Bologna verleiht Abdullah Öcalan die Ehrenbürgerschaft

In einer feierlichen Zeremonie hat die italienische Stadt Bologna dem kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan die Ehrenbürgerschaft verliehen. Stellvertretend nahm Öcalans Neffe, der DEM-Abgeordnete Ömer Öcalan, die Auszeichnung entgegen.

Zeichen der Unterstützung für Friedensaufruf

In einer feierlichen Zeremonie hat die italienische Stadt Bologna dem kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan am Montag die Ehrenbürgerschaft verliehen. Stellvertretend nahm Öcalans Neffe, der DEM-Parlamentsabgeordnete Ömer Öcalan, die Auszeichnung im Palazzo d'Accursio entgegen. Die Zeremonie wurde von Vertreter:innen der Stadt, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie der kurdischen Bewegung begleitet.

Bereits im März hatte der Stadtrat von Bologna beschlossen, dem seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftierten PKK-Gründer die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Die Initiative ging auf einen Vorschlag der stellvertretenden Bürgermeisterin Emily Clancy und des Stadtrats Detjon Begaj (Bürgerkoalition von Bologna), zurück.

Ein Zeichen der Unterstützung für den Aufruf vom 27. Februar

In ihrer Eröffnungsrede betonte Stadtratspräsidentin Maria Caterina Manca, dass die Ehrenbürgerschaft nicht nur symbolischen Charakter habe, sondern auch eine direkte Unterstützung von Öcalans Friedensappell vom 27. Februar sei. „Frieden bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krieg – es geht um Gerechtigkeit und Freiheit für alle“, so Manca. In ihrer Rede erinnerte sie an die über 22-jährige Isolation Öcalans und würdigte seine politische und philosophische Entwicklung im Gefängnis.


Ein universelles Modell für Demokratie und Freiheit

Vizebürgermeisterin Emily Clancy würdigte Öcalans Philosophie des demokratischen Konföderalismus als Modell für ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben – nicht nur in Kurdistan, sondern weltweit. Seine Ideen zu Ökologie, Demokratie und der Befreiung der Frau hätten weit über die kurdische Bewegung hinaus Bedeutung erlangt.

„Wenn Frauen unterdrückt werden, leidet die gesamte Gesellschaft“, sagte Clancy und zitierte aus Öcalans Schriften zur Rolle der Frau in der Gesellschaft. Die Würdigung seiner Person sei auch ein Bekenntnis gegen Unrecht und politische Repression.

Ömer Öcalan: Europa muss Verantwortung übernehmen

Ömer Öcalan dankte der Stadt für die Auszeichnung und rief Europa auf, Verantwortung für Frieden und Menschenrechte in der Region zu übernehmen. „Wenn in der Türkei Frieden herrscht, wird das Auswirkungen auf die gesamte Region haben – auch Europa ist betroffen von den Konflikten im Nahen Osten“, sagte er. Italien und die EU müssten sich aktiv für eine politische Lösung der kurdischen Frage einsetzen.

Zum Abschluss der Veranstaltung erhielt Ömer Öcalan die Ehrenbürgerurkunde für seinen Onkel Abdullah Öcalan.

Historischer Hintergrund: Bologna als Ort des Widerstands

Bologna gilt in Italien als Symbol des antifaschistischen Widerstands. Während des Zweiten Weltkriegs war die Stadt ein Zentrum des Kampfes gegen Mussolinis Regime und die deutsche Besatzung. Frauen spielten dabei eine zentrale Rolle in den Partisanenbewegungen. Die Stadt wurde am 21. April 1945 befreit – ein Datum, das bis heute mit dem Geist von Widerstand und Demokratie verbunden ist.

Über 20 italienische Städte ehren Öcalan

Bologna reiht sich ein in eine lange Liste italienischer Städte, die Abdullah Öcalan die Ehrenbürgerschaft verliehen haben – darunter Neapel, Palermo, Reggio Emilia und Riace. Den Auftakt machte die Stadt Cosenza bereits 2004 mit der Verleihung eines Friedens- und Menschenrechtspreises.

Mit der Ehrung durch Bologna setzt sich dieser Trend fort – als Zeichen der Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung und als Appell für eine friedliche Lösung im Nahen Osten.