HPG geben die Namen von drei Gefallenen bekannt

Die HPG veröffentlichen die Identitäten von drei im Jahr 2019 bei einem türkischen Angriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete gefallenen Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA Star.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identitäten von drei Guerillakämpferinnen bekannt gegeben, die am 12. November 2019 bei einem türkischen Luftangriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete ums Leben gekommen sind. Bei den Gefallenen handelt es sich um Peyman Bagok, Agirî Gabar und Çavrê Cîlo. Die HPG würdigen ihren mutigen Kampf und haben ihre Biografien veröffentlicht:

Codename: Peyman Bagok
Vor- und Nachname: Hülya Mercan
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Süreyya – Izzettin
Todestag und -ort: 12. November 2019 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Agirî Gabar
Vor- und Nachname: Xezal Temel
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Ayşe / Ibrahim
Todestag und -ort: 12. November 2019 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Çavrê Cîlo
Vor- und Nachname: Hêlîn Karadeniz
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Rahime – Veysi
Todestag und -ort: 12. November 2019 / Medya-Verteidigungsgebiete


Peyman Bagok


Peyman Bagok stammt aus der uralten nordkurdischen Region Mêrdîn. Sie wurde im Dorf Fitnê in der Nähe der Stadt Dêrika Çiyayê Mazî bei Mêrdîn (tr. Mardin) in eine patriotische Familie hineingeboren und mit wuchs in einem vom kurdischen Freiheitskampf geprägten Umfeld auf. Gleichzeitig lernte sie von klein auf die Repression des türkischen Staates kennen. Im Frühling 1991 trat sie der Guerilla bei. Sie kämpfte und engagierte sich in allen Gebieten Kurdistans und schuf sich in ihren 28 Jahren als Guerillakämpferin immer wieder neu. Sie war praktisch in Zap, Avaşîn, Xakurke, Botan, Qendîl, Dersim, Heftanîn und Metîna aktiv und kämpfte unter anderem unter der legendären Kommandantin Şehîd Bêrîtan (Gülnaz Karataş). Ihr Kampf war auf allen Ebenen tief mit der apoistischen Frauenbefreiungsideologie verbunden. Das spiegelte sich direkt in ihrer Praxis wider. Im Kampf um Frauenbefreiung kannte sie keinen Schritt zurück und tolerierte keine Rückständigkeiten und Traditionalismen.

Peyman Bagok machte die Entwicklung von der Volksbefreiungsarmee Kurdistans (ARGK) zu den Volksverteidigungskräften (HPG) und von der Frauenarmee YAJK (Verband freier Frauen Kurdistans) zur Frauenguerilla YJA Star mit und entwickelte sich auf diesem Weg zu einer bedeutenden Kommandantin. Sie kämpfte immer wieder an vorderster Front und übernahm die schwersten Aufgaben. Als Kommandantin im Krieg verteidigte sie die Grundsätze der Freiheitsbewegung. Gleichzeitig bildete sie viele Guerillakämpfer:innen aus und gab ihre Erfahrungen weiter. Sie war in der nordkurdischen Region Dersim eine der führenden Kommandantinnen der am 1. Juni 2004 begonnenen Juni-Offensive. Dort kämpfte sie bis ins Jahr 2013. Anschließend wechselte sie nach Südkurdistan, sehnte sich aber immer nach dem Norden. Sie wurde zum Mitglied das Rats der Partei der Freiheit der Frau in Kurdistan (Partîya Azadîya Jin a Kurdistan - PAJK) und des Kommandorats der HPG und YJA Star und hinterlässt ein Erbe des Widerstands.

Agirî Gabar


Agirî Gabar stammt aus dem Dorf Gordila in der nordkurdischen Provinz Şirnex. Ihre Familie gehört dem für seinen Patriotismus bekannten Botî-Stamm an. In Botan wuchs sie in einem von Krieg und Freiheitskampf geprägten Umfeld auf. Das Leben als Guerillakämpferin übte eine große Anziehung auf sie aus und so schloss sie sich 1998 der Guerilla an. Sie kämpfte in verschiedensten Regionen, insbesondere in dem Zagros-Gebiet, aber auch in Gabar, Besta und Qendîl. Als Kämpferin der YJA Star befand sie sich in einem permanenten Prozess des Lernens und der Bildung. Um sich noch mehr einbringen zu können, schloss sie sich im Jahr 2000 den Spezialeinheiten an und wurde zu einer Kommandantin. Innerhalb der PKK kämpfte sie gegen Versuche von verschiedenen Kräften, die Bewegung von innen zu zerschlagen und verteidigte die apoistische Linie. Sie spielte eine wichtige Rolle dabei, dass die Auflösungsversuche scheiterten.

Schließlich kehrte sie als YJA-Star-Kommandantin in ihre nordkurdische Geburtsregion Botan zurück. Sie koordinierte viele wichtige Aktionen der 1. Juni Offensive 2004. Nach langen Jahren in Botan kehrte sie in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück und nutzte die Zeit, um Lehren aus ihrer Praxis dort zu ziehen. 2015 ging sie zurück nach Nordkurdistan, um dort den revolutionären Volkskrieg zu führen. Obwohl sie zweimal verletzt wurde, kehrte sie immer wieder an die vorderste Kampffront zurück.

Çavrê Cîlo


Çavrê Cîlo stammte aus der nordkurdischen Region Amed (tr. Diyarbakır). Aufgrund ihres politisierten Umfelds und der Beteiligung ihres großen Bruders an der Guerilla lernte sie von klein auf die PKK und insbesondere die Guerilla kennen. Sie träumte früh davon, dem Weg ihres Bruders Kurtay Amed (Osman Karadeniz) zu folgen. In ihrer Jugend begriff sie die Realität, in der das kurdische Volk unter türkischem Kolonialismus lebt, immer deutlicher und empfand große Wut über die Angriffe auf die Frauen und Jugend. Sie schloss sich der Jugendbewegung an und übernahm dort schnell aufgrund ihrer militanten Haltung Führungsaufgaben. Sie bildete, mobilisierte und organisierte Hunderte junger Menschen für den Kampf in den Bergen, wollte aber immer selbst aktiver werden und entschied sich schließlich 2011, einer Zeit heftiger Auseinandersetzungen, zum Beitritt zur Guerilla.

Cîlo machte ihre ersten Schritte als Kämpferin in der südkurdischen Region Avaşîn und wuchs schnell in das Guerillaleben hinein. Sie war beeindruckt von Avaşîns prachtvoller Natur. Cîlo bildete sich militärisch weiter und befasste sich insbesondere mit der Frage der Frauenbefreiung. In drei Jahren Guerillakampf in Avaşîn wurde sie zu einer professionellen Kämpferin und wechselte zur Weiterbildung ins Gebiet Gare. Dort spezialisierte sie sich erfolgreich als Scharfschützin und kehrte als YJA-Star-Einheitskommandantin nach Avaşîn zurück. Als Kommandantin bemühte sie sich intensiv darum, ihre Genoss:innen auf die bevorstehenden Auseinandersetzungen vorzubereiten. Sie koordinierte und führte viele Aktionen gegen die türkischen Truppen in Avaşîn durch. Als ihr Bruder 2015 in Mêrdîn fiel, empfand sie noch größere Wut, die sie in eine noch entschlossenere Beteiligung am Freiheitskampf kanalisierte. So wurde sie zu einer der führenden Kommandantinnen. Sie bestand darauf, Rache zu nehmen und für die Gefallenen nach Nordkurdistan zu gehen . Sie bereitete sich intensiv darauf vor, bis sie 2019 fiel.

Die HPG erklären, die Träume und Ziele der drei gefallenen Frauen zu verwirklichen und sprechen dem kurdischen Volk und insbesondere den Familien der Gefallenen ihr Beileid aus.