Drei HPG-Kämpfer bei Gefechten in Licê gefallen

In Licê sind drei Guerillakämpfer bei Gefechten mit der türkischen Armee gefallen. Die HPG haben ihre Identitätsangaben veröffentlicht und würdigen ihren Widerstand.

Bei den am Dienstag in Licê bei Amed (tr. Diyarbakır) ausgebrochenen Gefechten zwischen den Volksverteidigungskräften (HPG) und der türkischen Armee sind drei Guerillakämpfer gefallen. Das teilte die Pressestelle der HPG am Sonntag in Behdînan mit. Auslöser der Auseinandersetzungen im Südosten des Landkreises Licê war eine Militäroperation, die in der Nacht zuvor eingeleitet worden war. Im Zuge der Gefechte hatte es auch Bombardierungen durch Kampfhubschrauber gegeben (ANF berichtete). Bei den Gefallenen handelt es sich um:

Codename: Bedran Merdan
Vor- und Nachname: Nazım Hikmet Ülgen
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Şükran – Mehmet Hanefi
Todestag und -ort: 24. Oktober 2023, Amed
 
Codename: Ciwan Amed
Vor- und Nachname: Onur Kamiloğlu
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Heves – Muzaffer
Todestag und -ort: 24. Oktober 2023, Amed
 
Codename: Seyit Brûsk
Vor- und Nachname: Muhammed Gönyeli
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Yasemin – Emin
Todestag und -ort: 24. Oktober 2023, Amed
 

 
Bedran Merdan

Bedran Merdan wurde in Amed als Sohn einer dem kurdischen Befreiungskampf verbundenen Familie geboren und wuchs mit dem Bewusstsein für den Widerstand gegen die staatliche Unterdrückung in Kurdistan auf. Als junger Heranwachsender begann er im Jahr 2009, sich innerhalb der kurdischen Jugendbewegung zu engagieren, und organisierte Demonstrationen. Dieses Engagement setzte er auch während seines Studiums in der Provinz Agirî (Ağrı) fort. Sein Fokus lag in der Organisierung und Aufklärung der Jugend und ihrer Sensibilisierung für das Kriegsgeschehen in Kurdistan und Herausforderungen im Umgang mit staatlichen Methoden in Kurdistan, die Gesellschaft von ihrem Wesen zu entfremden und ihr die Identität zu nehmen.


2012 fasste Bedran Merdan den Entschluss, in die Berge zu gehen. Der Guerilla schloss er sich in Avaşîn an, wo er auch seine Grundausbildung absolvierte und erste praktische Erfahrungen im bewaffneten Kampf sammelte. 2014 ging er nach Rojava und beteiligte sich am Widerstand gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Nach HPG-Angaben wirkte der Kämpfer an zahlreichen Operationen gegen die Dschihadistenmiliz mit. In einem dieser Einsätze wurde er verletzt. Im August desselben Jahres wechselte er in die Şengal-Region in Südkurdistan. Das Hauptsiedlungsgebiet der Ezidinnen und Eziden war damals vom IS überannt worden, die Terroristen verübten einen Genozid und Feminizid. Berdan Medran gehörte zu jenen Kämpferinnen und Kämpfern, die einen Fluchtkorridor nach Rojava freikämpften und Tausenden Menschen das Leben retteten.


Rund ein Jahr leistete er Widerstand gegen den IS, wobei er ein weiteres Mal ernsthaft verletzt wurde. Anschließend ging er zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete und ließ sich an der Mahsum-Korkmaz-Akademie in verschiedenen militärischen Fachgebieten ausbilden. Nach erfolgreicher Absolvierung wurde Bedran Merdan auf eigenen Wunsch hin nach Amed versetzt. „Er wollte in seiner Heimat gegen die Unterdrücker und Besatzer kämpfen“, so die HPG.


Ciwan Amed

Ciwan Amed stammte ebenfalls aus Amed. Er wuchs in einem patriotischen Familienumfeld auf, den Vater lernte er in Besuchsräumen von türkischen Gefängnissen auf; Muzaffer Kamiloğlu war lange Zeit politischer Gefangener des türkischen Staates. Diese Erfahrung prägte den Sohn. Um die Familie finanziell zu unterstützen, verließ er als Jugendlicher die Schule und nahm verschiedene Jobs an. In dieser Zeit lernte er die kurdische Jugendbewegung kennen. Er wurde Aktivist und beteiligte sich an den Serhildan und Aufständen gegen den staatlich geförderten Drogenkonsum und Zwangsprostitution in Kurdistan. Diese Methode gilt als die gefährlichste Dimension des Spezialkriegs des türkischen Staates gegen die kurdische Gesellschaft.


2014 wurde Ciwan Amed verhaftet. Er verbrachte fünf Jahre unter den üblichen „Terrorismus“-Vorwürfen im Gefängnis. Nach seiner Entlassung und einer kurzen Erholungsphase von einer Erkrankung konzentrierte er sich auf die Aufgaben, die der Jugend in der Strategie des revolutionären Volkskriegs zufallen. Er nahm drei Monate an der Arbeit der YPS (Yekîneyên Parastina Sîvîl / Zivile Verteidigungseinheiten) teil, die sich damals der Entwicklung neuer Kampfmethoden widmeten. Danach ging er zur Guerilla. Seit 2020 kämpfte er in Amed.

Seyit Brûsk

Seyit Brûsk wurde in Êlih (Batman) geboren. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) lernte er bedingt durch sein familiäres Umfeld, das eng verbunden ist mit dem kurdischen Befreiungskampf, bereits im Kindesalter kennen. Politisiert wurde er in den Reihen der Revolutionären Jugend, in deren Reihen er lange Zeit aktiv war. Der Guerilla schloss er sich vor acht Jahren an – zu einer Zeit, in der der Krieg in Kurdistan besonders intensiv war.

Die HPG sprechen den Angrhörigen von Seyit Brûsk, Ciwan Amed und Bedran Merdan sowie dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl angesichts des Verlusts der drei Kämpfer aus. „Sie haben selbstlos und mit dem Geist der Opferbereitschaft für ihr Volk Widerstand geleistet. Bedran, Ciwan und Seyit waren wegweisende apoistische Kämpfer, an denen sich die Jugend Kurdistans stets ein Beispiel nehmen wird“, erklären die HPG.