Drei Guerillakämpfer in Botan gefallen

Die HPG-Kämpfer Nevzat Şervan, Piling Qoser und Sîpan Cûdî sind in der Besta-Region in Botan gefallen.

Die Guerillakämpfer Nevzat Şervan, Piling Qoser und Sîpan Cûdî sind am 30. September bei einem Gefecht mit der türkischen Armee in der Besta-Region in Botan gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Nevzat Şervan war Gebietskommandant, nach HPG-Angaben haben er und seine Mitkämpfer bis zum letzten Moment ihres Lebens Widerstand gegen die türkische Besatzungsoperation in den Gebieten Girê Gêsin, Girê Sor, Omyanis und Mêrgumarê geleistet. Die Identität von Sîpan Cûdî ist noch nicht endgültig geklärt und soll zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. Zu Nevzat Şervan und Piling Qoser machen die HPG folgende Angaben:

                                         

Codename: Nevzat Şervan
Vor- und Nachname: Turgut Oslu
Geburtsort: Şirnex
Vor- und Nachname: Xunav – Sadık
Todestag und -ort: 30. September 2022 / Besta

 

Codename: Piling Qoser
Vor- und Nachname: Emrullah Tuncer
Geburtsort: Mêrdîn
Vor- und Nachname: Adlê – Hamit
Todestag und -ort: 30. September 2022 / Besta

 

Nevzat Şervan

Nevzat Şervan ist in einem Dorf in Şirnex-Qileban zur Welt gekommen. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und er kannte die PKK bereits als Kind. Das Dorf, in dem er aufwuchs, war von der uralten Kultur und den Wertvorstellungen des kurdischen Goyî-Stammes geprägt. Nevzat Şervan erlebte die Unterdrückung des kurdischen Volkes durch den türkischen Staat aus unmittelbarer Nähe. Das Massaker von Roboskî, bei dem Ende 2011 zwei seiner Cousins und viele weitere Kindheitsfreunde getötet wurden, war ein Wendepunkt in seinem Leben. Wie er später einmal sagte, sei er dadurch aufgewacht und habe die eigene Realität in aller Deutlichkeit erkannt. Er wollte die 34 Toten rächen und sich dafür der Guerilla anschließen.

2013 ging er in die Berge und bekam eine Grundausbildung in Qendîl. Dort blieb er eine Weile in der praktischen Arbeit und gewann ideologische und organisatorische Erfahrung, bevor er in die Zap-Region kam und sich vor allem an den Arbeiten im dortigen Hauptquartier beteiligte. Zur Vorbereitung auf die neuen Taktiken im modernen Guerillakampf wurde er als Scharfschütze ausgebildet und bildete danach ungefähr drei Jahre lang selbst Hunderte weitere Kämpfer:innen aus.

2018 ging er mit der Perspektive des revolutionären Volkskriegs nach Bakur (Nordkurdistan) und nahm an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkische Armee teil. Er entwickelte sich zu einem führenden Kommandanten der neuzeitlichen Guerilla und gewann mit seiner opferbereiten und bescheidenen Haltung den Respekt und die Liebe seiner Weggefährt:innen. Zuletzt intervenierte er zusammen mit seinen Mitkämpfern Piling und Sîpan offensiv gegen die türkischen Besatzungsangriffe in Besta und kam im Kampf ums Leben.

Piling Qoser

Piling Qoser ist in Mêrdîn-Qoser geboren und aufgewachsen. Seine Familie und sein Umfeld standen der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und Piling war bereits in jungen Jahren PKK-Sympathisant. Da er die Realität in Kurdistan jeden Tag erlebte, war ihm bewusst, dass der türkische Staat auf einen Völkermord abzielte und dafür gleichzeitig Assimilierung und brutale Unterdrückung als Methoden anwandte. Als Heranwachsender wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv, dieses Engagement setzte er auch als Student fort. Als er sich zwischen einem Leben innerhalb des bestehenden Systems, das die Verleugnung seiner eigenen Identität voraussetzte, und einem Leben in Würde und Freiheit entscheiden musste, ging er 2014 von der Universität in Çanakkale in die Berge von Dersim und wurde Guerillakämpfer. In Dersim konnte er von der jahrzehntelangen Erfahrung seiner Mitkämpfer:innen profitieren, wodurch ihm eine schnelle Entwicklung ermöglicht wurde. Er zog in den Kampf gegen den IS und wurde in diesem Krieg verwundet. Danach ging er zurück in die Berge und hielt sich zwei Jahre in Gare auf. Er ließ sich in Sabotagetaktiken ausbilden und kümmerte sich auch um die Ausbildung seiner Mitkämpfer:innen. Für seine ideologische Weiterbildung kam er an die Haki-Karer-Akademie und ging schließlich nach Botan, wo er Aufgaben auf Kommandoebene übernahm und mit großer Opferbereitschaft kämpfte.

Die HPG würdigen Nevzat und Piling als unvergessliche Botan-Kommandanten und sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.