Die türkische Kriegsökonomie stützt sich auf Südkurdistan

Eigentlich sollte es in Südkurdistan kein türkisches Kapital mehr geben, denn jede Lira ist eine Patrone, ein Teil einer Bombe oder Artilleriegranate.

Südkurdistan stellt heute de facto eine neue Kolonie der Türkei dar. Südkurdistan ist ein Teil des Iraks, aber ökonomisch ist es praktisch eine türkische Kolonie und politisch steht es unter dem Druck des türkischen Staates. Militärisch ist die Region besetzt. Abgesehen von geheimen Organisationen und Einheiten befinden sich in der Autonome Region Kurdistan (KRG) etwa 20 türkische Militärbasen, ausgestattet mit Panzern, Artillerie und Hubschraubern. Und bis vor Kurzem profitierte die AKP-Regierung nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch. Der PDK-Führer Mesud Barzanî trat gemeinsam mit Şivan Perwer und Ibrahim Tatlises in Amed (Diyarbakır) auf dem AKP-Kongress auf und gaben ihre Unterstützung für den Faschisten Erdoğan, dieser Erdoğan, der während des Referendums und auch danach über Südkurdistan jede auch nur erdenkliche Beleidigung ausgoss. Aber dennoch ist Südkurdistan für die AKP-Herrschaft so etwas wie ein goldene Eier legendes Huhn. 70 Prozent der Einnahmen in Südkurdistan fließen jeden Monat in die Türkei ab. Die Türkei übt mit diesem Geld eine Unterdrückung wie nie zuvor aus. Die Invasion nach Efrîn wird davon umgesetzt. In Nordkurdistan und Rojava werden Zivilist*innen und Guerillas ohne Unterschied zu Dutzenden täglich umgebracht.

Wird es also keine gemeinsame Haltung der Kurd*innen gegenüber der AKP-Regierung geben, welche in allen Teilen Kurdistans eine kurdenfeindliche Politik ausübt? Werden die Kurd*innen nicht gemeinsam gegen diese kurdenfeindliche, faschistische Herrschaft stehen? Oder warten sie, bis sie an der Reihe sind? Sieht die KRG nicht, dass sie nun an der Reihe sind? Haben sie keine Konsequenzen aus der Haltung der AKP-Regierung während des Referendums gezogen? Es ist offensichtlich, dass weder die Demokratische Partei Kurdistans PDK noch die Patriotische Union Kurdistans YNK nicht die notwendigen Lehren daraus gezogen hat. Die Bevölkerung Südkurdistans, die Gesellschaft, die Jugend, die Frauen und die Intellektuellen haben im Gegensatz dazu verstanden. Sie haben mit der Unterstützung des Widerstands von Efrîn gezeigt, dass sie ein wirkliches patriotisches Bewusstsein erreicht haben. Sie haben sehr klar begriffen, dass der türkische Staat die Führungsrolle in der Kurdenfeindschaft übernimmt. Die Bevölkerung von Südkurdistan hat dies mit ihrer Haltung ganz deutlich gezeigt.

Kann man eine kurdenfeindliche Macht unterstützen? Kann man eine solche Macht nähren? Die AKP-Regierung hat Südkurdistan nach dem Referendum auch ökonomisch bedroht. Da sie aber festgestellt haben, dass sie in einem solchen Fall selbst am meisten Schaden nehmen würden, haben sie diesen Weg nicht weiterverfolgt. Denn über den Habur-Grenzübergang fließt andauernd Geld, Millionen, ja Hunderte Millionen von Dollar. Deshalb konnte die AKP-Regierung eine Krise verhindern. Wenn nun diese Hunderte Millionen, Milliarden Dollar, die aus Südkurdistan fließen, die Herrschaft der AKP stärken und die AKP die Kurd*innen angreift, dann ist es doch notwendig, diesen Hahn zuzudrehen.

Das Komitee der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) für Außenbeziehungen hatte zum Boykott türkischer Waren aufgerufen.Sie haben aufgerufen keinen Urlaub in der Türkei zu machen. Diese beiden Aufrufe sind wichtig. Wenn die Produkte aus der Türkei boykottiert werden, und die Urlauber*innenzahlen in der Türkei sinken, dann wird der Kriegsökonomie das Rückgrat gebrochen. In diesem Sinne muss die Bevölkerung in Südkurdistan aufmerksam sein. Der Süden ist voll türkischer Waren. Die Türkei verkauft sogar ihre in den Depots liegenden abgelaufenen, schlechten Waren in Südkurdistan. Die türkischen Waren, die in Südkurdistan verkauft werden, sind eine wichtige Einkommensquelle für die Türkei. Die Türkei macht ihre süßesten Profite in Südkurdistan. Mit diesen Einnahmen hält sie ihre Ökonomie über Wasser und nährt die Kriegsökonomie. Aus diesem Grund müssen in allen Teilen Kurdistans türkische Waren boykottiert werden. Auf diese Weise muss die Quelle der mörderischen Kriegsmaschinerie der Türkei ausgetrocknet werden.

Die andere Einnahmequelle der türkischen Kriegsökonomie ist der Tourismus. Deshalb sollte niemand, weder aus Europa, noch aus Südkurdistan oder sonst woher in die Türkei in den Urlaub fahren. Auch die Kurd*innen in Europa sollten nicht in die Türkei in den Urlaub fahren. Das reicht aber nicht aus, es ist Aufgabe einer starken Volksdiplomatie in Europa die Menschen zu überzeugen, nicht als Tourist*innen in die Türkei zu fahren. Auch in Russland können die Kurd*innen eine solche Kampagne durchführen. Denn aus Russland kommen im Moment die meisten Touristen in die Türkei. Um die Kriegsökonomie zu stoppen, ist es notwendig den Tourismus in die Türkei zu stoppen.

In Südkurdistan sind die Basen der türkischen Armee ein wichtiges Problem. Die Bevölkerung sollte diese Basen nicht akzeptieren und Demonstrationen dorthin organisieren. Die Jugend und die Frauenbewegung könnten Demonstrationen zu den verschiedenen Basen durchführen. Wenn Südkurdistan frei und demokratisch werden soll, dann müssen die türkischen Basen verschwinden. Sie stellen auch eine permanente Bedrohung für Südkurdistan dar. Wenn sie Gelegenheit finden, dann werden sie wie in Efrîn oder in Kerkûk die Errungenschaften der Kurd*innen angreifen.

Yeni Özgür Politika