HPG-Erklärung zum Krieg in Kurdistan

Die Guerilla leistet im Norden und Süden Kurdistans weiter Widerstand gegen die türkische Armee, die HPG berichten über zwölf getötete Besatzer. In Mêrdîn sind zwei Guerillakämpfer gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) erklärt zum Krieg in Kurdistan: „Die Freiheitsguerilla leistet von Mêrdîn über Besta bis nach Zap und Metîna einen epischen Widerstand, um Kurdistan zu verteidigen. Unsere Kräfte kämpfen unter schwersten Bedingungen, mit wenigen Mitteln und einem großen Willen und schreiben damit einen unvergleichbaren Heldenepos. Mit der Militanz apoistischer Fedai und modernen Guerillamethoden wird der Feind getroffen und für die Besatzung zur Rechenschaft gezogen. Unterdessen versucht das faschistische AKP/MHP-Regime, auf der einen Seite mit unzähligen Kriegsverbrechen Ergebnisse gegen die Guerilla zu erzielen und auf der anderen Seite über seine Spezialkriegsmedien gefälschte Erfolgsmeldungen zu produzieren. Die von der Freiheitsguerilla Kurdistans unter großen Opfern erkämpfte Realität macht die Lügen der Spezialkriegsregierung jedoch zunichte.“

Die HPG berichten über diverse Guerillaaktionen, bei denen zwölf Angehörige der türkischen Besatzungstruppen getötet und elf weitere verwundet wurden. Zudem wurden zwei Überwachungskameras zerstört sowie ein Schaufelbagger, zwei Militärzelte und eine Stellung beschädigt. Die türkische Armee hat nach HPG-Angaben am Montag in 31 Fällen Chemiewaffen und andere verbotene Kampfmittel gegen Guerillastellungen eingesetzt, die Gebiete wurde achtmal von Kampfjets und Dutzende Male von Haubitzen, Mörsern, Panzern und schweren Waffen bombardiert.

Gefechte in Mêrdîn

In der nordkurdischen Provinz Mêrdîn sind zwei Guerillakämpfer gefallen. Wie die HPG mitteilen, kam es am 4. September im Omerya-Gebiet zu einem Feindkontakt, bei dem die Guerillakämpfer Xebat und Zana Handgranaten und Leichtwaffen einsetzten und aus dem Gebiet entkommen konnten. Die türkische Armee startete am Folgetag eine Militäroperation, bei der erneut ein Gefecht ausbrach, das bis zum Morgen des 7. September andauerte. Das Gebiet wurde sechsmal von Kampfjets und zweimal von Hubschraubern bombardiert, anschließend wurde ein gepanzerter Schaufelbagger aufgefahren, um die Stellung der Guerillakämpfer zu zerstören. Die Kämpfer setzten jedoch auch den Bagger unter Beschuss. „Unsere Genossen Xebat und Zana haben zwei Tage und zwei Nächte ununterbrochen bis zur letzten Kugel gegen Hunderte Soldaten und die feindliche Technik gekämpft und sind als Fedai gefallen, um nicht lebendig in die Hände des Feindes zu geraten“, erklären die HPG. Bei den Gefechten seien mindestens zwei Soldaten getötet und sieben Soldaten verletzt worden, zwei davon schwer.

Die HPG bezeichnen Xebat Kop und Zana Rojda als Helden, die den Feind unter den schwierigen Bedingungen der Guerilla in Bakur (Nordkurdistan) in Angst und Schrecken versetzt und die Militanz der PKK, die sich niemals ergebe, repräsentiert hätten. „Solange wir derartig mutige, überzeugte, willensstarke und heldenhafte Kommandanten haben, wird unser Kampf Schritt für Schritt zum Sieg führen und auf jeden Fall gewinnen“, erklären die HPG und sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.

                               

Codename: Xebat Kop
Vor- und Nachname: Yunus Kardağı
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Suphiye – Mesna
Todestag und -ort: 7. September 2022 / Mêrdîn

 

Codename: Zana Rojda
Vor- und Nachname: Ramazan Güçlü
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Saniye – Murat
Todestag und -ort: 7. September 2022 / Mêrdîn

 

Xebat Kop

Xebat Kop stammte aus Kop in der Provinz Mûş, seine Familie war patriotisch und lebte von der eigenen Arbeit. Er ging zehn Jahre in staatliche Schulen und nahm an Protesten der Bevölkerung gegen die Unterdrückung durch den türkischen Staat teil. In dieser Zeit erlebte er sowohl den mutigen Widerstand des kurdischen Volkes als auch das grausame Vorgehen des Staates. Er beteiligte sich an der revolutionären Jugendarbeit und wurde festgenommen und gefoltert, was seine Entschlossenheit zum organisierten Kampf weiter verstärkte. Weil er keine Möglichkeiten für legale Tätigkeiten sehen konnte, schloss er sich in Mêrdîn der Guerilla an und ging zur Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Als der IS 2014 Şengal angriff, kämpfte er zur Verteidigung des ezidischen Volkes gegen die Islamisten. Danach kehrte er zurück nach Bakur und nahm am Widerstand für Selbstbestimmung in Nisêbîn teil. Der türkische Staat setzte Panzer, Raketen und Kampfjets ein und Xebat wurde verwundet. Obwohl Nisêbîn von allen Seiten belagert wurde, gelang es ihm zusammen mit weiteren Verwundeten, die Stadt zu verlassen und in die Medya-Verteidigungsgebiete zu kommen. Dort wurde er in Sabotagetaktiken ausgebildet und übernahm Aufgaben auf Kommandoebene. Ungefähr drei Jahre bildete er andere Kämpfer:innen an einer Militärakademie aus. Danach ging er erneut nach Mêrdîn, wo er bis zum letzten Moment seines Leben kämpfte. Die HPG beschreiben Xebat Kop als bescheidenen, aufrichtigen, motivierten, disziplinierten, entschlossenen und willensstarken Menschen.

Zana Rojda

Zana Rojdas Familie stammte aus Cizîra Botan und gehörte zum Stamm der Harunî. Er wurde in Silopiya geboren und wuchs an den Ausläufern des Cûdî auf, wo die drei Landesteile Bakur, Rojava und Başûr aufeinander treffen. So war ihm schon früh bewusst, dass sein Land geteilt und besetzt ist. Seine Familie und sein soziales Umfeld standen der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und Bekannte von ihm schlossen sich dem Freiheitskampf an. Zana beteiligte sich an den Volksaufständen (ku. Serhildan) und betätigte sich als Milizionär für die Guerilla. Diese Arbeit erforderte großen Mut und Zana nahm viele Risiken in Kauf, bevor er sich schließlich selbst zum bewaffneten Kampf entschloss. Er trat der Guerilla in Botan bei und absolvierte eine Grundausbildung in Besta. Erste Kampferfahrungen sammelte er in eine mobilen Einheit in Botan, 2014 ging er zur Verteidigung gegen den IS nach Kobanê. Bei der Schlacht um Kobanê zeigte er sich entschlossen und siegessicher und kämpfte trotz zweimaliger Verletzung weiter. Nach der Befreiung der Stadt ging er in die Medya-Verteidigungsgebiete und wurde Teil der Spezialeinheit Hêzên Taybet. Er bildete sich weiter und vermittelte sein Wissen an sein Umfeld. Danach wechselte er nach Mêrdîn und übernahm Aufgaben auf Kommandoebene. Als erfahrener und mutiger Kämpfer beteiligte sich an zahlreichen Aktionen, bei denen die türkische Armee Verluste erlitt.

Vergeltungsaktion für Xebat und Zana

Wie die HPG weiter berichten, hat am 28. September eine Vergeltungsaktion für Xebat Kop und Zana Rojda in Mêrdîn stattgefunden. Die türkische Armee führte seit Anfang September Rodungsarbeiten im Gebiet Bagok durch, um eine Militärstraße zwischen Gundê Hebabê und Girê Şehîd Akîf zu errichten. Die Arbeit wurde von der Guerilla beobachtet, am 28. September infiltrierte eine mobile Einheit die Besatzungstruppen und tötete einen Kontra, zwei weitere Kontras wurden verletzt. Die türkische Armee startete daraufhin eine Militäroperation, die nach zwei Tagen und Bombardierung des Geländes durch Kampfhubschrauber ohne Ergebnisse eingestellt wurde.

Sabotage der YJA Star in Besta

Eine weitere Guerillaaktion in Nordkurdistan fand in Besta statt, wo zwischen den Gebieten Girê Sêvo und Besta Bilûzerê ebenfalls Bäume gefällt werden. Kämpferinnen der YJA Star verübten am 6. Oktober zwei Sabotagetakte, bei denen zwei Besatzer getötet und zwei weitere verletzt wurden.

Mit Sabotage und schweren Waffen gegen die Besatzer im Zap

In der Zap-Region griffen mobile Guerillagruppen am 9. und 10. Oktober die Invasionstruppen in Sîda sechsmal mit schweren Waffen an. Drei Soldaten kamen ums Leben. Am Montag bemerkte die Guerilla in dem Gebiet zwei Überwachungskameras und installierte Fallen. Als türkische Einheiten die Kameras kontrollieren wollten, wurden Detonationen ausgelöst. Die Kameras wurden zerstört, vier Soldaten getötet.

Guerillawiderstand in Metîna

Auch in Metîna leistet die Guerilla weiter Widerstand gegen die türkische Invasion. Am Girê Cûdî wurden am Montag zwei Militärzelte beschossen, zwei Vormarschversuche der türkischen Armee wurden von der Guerilla zurückgeschlagen. Kämpferinnen der YJA Star griffen mit schweren Waffen eine feindliche Stellung an. Am Girê Amêdî erfolgte ein Angriff auf Besatzer, die Bäume fällten.

Angriffe der türkischen Armee

Die Einsätze der türkischen Armee mit Chemiewaffen und anderen verbotenen Kampfmitteln richteten sich gegen Guerillastellungen in den Gebieten Girê Cûdî, Sîda, Girê FM, Saca, Çemço und Girê Amêdî. Von den Luftangriffen waren Gebiete in Gare und Qendîl betroffen.

Wie die HPG weiter mitteilen, setzt die türkische Armee den militärischen Straßenbau in Metîna fort. Die Straße vom Girê Sor führt mittlerweile bis zu einem Gipfel im Widerstandsgebiet Girê FM. In Karker in der Zap-Region versucht die türkische Armee weiterhin, Guerillatunnel mit Baumaschinen einzureißen.

Erfundene Szenarien“

Am Ende ihrer Erklärung teilen die HPG mit, dass die türkischen Spezialkriegsmedien weiterhin erfundene Szenarien verbreiten. So sei über eine Person namens Çekdar Kaya berichtet worden, zu der es jedoch keinerlei Verbindung gebe. „Laut den uns vorliegenden Informationen handelt es sich um jemanden, der sich bereits früher von unseren Reihen getrennt hat. Die von den Spezialkriegsmedien verbreitete Meldung ist vollständig erlogen“, so die HPG.