Ezide wegen Nichtfastens in Flüchtlingslager angegriffen

Salih Xelef (52) ist Ezide aus Şengal und lebt in einem Flüchtlingslager nahe der Stadt Tilburg in den Niederlanden. Dort ist er in seinem Zimmer angegriffen worden, weil er nicht fastet.

Vor islamistischer Gewalt geflohen, in Europa misshandelt

Der Ezide Salih Xelef floh aus Şengal im Nordirak und lebt nun in einem Flüchtlingslager nahe der Stadt Tilburg in den Niederlanden. Gestern ist er dort angegriffen worden – offenbar, weil er nicht fastet. Mehrere Männer seien in der Nacht in das Zimmer des 52-Jährigen eingedrungen, hätten ihn  misshandelt und ihm Geld sowie sein Telefon geraubt.

Zum islamischen Glaubensbekenntnis gezwungen

Salih Xelef äußerte sich ANF gegenüber zu dem Überfall. Demnach geschah die Tat in der Nacht zum Mittwoch. Unbekannte Männer seien gegen 1:30 Uhr durch das Fenster in sein Zimmer eingedrungen und hätten ihn gefragt, warum er nicht fasten würde. Zurzeit ist der islamische Fastenmonat Ramadan, in dem viele Gläubige bis zum Sonnenuntergang weder Trinken noch Essen oder Genussmittel zu sich nehmen. Xelef gab an, dass die Eindringlinge ihm ein Messer an den Hals gehalten und ihn zum muslimischen Glaubensbekenntnis aufgefordert hätten. Der Angegriffene habe dies mit dem Hinweis auf seinen ezidischen Glauben verweigert, woraufhin er von den Unbekannten eine Stunde lang misshandelt und beschimpft worden sei. Hierbei bezogen sich die Männer wohl auch auf die Religionszugehörigkeit ihres Opfers. Sie sollen gesagt haben: „Du bist Ezide, du bist ein Kuhhirte, dein Eigentum gehört uns.“ Die Täter hätten Salih Xelef in dieser Zeit beraubt, sein Geld sowie sein Telefon entwendet.

Verantwortliche des Camps griffen nicht ein

Kurdische Flüchtlinge, die ebenfalls in der Unterkunft wohnen, hätten den Angriff Xelefs Angaben zufolge gehört und seien ihm zu Hilfe gekommen. Die Angreifer hätten daraufhin auch diese mit einem Messer bedroht und seien geflüchtet, als die Situation eskalierte. Die Verantwortlichen des Camps sollen nicht eingegriffen haben. Mitbewohner brachten den Eziden mit eigenen Mitteln ins Tilburg-Krankenhaus.

Unbekannte Angreifer

Xelef äußerte gegenüber ANF zudem den Eindruck, die Behörden hätten versucht, den Vorfall zu vertuschen. Für sie handele es sich bei Geflüchteten um Personen, die die Sprache nicht gut beherrschten und nicht wüssten, wir das Gesetz anzuwenden sei, kritisierte er. Mit Unterstützung eines örtlichen kurdischen Vereins reichte Xelef eine Anzeige gegen die Angreifer ein, deren Identität bisher ungeklärt ist.

Verfolgung der ezidischen Gemeinschaft

Die ezidische Gemeinschaft ist als religiöse Minderheit vielfach Angriffen in ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten sowie auch im Exil ausgesetzt. Dschihadist:innen zielen im Sinne der Ideologie des „Islamischen Staates“ (IS) darauf ab, das Ezidentum und dessen Angehörige zu vernichten. Der Völkermord an den Ezid:innen, der im Jahr 2014 durch den IS einen Höhepunkt erreichte, ist noch immer nicht umfassend aufgeklärt worden. Seither sind viele Ezid:innen ins Ausland geflohen und können bis heute nicht ohne weiteres in ihre Heimat zurückkehren.