Solidaritätsprojekte für Rojava stellen sich vor

Mehr als 30 Menschen besuchten einen Infoabend in Celle über Solidaritätsprojekte in Rojava. Vertreter von „Avahî“ und der Kampagne „Make Rojava Green Again“ berichteten von ihren Vorhaben in Rojava/Nordsyrien.

Das Interesse an der Situation im demokratischen Nordsyrien reißt nicht ab. Mehr als 30 Menschen besuchten am vergangenen Dienstag einen Infoabend in Celle über Solidaritätsprojekte in Rojava. Nach einem kurzen Überblick über die aktuelle politische Situation in Rojava/Nordsyrien berichteten der Vertreter von „Avahî“ und der Kampagne „Make Rojava Green Again“ von ihren Vorhaben.

Avahî ist eine Gruppe von Handwerker*innen, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Freien Frauen Rojava eine Poliklinik bauen werden. Diese Kooperation ist der Gruppe besonders wichtig, denn die Revolution in Nordensyrien ist eine Revolution der Frauen. Außerdem wird so sichergestellt, dass wirklich nach den Bedürfnissen der Menschen vor Ort geplant und gebaut wird.

Der Bau des Gebäudes wird eine gemeinschaftliche Arbeit der Handwerker*innen von Avahî aus Deutschland und den Menschen vor Ort.

Bevor die Arbeiten losgehen, werden einige Handwerker*innen ein Praktikum im Frauendorf Jinwar leisten. Dort können sie lernen, wie traditionell aus Stroh und Lehm Ziegelsteine hergestellt werden. „Wir werden diese Steine einsetzen, weil sie sehr ökologisch sind und gute Dämmeigenschaften besitzen“, so Ben Haper von Avahî. „Außerdem können wir sie aus regionalen Rohstoffen herstellen und sind damit nicht von dem Embargo der Türkei betroffen.“ Der Handwerker weist darauf hin, dass zwischen sechs und neun Prozent der menschlich verursachten CO2-Produktion durch Betonproduktion verursacht wird, ein Umdenken bei Rohstoffen ist deshalb besonders wichtig.

Auf einer Planungsreise in diesem Sommer war er besonders davon fasziniert, wie entschlossen die Menschen sich das Leben zurückholen. So war die Stadt Kobanê nach dem Krieg gegen den „IS“ zu über 80 Prozent zerstört, mittlerweile ist die Stadt fast komplett wieder aufgebaut. „Das ist die andere Seite der Kampfkraft der Menschen in Rojava, die Menschen arbeiten zwölf Stunden am Tag dafür“, so Haper. Nur im Norden der Stadt soll ein Stadtteil zerstört bestehen bleiben und als eine Art „Freilichtmuseum“ an den Krieg erinnern.

Die Kampagne „Make Rojava Green again“ arbeitet für eine Wiederaufforstung in Nordsyrien. Das syrische Regime beging dort in den letzten Jahrzehnten schwere Umweltzerstörungen, vor allem durch die Ölförderung. Zudem wurde verboten, Bäume zu pflanzen und Gärten anzulegen. Damit wollte das Regime der mehrheitlich kurdischen Bevölkerung das Leben erschweren.

Ein weiteres Problem ist, dass der türkische Staat mit Staudämmen die Wasserversorgung der Region unterbricht. Dies könnte zur Folge haben, dass das Grundwasser in der Region Cizîrê bereits in einigen Jahren nicht mehr nutzbar ist. Dies ist ein Kriegsverbrechen, für das der türkische Staat bisher nicht belangt wird.

Die Kampagne „Make Rojava Green again“ hat es sich zum Ziel gemacht, in dieser schwierigen Ausgangslage ökologische Entwicklungen anzuregen. Dazu gehört nicht nur das Pflanzen von Bäumen und Anlegen von Gärten, sondern auch die Wiederaufbereitung von Wasser und alternative Energiegewinnung. In der internationalistischen Kommune lernen und arbeiten junge Menschen aus verschiedenen Ländern an diesen Plänen, um ein ökologisches und solidarisches Leben Wirklichkeit werden zu lassen.

Diese beiden Projekte haben Einblicke gegeben, wie breit die Möglichkeiten zur praktischer Beteiligung am demokratischen Nordsyrien sind. Mehr Hintergründe und Kontaktdaten sind auf den Internetseiten zu erfahren:
www.makerojavagreenagain.orghttps://avahi.noblogs.orghttps://jinwar.org