HPG geben Namen von Serhed-Gefallenen bekannt

Die HPG haben die Namen von sechs Guerillakämpfern veröffentlicht, die vergangenes Silvester im Zuge eines „zwischenstaatlichen Komplotts“ in der Serhed-Region ums Leben gekommen sind.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von sechs Guerillakämpfern veröffentlicht, die vergangenes Silvester in der nordkurdischen Region Serhed im Zuge eines „zwischenstaatlichen Komplotts“ ums Leben gekommen sind. Bei den Gefallenen handelt es sich um:

                                      

Codename: Serxwebûn Jêhat

Vor- und Nachname: Sinan Serhat

Geburtsort: Agirî

Namen von Mutter und Vater: Cedide – Süleyman

Todestag und -ort: 31. Dezember 2020 / Serhed

 

 

Codename: Lokman Gilîdax

Vor- und Nachname: Erkan Gültekin

Geburtsort: Agirî

Namen von Mutter und Vater: Sitî – Kadir

Todestag und -ort: 31. Dezember 2020 / Serhed

 

 

Codename: Şîrvan Pepûle

Vor- und Nachname: Ubeyt Selamet

Geburtsort: Ûrmiye

Namen von Mutter und Vater: Gulbeyaz – Tacettin

Todestag und -ort: 31. Dezember 2020 / Serhed

 

 

Codename: Akif Yılmaz

Vor- und Nachname: Halil Yılmaz

Geburtsort: Erdêxan

Namen von Mutter und Vater: Famile – Nedim

Todestag und -ort: 31. Dezember 2020 / Serhed

 

 

Codename: Baran Botan

Vor- und Nachname: Barış Sayın Yiğit

Geburtsort: Wan

Namen von Mutter und Vater: Bedriye – Ahmet

Todestag und -ort: 31. Dezember 2020 / Serhed

 

 

Codename: Aslan Sîser

Vor- und Nachname: Kamuran Karaman

Geburtsort: Bedlîs

Namen von Mutter und Vater: Şükran – Cebrail

Todestag und -ort: 31. Dezember 2020 / Serhed

 

Serxwebûn Jêhat wurde als Sohn einer patriotischen Familie in Patnos in der nordkurdischen Provinz Agirî geboren. Die kurdische Befreiungsbewegung lernte er bereits früh kennen. 2005 schloss er sich den Reihen der PKK an und folgte damit zwei seiner Brüder, die bereits Teil des Freiheitskampfes waren. Nach einer kurzen Weile in den Bergen ging er zurück, um die kurdische Selbstverteidigung in den Städten zu organisieren. 2006 geriet Serxwebûn Jêhat in Gefangenschaft und verbrachte mehr als sechs Jahre in türkischer Haft. Als er 2012 entlassen wurde, führte es ihn umgehend wieder in die Berge Kurdistans. Ab 2013 beteiligte er sich am Ausbildungsprogramm an der nach Mazlum Doğan benannten zentralen Parteischule. Als die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) weite Teile Südkurdistans und des Nordiraks überfiel, ging Serxwebûn Jêhat als Guerillakommandant nach Kerkûk und verteidigte die Region gegen den IS-Dschihadismus. Auf Grundlage seiner Aufgabe als Kommandant auf Regionalebene kümmerte er sich zeitgleich um die Ausbildung zahlreicher Kämpferinnen und Kämpfer. Bei der Jugend in Südkurdistan hinterließ er einen tiefen Eindruck. Nach seinem erfolgreichen Einsatz in Kerkûk ging Serxwebûn Jêhat in die Medya-Verteidigungsgebiete. Hier durchlief er eine Reihe von Fortbildungsprogrammen und vertiefte sein Können auf dem Gebiet der neuzeitlichen Guerillataktikten. Um die gewonnene Theorie in die Praxis umzusetzen, äußerte er den Wunsch, in die Serhed-Region versetzt zu werden. „Doch viel zu früh schloss er sich dort mit fünf seiner Freunde infolge einer verabscheuenswerten Verschwörung der Karawane der Gefallenen an“, erklären die HPG.

Serxwebûn Jêhat

Lokman Gilîdax stammte ebenfalls aus Agirî. Er wuchs in einem patriotischen Umfeld auf, seine Kindheit war geprägt von den Geschichten um die Serhildanên Agiriyê, die Rebellionen am Ararat. Als Erwachsener begab er sich auf die Suche nach einem Weg, einen individuellen Beitrag an der „kurdischen Sache“ zu leisten. In dieser Phase setzte er sich intensiv mit dem Paradigma Abdullah Öcalans und der PKK auseinander. In Reaktion auf das internationale Komplott gegen den kurdischen Vordenker schloss sich Lokman Gilîdax 1999 der Guerilla an. In den Bergen hielt er sich anfangs nicht besonders lange auf, da er für Organisierungsarbeiten in die Metropolen der Türkei beziehungsweise Nordkurdistans geschickt wurde. Er wurde verhaftet und verbrachte einige Jahre im Gefängnis. 2005 wurde er entlassen und ging gestärkt, gereift, mit mehr Wissen und Fähigkeiten zurück in die Berge. Dort beteiligte er sich an diversen strategischen Aufgaben und galt als ein glühender Verfechter der Idee des revolutionären Volkskrieges.

Lokman Gilîdax

Şîrvan Pepûle wurde in der ostkurdischen Stadt Ûrmiye geboren, die seit jeher bekannt ist für widerständige Kämpfe gegen die iranische Zentralregierung in Teheran. Durch sein der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehendes familiäres Umfeld lernte er die PKK bereits früh kennen. Damit einhergehend erkannte er die Realität des Feindes und wurde Zeuge der brutalen Verleugnungs- und Vernichtungspolitik der Nationalstaaten im viergeteilten Kurdistan. Mit dem Bewusstsein, dass nur der Kampf das kurdische Volk aus dem Klammergriff der Unterdrückung befreien könne, trat Şîrvan Pepûle im Jahr 2007 den Reihen des Befreiungskampfes bei. Er beteiligte sich in verschiedenen Regionen am Widerstand gegen die Besatzung und wurde ein versierter Kommandant. Sein größter Wunsch war es den HPG zufolge, den Guerillakampf in Nordkurdistan und im Besonderen in Dersim zu führen. „Das revolutionäre Erbe unseres Weggefährten Şîrvan, der seine dynamische Persönlichkeit mit dem Geist der neuzeitlichen Ära vereinte, wird in unserem Kampf immer weiterleben“, so die HPG.

Şîrvan Pepûle

Akif Yılmaz wurde in Erdêxan als Sohn einer Familie geboren, die für den Existenz- und Befreiungskampf des kurdischen Volkes große Opfer gebracht und viele Gefallene zu verzeichnen hat. Sein Onkel väterlicherseits war der PKK-Kader Akif Yılmaz, der am 14. Juli 1982 zusammen mit Kemal Pir, Mehmet Hayri Durmuş und Ali Çiçek im Gefängnis von Amed (tr. Diyarbakir) ein Todesfasten ausrief, mit dem das Ende der Folter, der Militärdisziplin und der Einheitskleidung gefordert wurde. Diese Aktion gilt bis heute als erster Funke des Widerstands nach dem Militärputsch von 1980, mit dem nicht nur die Zustände in den Gefängnissen angeprangert, sondern auch ein revolutionäres Zeichen für die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt wurde, um die Massen zum Kampf gegen das Unterdrückungsregime der Türkei anzufeuern.

Seine Kindheit verbrachte Akif Yılmaz noch in seinem Geburtsdorf, aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation musste die Familie allerdings in den Westen der Türkei ziehen. 2006 fasste er den Entschluss, dem kurdischen Befreiungskampf beizutreten. Bei der Guerilla übernahm er Aufgaben im strategischen Bereich, ab 2013 durchlief er eine Ausbildung in der zentralen Parteischule. Im Anschluss daran wirkte er vier Jahre lang erfolgreich bei der Jugendbewegung Komalên Ciwan mit, bevor er sich an der Militärakademie Mahsum Korkmaz weiterbilden ließ. Seit 2018 war er als Guerillakommandant in den Bergen Nordkurdistans aktiv, zuletzt in der Serhed-Region.

Akif Yılmaz

Baran Botan kam in Wan-Qelqelî zur Welt und wuchs in einem patriotischen Umfeld auf. Seit 2013 war er in den Bergen Mitglied des kurdischen Befreiungskampfes, wo er sich unter anderem der Spezialeinheit Hêzên Taybet anschloss. 2018 zog es ihn nach Nordkurdistan. Hier beteiligte er sich aktiv an einer Reihe strategischer Aufgaben und einer Vielzahl von Guerillaaktionen.

Baran Botan

Aslan Sîser wurde in Tetwan geboren. Die PKK lernte er durch seine Familie bereits im Kindesalter kennen. Lange Jahre lebte er in der kurdischen Widerstandshochburg Amed, die ihn prägte und seinen Wunsch heranreifen ließ, Teil des Guerillakampfes zu werden. „Hevalê Aslan wurde Zeuge der genozidalen Vernichtungsabsicht des Feindes, der unser Volk vollständig vernichten will. Diese Tatsache erzeugte bei ihm eine tiefe Wut“, schreiben die HPG in einem Nachruf auf den Kämpfer. 2015 ging er zur Guerilla in die Berge und reifte zu einer „apoistischen Persönlichkeit“ heran. Gleichzeitig stattete er sich aus mit den Kriegstaktikten der Guerilla der demokratischen Moderne. Er kämpfte in vielen verschiedenen Regionen, darunter auch im schwierigen Zagros-Gebirge.

Aslan Sîser

Angesichts des Verlusts von Serxwebûn Jêhat, Lokman Gilîdax, Şîrvan Pepûle, Akif Yılmaz, Baran Botan und Aslan Sîser sprechen die HPG den Angehörigen der „Helden von Serhed“ und dem patriotischen Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus. „Unsere Verbundenheit gilt dem Kampf unserer Weggefährten, ihrer Haltung, ihrem Verständnis für Freundschaft und ihrer Treue zur apoistischen Linie. Wir versprechen, sie stets als Beispiel zu begreifen und ihre Ideale und Träume zu verwirklichen.“