Guerilla startet „revolutionäre Offensive“ gegen türkische Armee

Als Reaktion auf die Besatzungsoperation in den Medya-Verteidigungsgebieten hat die kurdische Guerilla eine Gegenoffensive eingeleitet. Für die türkische Armee kommt es zu hohen Verlusten.

Die Volksverteidigungskräfte (ku. Hêzên Parastina Gel, HPG) haben als Reaktion auf die türkische Besatzungsoperation in den Medya-Verteidigungsgebieten die revolutionäre Offensive „Bazên Zagrosê“ (Falken vom Zagros) eingeleitet. Das geht aus einer Übersicht der HPG-Pressestelle über den aktuellen Verlauf der Auseinandersetzungen in den südkurdischen Guerillagebieten hervor, die sich seit Freitag wieder intensiv im Fokus der türkischen Armee befinden. Wie die HPG mitteilen, setzt das Militär „in seiner Ausweglosigkeit gegenüber der Guerilla“ verbotene Kampfstoffe ein. In einem von den HPG angelegten Tunnelsystem ist ein mit einer Kamera ausgestatteter „Militärhund“ entdeckt worden.

Im Visier der türkischen Armee liegen die Regionen Metîna, Avaşîn und Zap. Zu den für die Besatzer verlustreichen Guerillaaktionen teilen die HPG in ihrer Bilanz mit: „Am 24. April versuchte die türkische Besatzerarmee in Avaşîn zwischen 9.00 und 12.30 Uhr, die Stellungen unserer Kräfte und die Tunnel auf dem Tepê Mamreşo zu infiltrieren. Die Guerilla ging mit wirksamen Aktionen gegen die Invasoren vor, die sich im Kampfgebiet bewegten. Infolge schwerer Schläge musste sich die Besatzerarmee vier Mal von den Tunneln zurückziehen.”

Die sich über dem Tunnelsystem bewegenden Truppen wurden kurz darauf mittels Sabotagetaktik zwei Mal von der Guerilla angegriffen. Dabei wurden mindestens neun Soldaten getötet. „Da es den Besatzern nicht gelang vorzurücken und sie immer wieder gezwungen waren, sich weiter zurückzuziehen, schickten sie einen Hund in das Tunnelsystem. Die Kamera um den Hals des Tieres wurde sichergestellt. Gegen 15.30 Uhr starteten die Invasoren einen erneuten Infiltrierungsversuch. Unsere Kräfte reagierten zunächst mit einer Sabotage, bevor die Besatzer aus dem Nahabstand wirksam unter Beschuss gesetzt wurden. Die Anzahl der hierbei getöteten und verletzten Soldaten ist unklar. Um 18 Uhr führten unsere Kräfte zwei weitere Sabotageangriffe gegen die Besatzer im Kampfgebiet durch. Dabei wurde einer von ihnen bestraft. Der daraufhin eingeleitete Truppenrückzug der Invasoren ist ebenfalls aus nächster Nähe effektiv beschossen worden. Auch hier konnte die genaue Zahl der Verluste in den Reihen der Besatzerarmee nicht sicher festgestellt werden.“

Später am Abend bombardierten Kampfjets der türkischen Luftwaffe um etwa 21.30 Uhr den Tepê Mamreşo, um den Bodentruppen den Zugang in die dortige Tunnelanlage zu ermöglichen. Die Guerilla griff erneut aus dem Nahabstand an und zwang die Soldaten zum Rückzug.

Armee setzt chemische Kampfstoffe ein

Die HPG sprechen von einer „niederschmetternden Niederlage“ für das türkische Militär am Gipfel Mamreşo. „Die Verluste gegenüber der Siegesguerilla der demokratischen Moderne sind so hoch, dass die Besatzer durch schmutzige und unmenschliche Methoden der Kriegsführung Ergebnisse zu erzielen versuchen. Wir haben dokumentiert, dass die türkische Besatzerarmee an den Stellungen und Tunneln der Guerilla chemische Kampfstoffe eingesetzt hat. Trotz dieser verabscheuungswürdigen Methode ist es den Invasoren nicht gelungen, in die Tunnel einzudringen.“

Wie aus der Bilanz weiter hervorgeht, liegen inzwischen weitere Einzelheiten zu den Geschehnissen kurz nach Beginn der Besatzungsoperation in Avaşîn vor. Demnach setzte die türkische Armee am Freitag auf dem Tepê Şehîd Serdar im Gebiet Mervanos Truppen ab. Am gestrigen Samstag versuchten Soldaten nachmittags in das dortige Tunnelsystem einzudringen. Die Guerilla reagierte mit „wirksamen Beschüssen“, die sich gleichermaßen gegen vorrückende Soldaten richteten. „Ab 14.40 Uhr erfolgten vier Giftstoffangriffe der Besatzer gegen unsere Stellungen. Gegen 17.30 Uhr wurden die sich der Gegend nähernden Invasoren drei Mal mittels Sabotage-Taktik aus nächster Nähe ins Visier genommen. Dieser große Schlag zwang sie zum Rückzug. Über die genaue Zahl der Verluste in den Besatzerreihen liegen keine Informationen vor.“

YJA-Star in Aktion

Früher am Tag führten Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA-Star (Yekîtiya Jinên Azad; Star ist in der kurdischen Mythologie der Name der Göttin Ischtar und bedeutet im heutigen Sprachgebrauch auch Stern, ANF) um etwa 9.30 Uhr im Rahmen der Offensive Bazên Zagrosê einen Angriff gegen türkische Truppen am Şehîd-Serdar-Gipfel durch. Genaue Ergebnisse der Aktion liegen noch nicht vor.

Seit gestern ist zudem bekannt, dass die türkische Armee ihr Operationsgebiet in Avaşîn auf Şukê ausgeweitet hat. Wie die HPG bestätigen, zielt das Unterfangen auf die Gipfel Şehîd Zêrîn, Şehîd Bêkes und den Tepê Piramît. Die Militärbewegungen in der Region dauern an.

Darüber hinaus melden die HPG, dass in der Nacht zu Sonntag die Gebiete Mamreşo, Aris-Faris, Kartal, Mervanos und Şehîd Serdar intensiv von Kampfflugzeugen und Hubschraubern bombardiert worden sind. In Mamreşo und am Tepê Şehîd Serdar wurden Verstärkungstrupps abgesetzt.

In der Region Zap führte die Guerilla am Samstag um etwa 8.30 Uhr einen Angriff gegen türkische Soldaten durch, die sich im Nerwê-Tal bewegten. Zeitgleich wurde im nahegelegenen Qele Bedewê eine Operationseinheit ins Visier genommen, die sich dem Tepê Şehîd Harun näherte. Genaue Ergebnisse zu beiden Aktionen sind nicht bekannt. Später am Nachmittag wurde am Kleinen Cilo eine Gruppe Soldaten unter Beschuss gesetzt. Dabei wurde ein Militärangehöriger getötet, die Zahl der verletzten Soldaten ist unklar.

Luftverteidigungseinheiten greifen ebenfalls an

Auch die Luftverteidigungseinheiten Şehîd Delal Amed” befinden sich in den Medya-Verteidigungsgebieten in Aktion gegen die türkische Armee. Wie die HPG in der Bilanz berichten, gingen die Einheiten zuletzt am Samstag in Metîna vor. Konkretes Ziel von zwei „erfolgreichen Aktionen” waren Soldaten, die sich auf dem Tepê Zendura in Position bringen wollten. Seit Sonntagmorgen verzeichnen die HPG in der Gegend zwischen dem Gipfel und dem Gebiet Elemun türkische Aufklärungsaktivitäten.

Türkische Luftschläge und Bodenangriffe

Abschließend werden in der HPG-Bilanz Details zu weiteren Luft- und Bodenangriffen der türkischen Armee genannt. Demnach wurden gestern folgende Ziele attackiert:

13.00 bis 13.30 Uhr: Tepê Hakkari in Metîna (Luftangriff)

19.00 bis 22.00 Uhr: Tepê Zendura in Metîna (Artillerieangriff)

21.00 bis 2.00 Uhr: Tepê Zendura, Tepê Koordine und Derarê (Luftangriff)

21.30 Uhr: Goşînê in Xakurke sowie Sida und Kunişka in Zap-Region (Luftangriff)

22.00 Uhr: Dorf Bazê in Kanî Masî (Luftangriff)

22.55 Uhr: Tepê Amêdî in Amêdî; auch Amediye (Luftangriff)

Mitternacht: Gundê Bêpalan und Dola Bedrana in Qendîl (Luftangriff).