Bauarbeiter in Kurdistan: Die Armen werden ärmer

Zum Arbeiterkampftag am 1. Mai haben wir mit Tagelöhnern im Bausektor in Amed gesprochen. Sie bauen Luxuswohnungen und können ihre eigene Miete nicht bezahlen. „Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer“, sagt Remzi Yıldız nach 32 Jahren auf dem Bau.

Heute ist der 1. Mai. Aufgrund der Wirtschaftskrise, die durch die staatlichen Investitionen in den Krieg verursacht wurde, leben Arbeiter:innen in der Türkei an der Hungergrenze. Arbeiter im Bausektor in Amed (tr. Diyarbakir), die einen Tageslohn erhalten, haben Schwierigkeiten, die Miete für ihre Wohnungen zu bezahlen. Der Widerspruch besteht darin, dass sie Luxuswohnungen bauen und gleichzeitig sehr harte Arbeitsbedingungen haben. Wir haben uns mit ihnen unterhalten.

„Mit unserem Lohn können wir uns nichts kaufen“

Einer der Tagelöhner, Kemal Deveci, erklärte, dass sie jeden Tag arbeiten, aber nicht einschlafen können, ohne an den nächsten Tag zu denken. „Wir können nicht anders, als darüber nachzudenken, wie wir Öl und Zucker für unsere Familien bekommen können. Vor einem Jahr zum Beispiel konnten wir mit unserem Tageslohn viele Dinge kaufen, aber jetzt können wir nichts mehr kaufen. Wir sind ständig gezwungen, uns Geld zu leihen. In den letzten drei bis vier Monaten war es wirklich schwierig, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich habe vier Kinder, die alle studieren. Ich möchte nicht, dass sie wie wir auf dem Bau landen.“

„Wir haben nicht jeden Tag Arbeit“

Remzi Yıldız wies auf die schlechten Arbeitsbedingungen hin und sagte: „Ich arbeite seit 32 Jahren auf dem Bau. Meine Versicherungstage habe ich aber noch nicht hinter mir. Ich schicke meine drei Kinder zur Schule und habe es wirtschaftlich schwer. Die Preise steigen jeden Tag, aber es gibt keine Lohnerhöhung als Gegenleistung für unsere Arbeit. Während die Reichen immer reicher werden, werden die Armen immer ärmer. Wir haben zu Hause keinen Frieden mehr. Wir streiten uns ständig mit unseren Kindern. Sie verstehen die Armut nicht und akzeptieren sie nicht. Während wir früher von unserem Tageslohn eine Dose Öl, Mehl und Zucker kaufen konnten, können wir jetzt gar nichts mehr kaufen. Ich kann mit meinem Tageslohn nicht die Bedürfnisse meines Haushalts befriedigen. Außerdem können wir nur arbeiten, wenn es etwas gibt. Wir arbeiten nicht den ganzen Monat."

„Wir können unsere Familien nicht ernähren“

Vedat Fiktan sagte, dass er seit 15 Jahren auf dem Bau arbeitet: „Wir leben zur Miete. Ich habe jahrelang gearbeitet, aber ich habe keine Ersparnisse. Ich habe fünf Kinder, und ich kann es mir nicht leisten, sie zur Schule zu schicken, denn unser Tageslohn reicht nicht einmal aus, um unsere Familien zu unterhalten. Nachdem wir die Miete und die Rechnungen bezahlt haben, leben wir am Rande des Hungers.“

Drei Leute arbeiten und es ist immer noch nicht genug“

Alişer Akgün erzählte, dass er seit Jahren auf dem Bau arbeitet und dass die Arbeitsbedingungen überhaupt nicht gut sind: „Wir können den Tag nur mit dem Tageslohn retten, den wir bekommen, wir haben keine Möglichkeit, Geld zu sparen. Obwohl aus meiner Familie drei Personen arbeiten, können wir unseren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Früher konnte eine Person eine Familie ernähren, aber jetzt schaffen es drei Personen nicht mehr."

„Wir haben keine Hoffnung für die Zukunft“

Servet Çelebi sagte, dass er seit 15 Jahren in diesem Sektor arbeitet, immer in einer prekären Situation: „Ich habe so viele Jahre gearbeitet, aber ich habe keine Ersparnisse. Ich habe sechs Kinder und sie gehen alle zur Schule. Wir bekommen 200 Lira pro Tag, aber dieses Geld ist keine Lösung für unsere Probleme. Die Wirtschaftskrise wirkt sich auch auf unsere Beziehungen zu Hause aus. Eine Dose Öl kostet fast 1000 Lira. Im Winter arbeiten wir, wenn wir Glück haben, zwei Wochen im Monat. Das macht höchstens 4000 Lira pro Monat. Wir sind in einer sehr schlechten Lage. Ich habe auch keine Hoffnung für die Zukunft."