdistans unser Beileid aus, insbesondere den geschätzten Familien unserer Genossen Mahîr, Toprak, Delîl und Destan, die jede Arbeit, an der sie teilnahmen, zum Erfolg entschlossen ausführten, den Widerstand Tag für Tag durch große Anstrengungen wachsen ließen und zu Pionier:innen der revolutionären Offensive Bazên Zagrosê wurden.“