Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, sind die Guerillakommandanten Mîrza Rênas und Andok Şoreş am 19. Mai 2022 ums Leben gekommen. Die Einheit der beiden Kämpfer hatte bemerkt, dass die türkische Armee von ihrer Basis in Kanî Masî ausrückte, um in der Umgebung des Girê Orte in Metîna Hinterhalte zu legen. Die HPG intervenierten, woraufhin es zu einem heftigen Gefecht kam. Bei dem Gefecht und anschließenden Luftangriffen sind die HPG-Kommandanten Mîrza Rênas und Andok Şoreş gefallen.
Guerilla startet Vergeltungsaktionen
Zur Vergeltung für die Gefallenen startete die Guerilla eine Serie von Aktionen. Bereits am folgenden Tag führte die Guerilla eine Aktion gegen die sich noch im Gelände befindende Militäreinheit durch. Dabei wurden drei Soldaten getötet und ein weiterer schwer verletzt. Nach der Aktion versuchte die Armee, ihre Toten mithilfe von Sikorsky-Hubschraubern abzutransportieren. Die HPG nahmen die Hubschrauber unter massiven Beschuss und zwang diese zum Rückzug. Am 23. Mai folgte um 11 Uhr eine weitere Aktion der Guerilla. Sie griff den türkischen Militärstützpunkt in Kanî Masî bei Amêdî mit schweren Waffen an, die anvisierten Ziele wurden nach HPG-Angaben punktgenau getroffen.
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Codename: Mîrza Rênas
Vor- und Nachname: Ayhan İnalhan
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Halize – Zeynar
Todestag und -ort: 19. Mai 2022 / Metîna
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Codename: Andok Şoreş
Vor- und Nachname: Mehmet Ete
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Remziye – Mehmet Fesih
Todestag und -ort: 19. Mai 2022 / Metîna
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Mîrza Rênas
Mîrza Rênas wurde im Landkreis Licê in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır) geboren. Seine Familie war patriotisch und er lernte in der Widerstandshochburg Licê bereits früh den kurdischen Freiheitskampf und das Verhalten der türkischen Besatzungsmacht kennen. Er wurde selbst Zeuge, wie der türkische Staat in der Region Städte und Dörfer zerstörte. Er studierte an der Universität in Amed und war gleichzeitig in der Jugendarbeit aktiv. In seinen drei Jahren in der revolutionären Jugendbewegung engagierte er sich vor allem in der Selbstverteidigung. 2009 schloss er sich der Guerilla an und war zunächst für ein Jahr in der Region Gare. Anschließend bildete er neue Guerillakämpfer:innen aus. Nach zwei Jahren Praxis in der Region Metîna bereitete er sich in einer Militärakademie für die Phase des revolutionären Volkskriegs im Jahr 2012 auf die Taktiken des modernen Guerillakriegs vor und ging anschließend nach Mêrdîn in Nordkurdistan. In Mêrdîn war er drei Jahre in verschiedenen Bereichen aktiv und übernahm Verantwortung bei Guerillaaktionen, der Selbstverteidigung, beim Kontakt mit der Bevölkerung und für neue Guerillakämpfer:innen. 2014 wechselte er in die Region Botan. Dort kämpfte er vor allem im Gebiet Besta. Er bereitete den Boden für den Widerstand in Şirnex im Jahr 2016 und wurde anschließend Kommandant einer mobilen Einheit in Botan. Mit seiner großen Erfahrung ging er 2017 als Gebietskommandant nach Mêrdîn. 2018 kehrte er zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete, bildete sich bis 2019 weiter und reflektierte seinen zehnjährigen Guerillakampf. Anschließend ging er nach Avaşîn und übernahm die Kommandantur im Gebiet Basya, wo er sich am Aufbau der Infrastruktur für den Krieg im Jahr 2021 beteiligte. Nach zwei Jahren in Avaşîn wechselte er nach Metîna und wurde dort ebenfalls Gebietskommandant. Er kämpfte an vorderster Front gegen die türkische Invasion und fiel im Kampf.
Andok Şoreş
Andok Şoreş stammte aus einer patriotischen Familie in Amed und lernte den kurdischen Freiheitskampf bereits in jungen Jahren kennen. Durch die erlebte Unterdrückung und Repression entwickelte er schon früh einen kämpferischen Charakter und eine große Wut auf den türkischen Staat, die er in die politische Arbeit kanalisierte. Nach einer Weile in der Jugendarbeit schloss er sich vor dem Hintergrund der Angriffe auf Rojava den dortigen Verteidigungskräften an und kämpfte gegen den IS. Zwei Jahre kämpfte er unter den schwersten Kriegsbedingungen und sammelte militärische Erfahrung. Die praktische Umsetzung des Demokratischen Konföderalismus in Rojava bewegte ihn und er zeigte großen Einsatz, um die apoistische Philosophie in der Bevölkerung zu verbreiten.
Auf eigenen Wunsch ging Andok 2016 in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Das erste Jahr verbrachte er an der Mazlum-Doğan-Akademie. Nach erfolgreichem Abschluss seiner ideologischen Ausbildung beharrte er darauf, sich im militärischen Bereich zu engagieren, und ging als Kommandant einer Einheit in die heftig umkämpfte Region Metîna. Dort nahm er an vielen Aktionen gegen die türkische Armee teil und arbeitete insbesondere auch aktiv am Bau der unterirdischen Verteidigungsanlagen mit. Sein größter Wunsch war, nach Nordkurdistan zu gehen und in Amed zu kämpfen. Angesichts des bestehenden Bedarfs war er jedoch bereit, diesen Wunsch zurückzustellen und stattdessen in Metîna Verantwortung zu übernehmen. Zusammen mit Mîrza Rênas reagierte er am 19. Mai sofort auf den Besatzungsversuch der türkischen Armee und kam im Kampf ums Leben.
Die HPG würdigen Mîrza und Andok als beispielhafte Militante des Befreiungskampfes und sprechen ihren Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus.