HPG geben Namen von fünf Gefallenen bekannt

Die Guerillakämpfer Zagros Çekdar, Darav Feraşîn, Egîd Gever, Cûdî Berxwedan und Salar Atakan sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Die HPG würdigen ihren Kampf und sprechen den Angehörigen ihr Beileid aus.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Namen von fünf Guerillakämpfern veröffentlicht, die in den Jahren 2021, 2022 und 2023 in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen sind. „Zagros Çekdar, Darav Feraşîn, Egîd Gever, Cûdî Berxwedan und Salar Atakan waren Pioniere unseres Befreiungskampfes und haben mit apoistischem Willen und Entschlossenheit Widerstand gegen jegliche Angriffe der Besatzungsarmee geleistet. Sie blieben bis zu ihrem letzten Atemzug den Werten der Freiheit verpflichtet und wurden unsterblich. Wir sprechen ihren Familien und dem gesamten patriotischen Volk Kurdistans unser Beileid aus und bekräftigen unser Versprechen, das Ideal unserer Gefallenen von einem freien Kurdistan zu verwirklichen“, erklären die HPG in einer von ihrem Pressezentrum veröffentlichten Mitteilung.

Zu den Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

Codename: Zagros Çekdar
Vor- und Nachname: Mesut Celal Osman
Geburtsort: Dirbêsiyê
Namen von Mutter und Vater: Zerga – Celal
Todestag und -ort: 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete
 
Codename: Darav Feraşîn
Vor- und Nachname: Bedîrxan Abi
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Hamra – Şehmus
Todestag und -ort: 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 
Codename: Egîd Gever
Vor- und Nachname: Yılmaz Bayram
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Edibe – Ali
Todestag und -ort: 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete
 
Codename: Cûdî Berxwedan
Vor- und Nachname: Abdulselam Yıldız
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Maşallah – Hamit
Todestag und -ort: 2021 / Medya-Verteidigungsgebiete
 
Codename: Salar Atakan
Vor- und Nachname: Murat Asan
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Suphiye – Mehmet Salih
Todestag und -ort: 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete
 


Zagros Çekdar


Zagros Çekdar wurde in Dirbêsiyê/Rojava als Kind kurdischer Eltern geboren und wuchs in einem von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geprägten familiären Umfeld auf. Als Jugendlicher war er aktiv bei der „Revolutionären Jugendbewegung“, 2010 schloss er sich der PKK an. Mit dem Aufkommen der Revolution von Rojava kurze Zeit später kehrte er zurück ins westliche Kurdistan und beteiligte sich an den Organisierungsarbeiten. Im Rahmen eines mehrjährigen Aufenthalts in den Medya-Verteidigungsgebieten besuchte er unter anderem die nach Mazlum Doğan benannte zentrale Parteischule der PKK. 2015 wechselte er nach Rojava in den militärischen Bereich. Hier beteiligte er sich auf unterschiedlichen Ebenen, darunter als Teamleiter und Kommandant, an verschiedenen Offensiven gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS). Bei einem Kampfeinsatz in Aleppo traf ihn eine Kugel am Kopf, in Raqqa durchbohrten Schrapnelle seinen Körper. „Doch von jeder noch so schweren Verletzung erholte sich Hevalê Zaros und kehrte mit noch größerer Leidenschaft zurück an die Front“, betonen die HPG. 2018 ging Zagros Çekdar wieder zur Guerilla in die Berge. Er kämpfte in der Funktion eines Regionalkommandanten und führte auch sogenannte Spezialeinsätze aus. 2023 kam er bei einem Angriff der türkischen Armee ums Leben.

Darav Feraşîn


Darav Feraşîn wurde in der Hochebene Feraşîn in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) geboren. Seine Familie gehört dem Stamm der Gewda an, deren Dorf in den 1990er Jahren im Zuge der Politik der verbrannten Erde vom türkischen Staat zerstört wurde. Im Zuge dessen ließen sie sich in Wan nieder. Dort wuchs Darav Feraşîn im Stadtviertel Xaçort auf, das als kleine, aber wichtige Widerstandshochburg der Provinz Wan gilt. 2006 starb sein Onkel im Kampf gegen die türkische Armee in Besta. Dieses Ereignis war prägend für ihn. Er wurde aktiv für die kurdische Jugendbewegung und beteiligte sich dabei auch an militanten Aktionen und den Serhildan in seinem Viertel. Außerdem gründete er Jugendkomitees und wirkte so an der Organisierung der kurdischen Jugend mit. 2011 schloss er sich im Zuge des „revolutionären Volkskriegs“ in Feraşîn der Guerilla an. Schnell wechselte er in die Zap-Region, wo er eine Grundausbildung erhielt und erste praktische Erfahrungen im Kampf sammelte. Ab 2013 hielt er sich für zwei Jahre in den Qendîl-Bergen auf, danach ging er zur zentralen Parteischule. Zu dieser Zeit hatte der IS bereits das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal überrannt und einen Genozid an der Bevölkerung verübt. Darav Feraşîn wurde auf eigenen Wunsch hin nach Şengal versetzt, wo er sich mit den dortigen Widerstandseinheiten an einer Befreiungsoffensive gegen den IS beteiligte. Er starb 2022 im Zuge eines türkischen Angriffs.

Egîd Gever


Egîd Gever wurde in Colemêrg geboren und wuchs in einem patriotischen Umfeld auf. Als junger Heranwachsender wirkte er daran mit, die Jugend in seiner Geburtsstadt Gever gegen den Staat zu mobilisieren und organisieren. Dabei beteiligte er sich auch an militanten Aktionen. 2010 ging er zur Guerilla in die Berge, wo er sich anfangs am Cilo-Massiv aufhielt. Später wechselte er in die Medya-Verteidigungsgebiete und spezialisierte sich auf die Sniper-Taktik. Etwa fünf Jahre lang kämpfte er danach im Zagros, primär in Şemzînan und Gever. Hier legte er im Zuge des 2015 eingeleiteten totalen Krieges der Türkei in Kurdistan den Fokus auf die Selbstorganisation der Bevölkerung. Er war Mitbegründer der Zivilen Verteidigungseinheiten YPS und war Kommandant während der Städtekriege beziehungsweise des Widerstands für Selbstverwaltung. Zu dieser Zeit wurde er vier Mal verletzt. Er kehrte zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete und war nach einer Ausbildungsphase bei der Kommandantur der Apollo-Akademien in verschiedenen Regionen Südkurdistans im Einsatz. 2022 ist er im Widerstand gefallen.

Cûdî Berxwedan


Cûdî Berxwedan kam aus Şirnex (Şırnak), wo er in einem von der Widerstandstradition Botans geformten Umfeld aufwuchs. Mit dem Kampf des kurdischen Volkes um seine Existenz und Freiheit wurde er bereits als Kind bekannt. Als Çiçek Kiçî, die auch Çiçek Botan genannt wurde und ebenfalls aus Şirnex stammte, 2011 bei einem türkischen Luftangriff ums Leben kam, wollte Cûdî Berxwedan in Reaktion auf ihren Tod zur Guerilla gehen. Dies wurde ihm zunächst verweigert, da er zu dem Zeitpunkt noch minderjährig war. 2014 nahm er einen zweiten Anlauf, der in dieses Mal in die Berge führte. Nach einem kurzen Aufenthalt im Cûdî-Gebirge ging er zur praktischen Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. An der Operationsschule „Şehîd Mehmed Goyî“ erlernte er die Kunst der vielfältigen Guerillataktiken und spezialisierte sich in der Anwendung schwerer Waffen und der Sniper-Technik. Seine Einsätze führten ihn unter anderem auch nach Şengal, wo er sich an der Verteidigung der Ezidinnen und Eziden beteiligte. 2021 kam er bei einem türkischen Angriff ums Leben.

Salar Atakan


Salar Atakan wurde in Nisêbîn bei Mêrdîn geboren und wuchs in Dîlok (Antep) auf. Sein familiäres Umfeld war geprägt vom Bewusstsein über den Befreiungskampf des kurdischen Volkes. Ein einschneidendes Erlebnis, das seinen späteren Lebensweg bestimmen sollte, war der Verlust eines Kindheitsfreundes während des Widerstands in Kobanê im Jahr 2014. Nur ein Jahr später wurde er Zeuge der Militärbelagerung kurdischer Städte und ihrer Zerstörung durch den türkischen Staat im Zuge des Widerstands um Selbstverwaltung. Nach diesen Erlebnissen entschloss er sich 2018, der Guerilla beizutreten. Er ging nach Heftanîn, wo er seine Grundausbildung abschloss und praktische Erfahrungen im Kampf sammelte. Später besuchte er verschiedene Militärakademien und professionierte sich in der Anwendung mittelschwerer Waffen und der Sniper-Taktik. Bis zu seinem Tod war er in verschiedenen Regionen in den Medya-Verteidigungsgebieten im Einsatz. 2022 starb er infolge eines tragischen Unfalls.