Guerilla feiert vierzig Jahre Befreiungskampf

Kämpferinnen und Kämpfer der YJA Star und HPG haben in den Bergen Kurdistans den Jahrestag der ersten Guerillaoffensive am 15. August 1984 gefeiert.

Offensive vom 15. August 1984

Kämpfer:innen der Guerillaarmeen HPG (Volksverteidigungskräfte) und YJA Star (Verbände freier Frauen) haben in den Medya-Verteidigungsgebieten den Beginn des bewaffneten Kampfes vor vierzig Jahren gefeiert. Baran Ararat, einer der Kommandanten der HPG, erinnerte an Mahsum Korkmaz (Egîd), unter dessen Kommando am 15. August 1984 der erste Schuss im Befreiungskampf in Nordkurdistan fiel. „In der Person von Kommandant Egîd gedenken wir aller revolutionärer Gefallener“, erklärte Ararat.


Der 15. August sei ein Feiertag, zu dem er Abdullah Öcalan, der Guerilla und dem kurdischen Volk gratuliere, so der HPG-Kommandant: „Seit der Offensive vom 15. August sind vierzig Jahre vergangen. Mit diesem Schritt wurde die erste Kugel auf die Mentalität der Versklavung und des Kolonialismus abgefeuert. Dieser Schuss richtete sich nicht nur gegen die Besatzer, sondern auch gegen diejenigen, die sich selbst dem Feind verkauften. Die Offensive war nicht nur militärisch. Sie repräsentierte die gedankliche Kraft, den Mut und die Philosophie des kurdischen Volkes.“

Weiter sagte Ararat, dass seit vierzig Jahren versucht wird, die kurdische Freiheitsbewegung zur Kapitulation zu zwingen: „Heute führen wir einen unvergleichbaren Kampf gegen die Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten und anderen Regionen. Wir kämpfen im Geiste des 15. August und werden dem Feind weiterhin die notwendige Antwort geben.“

Nach der Ansprache und einer militärischen Zeremonie wurde getanzt.


         


       

Hintergrund: Bewaffneter Kampf der PKK

Am 15. August 1984 fiel im nordkurdischen Dih (tr. Eruh) „der erste Schuss“ der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Eine 36 Personen starke Guerillaeinheit, angeführt von dem legendären Kommandanten Mahsum Korkmaz – auch bekannt unter seinem Nom de Guerre Egîd („der Mutige“) – führte an jenem Tag den ersten Angriff gegen die türkische Besatzungsmacht durch. Für die Aktion, die als Beginn des bewaffneten Befreiungskampfes gilt, war eine Kaserne der Militärpolizei ausgewählt worden. Ein Wachsoldat und ein Offizier kamen ums Leben, Verluste der Guerilla gab es nicht.

Über den Lautsprecher einer Moschee wurde anschließend die Gründungserklärung der HRK (Hêzên Rizgarîya Kurdistanê) verlesen. In dem Flugblatt der „Befreiungskräfte Kurdistans”, wie sich die Guerilla in den ersten Jahren des bewaffneten Kampfes in Anlehnung an die zu Beginn des vietnamesischen Freiheitskampfes gebildete „Einheit zur Befreiung Vietnams“ nannte, hieß es: „Die HRK verfolgt das Ziel, den Kampf unseres Volkes um nationale Unabhängigkeit, eine demokratische Gesellschaft, Freiheit und Einheit unter Führung der PKK gegen den Imperialismus, den türkischen Kolonialfaschismus und ihre einheimischen Lakaien bewaffnet zu führen.”

Ein synchron verlaufender Angriff wurde unter dem Kommando von Abdullah Ekinci (Ali) in Şemzînan (Şemdinli) durchgeführt. Die Guerillaeinheit hatte ebenfalls eine Militärkaserne zum Ziel und griff mit Maschinengewehren und Raketen an. Auch bei diesem Angriff beklagte der türkische Staat Verluste. Beide Kreisstädte wurden zudem kurzfristig von den HRK kontrolliert. Der 15. August durchbrach damit die Grabesruhe nach dem Militärputsch vom 12. September 1980. Dieser Tag gilt vielen Kurd:innen als Feiertag, denn er markiert den Aufbruch einer Bewegung, zu der heute Millionen gehören.