HPG: Die Avaşîn-Gefallenen haben ein großes Erbe hinterlassen

Die HPG haben die Namen von drei Gefallenen veröffentlicht. Ekin Tolhildan, Dilda Ayper Rojhat und Şiyar Firmesk Amed sind im Juni im Kampf gegen die türkische Besatzung von Avaşîn ums Leben gekommen.

Die Guerillakämpfer:innen Ekin Tolhildan, Dilda Ayper Rojhat und Şiyar Firmesk Amed sind im Juni im Kampf gegen die türkische Invasion in der südkurdischen Region Avaşîn gefallen. Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat Angaben zu ihrer Identität veröffentlicht. In der Erklärung heißt es einleitend:

„Der türkische Kolonialstaat führt seit 2021 eine Besatzungsoperation in Avaşîn, Zap und Metîna. Die Freiheitsguerilla Kurdistans leistet mit großer Willensstärke Widerstand und fügt dem Feind die schwersten Verluste seiner Geschichte zu. In der Region Avaşîn haben große Kämpfe stattgefunden, bei denen die modernen Guerillataktiken auf professionelle Weise umgesetzt wurden. Auch unsere Weggefährt:innen Ekin, Dilda und Şiyar haben an diesem legendären Widerstand teilgenommen, um ihre gefallenen Genoss:innen zu rächen und der Forderung unseres Volkes nach Freiheit zu entsprechen. Mit ihren Aktionen sind sie zum Albtraum des Feindes geworden. Sie haben ihre 2021 gewonnenen Erfahrungen genutzt, um 2022 noch professioneller und ergebnisorientierter zuzuschlagen. Damit haben sie eine führende Rolle in der revolutionären Offensive Bazên Zagrosê [Zagros-Falken] gespielt. Durch ihren unvergleichbaren Einsatz haben sie uns ein großes Kampferbe hinterlassen. Wir geben unser Wort, dass wir unsere wertvollen Genoss:innen rächen und ihre Ziele verwirklichen werden.“

Die HPG sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.

                                 

Codename: Ekin Tolhildan
Vor- und Nachname: Cansel Gül
Geburtsort: Istanbul
Namen von Mutter und Vater: Altun – Yaşar
Todestag und -ort: Juni 2022 / Avaşîn

 

Codename: Dilda Ayper Rojhat
Vor- und Nachname: Seher Karga
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Saime – Ismail
Todestag und -ort: Juni 2022 / Avaşîn

 

Codename: Şiyar Firmesk Amed
Vor- und Nachname: Abdullah Bayakbayan
Geburtsort: Riha
Namen von Mutter und Vater: Zehra – Musa
Todestag und -ort: Juni 2022 / Avaşîn

 

Ekin Tolhildan

 

Ekin Tolhildans Familie stammte aus Çewlîk (tr. Bingöl), sie selbst wurde in Istanbul geboren. Trotzdem bewahrte sie ihre kurdische Identität und verfolgte den Befreiungskampf in Kurdistan mit großem Interesse. Sie trat früh ins Arbeitsleben ein und lernte, auf eigenen Füßen zu stehen. Die Widersprüche, mit denen sie im kapitalistisch-patriarchalen System konfrontiert war, führten sie auf der Suche nach Alternativen zur PKK. Besonders beeindruckten sie die von Abdullah Öcalan vorgelegten Perspektiven zur Frauenbefreiung. 2015 schloss sie sich der Guerilla an.

 

Den Weg in die Berge empfand sie als Befreiung. Sie beteiligte sich konzentriert am Guerillaleben und an der Ausbildung und entwickelte sich zu einer kompetenten Kämpferin, die den professionellen Gebrauch verschiedener Waffen erlernte. Als Kämpferin der YJA Star hielt sie sich seit 2018 in Avaşîn auf. Dort übernahm sie die Aufgabe einer Einheitskommandantin und nahm an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkischen Invasoren teil. Die HPG beschreiben Ekin Tolhildan als mutige Militante, die sich durch praktische Intelligenz, unbändige Energie und ihre tiefe Verbundenheit mit ihren Mitkämpfer:innen und den Gefallenen auszeichnete.

Dilda Ayper Rojhat

Dilda Ayper Rojhat ist in Colemêrg (Hakkari) geboren und gehörte dem Stamm der Pinyanîş an. Da Colemêrg eine der Hochburgen des kurdischen Befreiungskampfes ist und ihre Familie der Bewegung nahestand, wuchs sie in einer entsprechenden Atmosphäre auf. Für die Guerilla empfand sie bereits als Kind Sympathie. Als sich Menschen aus ihrem nahen Umfeld dem Kampf anschlossen und einige von ihnen ums Leben kamen, ging sie 2015 in die Berge.

Dildas Anschluss an die Guerilla fand unter Kriegsbedingungen statt, daher legte sie den Schwerpunkt ihrer Ausbildung auf ihre militärischen Fähigkeiten. Bis 2017 kämpfte sie in den Regionen Zap und Avaşîn. Danach übernahm sie Aufgaben in der ideologischen Arbeit. Aufgrund der intensiven Angriffe in dieser Zeit wollte sie jedoch zurück an die Front und ging wieder nach Avaşîn. Bei der türkischen Invasion im vergangenen Jahr leistete sie entschlossenen Widerstand und gewann große Erfahrungen, die sie an ihre Mitkämpfer:innen weitergab. Im Widerstand gegen die diesjährige Operation kämpfte sie bis zum letzten Atemzug in einer mobilen Einheit.

Şiyar Firmesk Amed

 

Şiyar Firmesk Amed ist in Hatay geboren und aufgewachsen. Seine Familie stammte aus Riha (Urfa) und war patriotisch. Şiyar verfolgte das Geschehen in Kurdistan mit großem Interesse und beteiligte sich an Protesten gegen den vom IS und dem türkischen Staat angestrebten Völkermord. Wegen einer legalen Protestaktion wurde er verhaftet und war vier Monate im Gefängnis. In Gefangenschaft ließ er sich nicht brechen und nutzte die Zeit für seine Weiterbildung. Unmittelbar nach seiner Freilassung schloss er sich der Guerilla an. In den Bergen erlernte er den Gebrauch verschiedener Waffen und Kampftaktiken. Nach der Ausbildung ging er auf eigenen Wunsch nach Şengal, um die ezidische Gemeinschaft gegen den IS zu verteidigen. Er beteiligte sich an mehreren Befreiungsoffensiven in der Region und gewann dabei große Erfahrungen. Danach kehrte er zurück in die Berge und ging nach Avaşîn, wo er bis zuletzt in einer beweglichen Einheit kämpfte.