Guerillakämpfer Êrîş Rojhilat in Dersim gefallen
Der Guerillakämpfer Êrîş Rojhilat ist bei einem Angriff der türkischen Armee in Dersim gefallen. Die HPG sprechen seinen Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus.
Der Guerillakämpfer Êrîş Rojhilat ist bei einem Angriff der türkischen Armee in Dersim gefallen. Die HPG sprechen seinen Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus.
Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den Tod von Êrîş Rojhilat bekanntgegeben. Wie die Guerillaorganisation am Freitag in Behdînan mitteilte, kam der Kämpfer im vergangenen Oktober bei einem Angriff der türkischen Armee in der nordkurdischen Provinz Dersim ums Leben. Die HPG würdigen ihn als eine „bedeutende Persönlichkeit und leidenschaftlichen Verteidiger des apoistischen Willens, der immer als Beispiel für seine Freundinnen und Freunde gelten wird“. Den Angehörigen von Êrîş Rojhilat und dem kurdischen Volk sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus. Zur Biografie des Gefallenen heißt es:
Codename: Êrîş Rojhilat Vor- und Nachname: Nuri Elçi Geburtsort: Mûş Namen von Mutter und Vater: Müzeyyen – Abdurrahman Todestag und -ort: 20. Oktober 2023 / Dersim |
Êrîş Rojhilat wurde im Dorf Vartînis in der nordkurdischen Provinz Mûş geboren. In dem Ort verübte das türkische Militär am 3. Oktober 1993 ein Massaker: neun Mitglieder der Familie Öğüt starben einen qualvollen Tod, nachdem Soldaten ihr Haus abgeriegelt und es in Brand gesteckt hatten. Êrîş Rojhilat war verwandt mit der Familie. Das Schicksal der Öğüts und andere Erfahrungen der Unterdrückung an den Kurdinnen und Kurden, etwa durch die rassistische und nationalistische Gesinnung von Lehrern, die nicht selten die türkische Staatsdoktrin dirigieren, statt Bildung zu vermitteln, oder durch die Ausgrenzung im Westen, wo bis heute kurdischstämmige Menschen vielerorts bestenfalls als Bürger dritter Klasse gelten, wirkten sich prägend auf seinen Werdegang aus. Von seiner Seite bestand ohnehin seit Kindheitstagen eine enge Verbundenheit zur kurdischen Bewegung. Er wuchs in einem Elternhaus auf, das sich der Sache Kurdistans verpflichtet fühlte, außerdem hatten sich zahlreiche Verwandte dem Kampf in den Bergen angeschlossen.
Als junger Student erfasste Êrîş Rojhilat die tiefen Widersprüche innerhalb des kapitalistischen Systems, die er schon länger hinterfragte, noch intensiver. Seine Suche nach Auswegen und die Frage „Wie leben?“ führten ihn über intensive Diskussionen mit seinem Freundeskreis und Auseinandersetzungen mit sich selbst und der Welt, in der er lebte, zum Paradigma der demokratischen Moderne der PKK und der Realität ihres Begründers Abdullah Öcalan. Es war die Zeit, als die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) einen Genozid an den Ezidinnen und Eziden Şengals verübte und ihren Blick auf die westkurdische Widerstandshochburg Kobanê richtete. 2015 verließ Êrîş Rojhilat die Universität und ging zur Guerilla.
„Unser Genosse Êrîş, der sich in einer Hochphase des Krieges unseren Reihen anschloss, hatte nach Abschluss seiner Grundausbildungen keinerlei Schwierigkeiten, sich an das Leben in den Bergen anzupassen. Er sah in der PKK einen Bruch mit dem kapitalistischen System und ein Tor zur Freiheit, weshalb er dem Leben in unserer Bewegung große Bedeutung beimaß“, schreiben die HPG über Êrîş Rojhilat. „Stück für Stück überwand er die Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf seine Persönlichkeit. Er selbst beschrieb diesen Prozess als befreiendes Erlebnis, wodurch er sich wertvoller denn je fühlte.“
Neben seinem ideologischen Wissen, das er stets vertiefte, konzentrierte Êrîş Rojhilat sich auch auf den Ausbau von militärischen Fähigkeiten. Er war an verschiedenen Fronten der Medya-Verteidigungsgebiete im Einsatz, darunter im Qendîl-Gebirge und in der Xakurke-Region, und wirkte an etlichen Guerillaaktionen sowie Offensiven gegen die türkische Besatzung in Südkurdistan mit. Nach langer Zeit im heißen Krieg führte er eine Reihe von Sonderaufgaben im nichtmilitärischen Bereich durch, bevor er auf eigenen Wunsch hin nach Nordkurdistan wechselte. „Hevalê Êrîş hatte nach den Massakern des türkischen Besatzerstaates in Sûr, Cizîr und Nisêbîn eine ungeheure Wut gegenüber dem Feind. Diese wollte er im Norden in seine Guerillapraxis kanalisieren. Am 20. Oktober 2023 beendete er infolge eines feindlichen Angriffs in Dersim seinen revolutionären Marsch auf der Linie der Opferbereitschaft und schloss sich der Karawane der Gefallenen an. Damit hat Êrîş Rojhilat uns als seinen Weggefährtinnen und Weggefährten aufgetragen, seinem Vermächtnis treu zu bleiben. Er wird in unserem Widerstand für Freiheit stets als lichtgebende Quelle leuchten.“