Baubeginn einer Poliklinik in Qamişlo

In Qamişlo ist mit dem Bau eines Gesundheitszentrums für Frauen und Kinder begonnen worden. Die Poliklinik ist ein Projekt von Avahî und der Frauenstiftung WJAR in Rojava.

Seit mehr als drei Jahren wollte das Projekt „Avahî – Solidarity Construction Rojava“ mit seiner Kooperationspartnerin, der Stiftung der freien Frau in Rojava (WJAR), eine Poliklinik in der Demokratischen Föderation Nordsyrien bauen. Nun wird endlich gebaut, wenn auch anders als die Avahî-Internationalist*innen lange Zeit dachten.

Wer ist Avahî?

Avahî ist ein Zusammenschluss von Menschen aus verschiedenen beruflichen, regionalen und politischen Kontexten, die das Ziel teilen, das basisdemokratische Gesellschaftsmodell in Nordostsyrien praktisch zu unterstützen. „Wir arbeiten mit WJAR, der Stiftung der freien Frau Rojavas, zusammen, welche Kindergärten, Vorschulen, Gesundheitszentren und Bildungseinrichtungen sowie Kooperativen für Frauen in Nordostsyrien aufbaut“, heißt es in einer Selbstdarstellung des Projekts.

Wo wird das Projekt durchgeführt?

Qamişlo ist eine Stadt von 250.000 Einwohner*innen, die seit Beginn der Revolution 2012 aktiv die basisdemokratische Gesellschaft aufgebaut und verteidigt haben. Viele haben dabei Familienangehörige verloren.

Der Stadtteil Qanat Swes wurde unter Assads Regime infrastrukturell benachteiligt und ist durch die Folgen des Krieges besonders stark von Armut betroffen. Trotz des großen Einzugsgebiets durch umliegende Dörfer gibt es für die Menschen dort bisher keinen adäquaten Zugang zu Gesundheitsversorgung.

Hintergrund: Gesundheitssystem als Teil der Revolution

Seit das Baath-Regime 2012 aus Nordsyrien vertrieben werden konnte, baut die Bevölkerung eine basisdemokratische Selbstverwaltung auf. Der Anspruch und die Praxis dieses Aufbauprozesses beziehen alle gesellschaftlichen Gruppen mit ein und stellen damit einen Akt der Selbstermächtigung gegen patriarchale, kolonialistische und staatliche Unterdrückung dar. Alle Bereiche und Aspekte des gesellschaftlichen Lebens werden von diesem Prozess erfasst. Es werden große Fortschritte in der Organisierung der Gesellschaft gemacht, so wurden Räte und Kommunen aufgebaut und Frauen organisieren sich zudem in allen Bereichen autonom. Alle gesellschaftlichen Gruppen können ihre Bedürfnisse artikulieren und nehmen an der basisdemokratischen Entscheidungsfindung teil. Hinzu kommen kommunale Kooperativenprojekte als Teil einer solidarischen Ökonomie, um eine materielle Verbesserung der Lebenssituation für die Bevölkerung zu schaffen.

Organisierung als Rückgrat der Verteidigung

Diese Realität verschwindet im medialen Diskurs zu Syrien hinter den geopolitischen Interessen der kolonialistischen Großmächte und einer Bilderflut des Elends. Ein nicht enden wollender Krieg, ein Regime, das die eigene Bevölkerung bombardiert, Islamisten, die Köpfe abschlagen und ein türkischer Despot, der nicht müde wird, demokratischen Kräften und insbesondere den Kurd*innen mit noch mehr Krieg und Besatzung zu drohen. Wenn die dem entgegenstehenden Kräfte der Selbstverwaltung aus Nord- und Ostsyrien in diesem Diskurs überhaupt vorkommen, dann als militärische Kraft. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben aber nicht nur den „Islamischen Staat“ besiegt. Sie sind vielmehr die Verteidigungskraft des revolutionären Aufbaus der demokratischen Selbstverwaltung. Ihr Rückgrat ist die voranschreitende gesellschaftliche Organisierung.

Gesundheitsversorgung im Fokus

Im gesellschaftlichen Aufbau ist die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Anfang an wesentlicher Fokus. „Mit unserem Projekt möchten wir diese unterstützen. Hierfür arbeiten wir neben der Stiftung auch mit den Gesundheitskommissionen der kommunalen Selbstverwaltung zusammen. Ihr Ziel ist es zum einen, die Qualität der Gesundheitsversorgung, zum anderen ihre Zugänglichkeit für alle zu gewährleisten. Vor der Revolution gab es keine Universitäten in diesem Teil Syriens und damit auch keine Möglichkeit zur medizinischen Ausbildung. Noch heute sind komplizierte medizinische Behandlungen wie zum Beispiel Chemotherapie nur in Damaskus und anderen Großstädten im westlichen, vom Regime kontrollierten Teil Syriens möglich. Außerdem war das Gesundheitssystem, wie überall sonst auch, von den gesellschaftlichen Realitäten geprägt. Es war also zentralistisch, patriarchal und kapitalistisch strukturiert“, teilt Avahî mit.

Zu den Themenfeldern, die derzeit für die Umgestaltung diskutiert werden, gehören die Abhängigkeit von der internationalen Medikamentenindustrie und ihren Handelswegen, zentralisiertes Wissen bei einigen wenigen, sowie Gesundheit als Ware. Lösungsansätze wie flächendeckende lokale Gesundheitsversorgung, Förderung von breiter gesundheitlicher Bildung als Prävention vor möglichen Krankheiten und die Entwicklung alternativer Medizin und Behandlungsmethoden gehen einher mit einer gesellschaftlichen Diskussion um eine gesunde Lebensweise.

Was wird gebaut?

Avahî und die Frauenstiftung haben ein neues Gesundheitszentrum für Frauen und Kinder geplant, denn diese sind besonders von struktureller Benachteiligung auf gesellschaftlicher und ökonomischer Ebene betroffen. In der eher feudalen syrischen Gesellschaft hatten Frauen wenig Zugang zu Bildung und daher auch selten die Möglichkeit einen Beruf zu erlernen. Aus diesem Grund stehen sie in ökonomischer Abhängigkeit zu ihren Familien und haben selten ein eigenes Einkommen. Die Menschen aus Qanat Swes haben von Anfang an die Revolution unterstützt. Die größtenteils kurdische Bevölkerung hat früh begonnen, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen und sich dem Kampf für die demokratische Revolution angeschlossen. Durch diese Bereitschaft und bei der Verteidigung gegen den IS haben insbesondere viele Männer ihr Leben verloren. Der Verlust des Einkommens der Männer hat die ökonomische Situation für viele Familien weiter verschlechtert. Der gleichzeitige Mangel an Ausbildung der Frauen hat in diesem Stadtteil zu noch größerer Armut geführt. Da die Gesundheitsversorgung in weiten Teilen in privater Hand ist, können sich viele Familien den Arztbesuch nicht leisten.

Männliche Dominanz brechen

In dem Gesundheitszentrum soll ein kostenfreier Zugang zur Gesundheitsversorgung für Frauen und Kinder ermöglicht werden. Zudem sollen damit Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze für Frauen entstehen. So kann der strukturellen und ökonomischen Benachteiligung von Frauen entgegengewirkt werden. Das Gesundheitszentrum wird als Kooperative von Frauen geleitet werden. Durch solche Projekte versucht WJAR die männliche Dominanz und das Wissensmonopol im Gesundheitssystem zu durchbrechen. Gleichzeitig schaffen sich Frauen dadurch einen Zugang zu materiellen Ressourcen und wandeln aktiv ihre Rolle (und die von Männern) in der Gesellschaft.

Was haben wir bisher gemacht?

Zu den bisherigen Aktivitäten teilt Avahî mit: „Im Rahmen unseres Projektes haben wir umfangreiche Bauplanungen gemacht und im Jahr 2018 sind zwei Delegationen nach Rojava gefahren, um die Projektidee einer Poliklinik und dessen Umsetzung mit den Menschen vor Ort zu diskutieren und den Bau vorzubereiten. Gemeinsam mit der Stiftung und dem Gesundheitsrat der Selbstverwaltung haben wir entschieden, die Poliklinik im Stadtteil Qanat Swes in Qamişlo zu bauen. Dort wurde seit längerem der Bedarf nach kostenloser Gesundheitsversorgung geäußert. Unsere zweite Delegation sprach mit der Kommune und den Nachbar*innen, die ihre Freude über das Projekt zum Ausdruck brachten und die Vermessungs- und Dokumentationsarbeiten tatkräftig unterstützten. Vor 2018 und nach den geglückten Delegationsreisen haben wir trotz umfangreicher Vorbereitungen keine Genehmigungen von den irakisch-kurdischen Behörden zur Ausreise nach Rojava erhalten. Die im Folgenden skizzierten Schwierigkeiten unseres bisherigen Plans traten immer wieder deutlich zu Tage. Nachdem die Bau- und Zeitplanung mehrfach umgeworfen wurde, haben wir uns mit WJAR im Mai 2019 zu einer Tagung getroffen, bei der wir die Schwierigkeiten der bisherigen und die Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit diskutierten.

Schwierigkeiten im Projektverlauf

Das Gebiet, in dem wir bauen wollen, ist ein Kriegsgebiet. Die Bewegung, die wir unterstützen, steht zahlreichen regional und global agierenden Akteur*innen gegenüber. Diese versuchen mit allen Kräften zu verhindern, dass sie ihre revolutionären und demokratischen Bestrebungen umsetzen kann. Im Laufe des Projektzeitraumes wurde der „Islamische Staat“ in seiner territorialen Existenz besiegt und das befreite Gebiet zum Teil der demokratischen Föderation. Gleichzeitig wurde mit dem Kanton Afrin ein großer Teil des Gebiets der Selbstverwaltung von der Türkei und mit ihr verbündeter Dschihadisten besetzt und geplündert sowie große Teile der Bevölkerung vertrieben. Auch in der Türkei und im Irak haben schwere Angriffe gegen die kurdische Bewegung stattgefunden. Die PDK-Regierung der autonomen Region Kurdistan im Irak ist Bündnispartnerin der Türkei, in deren massiver ökonomischer Abhängigkeit sie steht. Sie ist vor allem ein Instrument des Barzani-Clans. Und so wird nicht nur die eigene Bevölkerung den Angriffen der Türkei und einer neoliberalen Plünderungspolitik ausgesetzt, sondern auch die benachbarte demokratische Selbstverwaltung in Syrien umfangreich bekämpft. Außerdem hat sie ein Drittel des kurdischen Autonomiegebiets im Irak an den Zentralstaat und mit ihm verbündete schiitische Milizen verloren. Grenzen und Vormachtstellungen haben sich an vielen Orten immer wieder verschoben. Die Rahmenbedingungen und auch die für uns möglichen Wege haben sich dadurch immer wieder stark und oft unvorhersehbar geändert.

Reisewege

Im Laufe des Projektes wurden zwei anfänglich denkbare Reisewege komplett unmöglich: Für den Flug über Beirut nach Qamişlo ist ein syrisches Visa nötig, welches derzeit nicht erteilt wird. Die Reise über die Türkei ist seit der Schließung der Grenzübergänge und dem damit einhergehenden Mauerbau an der syrischen Grenze ebenfalls unmöglich.

So bleibt nur noch die Möglichkeit eines Fluges in den Nordirak/Südkurdistan und einer anschließenden vierstündigen Autofahrt an den Grenzübergang Semalka/Peshabor am Tigris. Doch über die dortige Pontonbrücke oder auf die kleine Personenfähre kommt man nur, wenn die Willkür der PDK-Regierung der autonomen Region Kurdistan eine Genehmigung zur Grenzüberfahrt nach Rojava gewährt. Die PDK erteilt gerade so viele Genehmigungen, materielle oder personelle Unterstützung nach Rojava zu bringen, dass sie behaupten kann, dass sie die Kurd*innen in Nordsyrien nicht blockieren würde.

Soweit wir wissen, gewährt sie nur „Organisationen“ den Grenzübertritt, welche mit der PDK im Irak zusammenarbeiten und dort Projekte machen. Diese müssen der neoliberalen Politik der Autonomen Kurdischen Region im Nordirak „finanziell“ nützen. Einem Projekt wie Avahî, welches auf internationaler Solidarität und einer gemeinsamen progressiven Idee gründet, steht die PDK dementsprechend feindlich gegenüber. Gerade weil wir uns im Gegensatz zu den meisten großen NGOs politisch positionieren, wozu auch eine Kritik und Distanz zur PDK gehört, sowie uns an den reellen Bedürfnissen und Wünschen der Menschen vor Ort orientieren und mit ihnen arbeiten, werden wir von der PDK blockiert.

Im Projektverlauf mussten wir deshalb feststellen, dass die Genehmigungen zum Grenzübertritt nicht planbar sind.

Arbeitsweisen

Um unser Projekt durchzuführen, haben sich neben den geglückten Delegationen drei weitere Gruppen darauf vorbereitet, nach Rojava zu fahren. Die Leute haben sich Urlaub genommen, ihre sonstigen privaten, politischen und beruflichen Verpflichtungen und Pläne hinten angestellt und teils ihre Wohnungen untervermietet und ihre Jobs gekündigt. Die Willkür des Grenzübertritts und seine Unplanbarkeit führten zu teils erheblichen Schwierigkeiten für die Gruppe und einzelne Mitglieder. In den drei Jahren der Planung, Vorbereitung und Diskussion haben wir gemerkt, dass wir hier in Deutschland auch eine andere Planungssicherheit gewöhnt sind und diese in dem Projekt nicht garantiert werden kann. Deshalb ist es für uns nicht möglich, das Projekt im ursprünglich geplanten Sinne durchzuführen.

Denn sowohl für uns, als auch um einen reibungslosen Bauablauf mit Übergaben von Verantwortung von einer Baugruppe zur nächsten zu gewährleisten, brauchen wir verlässliche und berechenbare Zeitpläne. Ebenso ist niemandem geholfen wenn der Bau nicht fertiggestellt werden kann, weil beispielsweise die nächste als Schichtablösung gedachte Baugruppe nicht ankommt.

Ein Ansatz, dem zu begegnen, war nur die Bauleitung zu stellen und den Bau mit Arbeiter*innen vor Ort zu organisieren. Es entsprach aber u.a. nicht unserem Verständnis von Kollektivität und hierarchiefernem Bauen. Wir sind als Gruppe mit dem Selbstverständnis der gemeinschaftlichen Entwicklung des Projektes gestartet. Wir wollen auf Augenhöhe mit der Stiftung der Freien Frau als Kontakt zur Bevölkerung Rojavas agieren und werden uns diesen Anspruch nicht durch externe Zwänge nehmen lassen. Auch wenn wir unsere Projektidee in weiten Teilen transformieren und einige Aspekte aufgeben müssen, wollen wir nicht zu einer klassisch westlichen Hilfsorganisation werden. Wir stehen solidarisch an der Seite der demokratischen Selbstverwaltung, anstatt von außen mit vermeintlichem Wissen oder Moral einzugreifen.

Zum Begriff der Kollektivität haben wir in den letzten Jahren außerdem viel hinzugelernt. Das Verständnis von Kollektivität in der Gruppe war vor allem von einer Beteiligung aller an Entscheidungs- und Arbeitsprozessen geprägt. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass dies manchmal im Widerspruch mit dem Verantwortungsverständnis und den Möglichkeiten Einzelner und der Gruppe steht.

Durch die Tatsache, dass bestimmte Menschen viel Verantwortung übernommen haben, haben sie auch Informationen und Wissen gebündelt. Nicht immer gelang es, dies ausreichend transparent zu machen oder weiterzugeben. Gleichzeitig ist der Anspruch als Gruppe kollektiv zu handeln, nur so gut wie die Gruppe in der Lage ist, Verantwortung kollektiv zu tragen. Dies wurde auch durch eine relativ große Fluktuation in der Gruppe erschwert. Während wir einige Mitstreiter*innen auf dem Weg in Anbetracht der Schwierigkeiten und des sich in die Länge ziehenden Prozesses verloren, kamen auch immer wieder neue Leute dazu. Eine Verantwortungs- und Arbeitsstandsübergabe hat dabei leider oft nicht gut funktioniert.

Die Stiftung und die kurdische Bewegung im Allgemeinen stellen einen umfassenderen Begriff von Kollektivität zur Diskussion. Für sie steht eine Kollektivität im mentalen oder ideologischen Sinn im Vordergrund. Es ist ein kollektiver Kampf, ein gemeinsamer Gedanke, eine langfristig geteilte Perspektive der gesellschaftlichen Befreiung. In dem Verständnis der Stiftung ist die kollektive Entwicklung des Projektes Avahî sowie die gemeinsame Auseinandersetzung im Entwicklungsprozess sowie der solidarische Kampf für eine befreite Gesellschaft eben Teil einer großen kollektiven Bewegung.

Im Laufe der letzten Jahre haben die vielen Komplikationen sowohl zu Konflikten mit der Stiftung als auch gruppenintern geführt. Für viele war es nicht möglich, so lange an dem Projekt festzuhalten. Für einige ist es schwierig, auf Teile des ursprünglichen Konzepts des Projekts verzichten zu müssen. An dieser Stelle müssen wir uns vor dem angesprochenen Hintergrund selbstkritisch fragen, inwiefern unsere Schwierigkeiten auch allgemeine Probleme der deutschen (radikalen/autonomen) Linken widerspiegeln. Unsere oftmals projekt- oder eventbezogene recht kurzlebige Art sich zu organisieren, führt dazu, dass eine langfristige strategische Ausrichtung unserer Kämpfe unmöglich erscheint. Dies fällt im Kontext internationalistischer Solidarität und im Kontrast zum langen Atem und der Fähigkeit zu langfristigem strategischen Denken der Bewegung in Kurdistan und Syrien besonders auf, sollte jedoch allgemeiner diskutiert werden.

Diskussionsergebnis

Da die Leute im Stadtteil Qanat Swes mittlerweile schon sehr lange darauf warten, dass das versprochene Gesundheitszentrum gebaut wird, ist es auch keine Option mehr darauf zu warten, dass sich die Grenzsituation verbessert. Da wir und die Frauenstiftung als unsere Kooperationspartnerin unserer Verantwortung gegenüber diesen Menschen gerecht werden wollen, haben wir beschlossen, dass jetzt auch ohne unsere Anwesenheit angefangen wird zu bauen. Der Bau wird dabei nicht mit Lehm realisiert werden, da die lokalen Baufirmen damit keine Erfahrungen haben und es ohne uns als kostenlose Arbeitskräfte auch unverhältnismäßig teuer wäre, tausende Lehmziegel zu produzieren. Auch wird der Prozess des Bauens konventioneller und weniger kollektiv im Sinne des Zusammenkommens und der gemeinsamen Aktivität ablaufen. Wir und die Stiftung bedauern sehr, dass beides nicht unseren anfänglichen Plänen gerecht wird und bei dieser Entscheidung einige wichtige Aspekte unseres ursprünglichen Konzeptes nicht mehr in vollem Umfang umgesetzt werden können. Neben der Verantwortung gegenüber den Menschen in Qanat Swes hat auch unser über die Jahre gewachsenes Verständnis für die Sichtweisen der Bewegung in Nordostsyrien, die Unplanbarkeit des Grenzübertritts, sowie die Schwächen unseres eigenen Organisierungsansätze zu dieser Entscheidung geführt.

Wir verstehen unser Projekt als Ausdruck internationalistischer Solidarität. Trotz aller Hindernisse geben wir den gemeinsamen Kampf nicht auf. Die kontinuierliche Diskussion samt Kritik und Reflektion ermöglicht einen beidseitigen Lernprozess und ein tiefer gehendes gegenseitiges Verständnis.

Kampagne zur finanziellen Unterstützung

Deswegen starten wir nun eine neue Kampagne zur finanziellen Unterstützung des Baus. Über seinen Fortschritt und die Situation der Gesundheitsversorgung in Qamişlo werden wir informieren und sofern es möglich ist, das Projekt auch lokal begleiten.

Und wir rufen zu einer Unterstützung des Projektes auf:

Unsere Baustelle in Qamişlo hat endlich begonnen, leider ohne, dass wir direkt dabei sein können. Statt uns darüber zu grämen, wollen wir nun alle Hebel in Bewegung setzen und mit euch gemeinsam das Nötige und Mögliche tun, um zumindest die Finanzierung des Projektes von hieraus zu stemmen. Wenn wir unsere Arbeit nicht vor Ort einbringen können, dann tun wir das hier: Lasst uns Arbeitstage spenden! Egal wo und egal wie viel dabei herauskommt, ob alleine, im Kollektiv mit ein paar Kolleginnen, ob Festgehalt, Ehrenamtspauschale oder Trinkgeldkasse, der Lohn für einen Tag Arbeit ermöglicht die wichtigen Arbeiten in Qamişlo.

Pat*in werden und Leute erreichen

Es ist meistens nicht so leicht, mal eben einen Batzen Geld rüber zu schieben, aber auch kleine Beträge von vielen können eine Menge möglich machen, vor allem wenn sie regelmäßig kommen. Lasst uns über unser Projekt und über die Revolution in Rojava nicht nur mit denen reden, die dieser Text sowieso erreicht oder die uns am Solitresen begegnen. Begeistert eure Familie, die Kollegen, die Gemeinde, den Kiez, das Seniorenheim und die Kita!“

Weitere Informationen sind auf Avahî.noblogs.org abrufbar.