Avesta: „Der Feind wird im Zap begraben“
Die Kommandantin Sorxwîn Avesta spricht vom erfolgreichen Kampf der Guerilla in der südkurdischen Zap-Region und unterstreicht, die Guerilla habe die Technologie der türkischen Armee ausgehebelt.
Die Kommandantin Sorxwîn Avesta spricht vom erfolgreichen Kampf der Guerilla in der südkurdischen Zap-Region und unterstreicht, die Guerilla habe die Technologie der türkischen Armee ausgehebelt.
Sorxwîn Avesta ist eine der Kommandant:innen der revolutionären Offensive „Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş”, die gegen die im April begonnene türkische Luft- und Bodeninvasion in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten gestartet wurde. Im Fernsehsender Stêrk TV hat sie über die Entwicklungen und Perspektiven des Kampfes in der Region gesprochen.
„Der Faschismus kann nur verjagt werden“
„Die Guerillakämpfer:innen haben keinerlei Zweifel, ihre Überzeugung ist sehr klar und konkret. Mit ihrem Willen und ihrer Entschlossenheit zum Sieg stellen sie sich gegen die Besatzung und den Faschismus des türkischen Staats“, erklärt Avesta. „Ob dieser Krieg nun zehn Jahre oder hundert Jahre dauert, wir werden nicht aufhören, bevor wir nicht unser Land befreit und den Faschismus aus Kurdistan vertrieben haben.
Die ganze Hoffnung der türkischen Armee liegt auf seiner Technologie. Diese Technologie hat aber für die Guerilla keine Bedeutung mehr. Als Guerilla befinden wir uns im Krieg und gleichzeitig in einer Phase des permanenten Neuaufbaus. Wir überwinden alle Unzulänglichkeiten, die wir feststellen, vervollkommnen uns und entwickeln neue Taktiken und Methoden. Im vergangenen Jahr leisteten die Kämpfer:innen in den Tunneln bis zum Ende Widerstand, niemand hat sich dem Feind ergeben, aber es gab auch eine Unzulänglichkeit und das war der Krieg im Gelände. Es wäre ganz anders gewesen, wenn die mobilen Einheiten im Feld, so wie die Freund:innen in den Tunneln, intervenieren und auf der Grundlage einer gemeinsamen Planung koordiniert hätten vorgehen können. Diese Mängel wurden analysiert und es wurde sich dementsprechend neu organisiert. Neben der Vorbereitung der Tunnel wurde auch die Vorbereitung im Feld gestärkt. Die Tunnelkämpfe stellen eine in unserer Geschichte neue taktische Offensive dar. Die Gebiete auf diese Weise zu verteidigen und nicht dem Feind zu überlassen, hat große Angst bei der türkischen Armee erzeugt.
Verknüpfung der Taktiken
Die Medya-Verteidigungsgebiete sind sowohl für uns als auch für den Feind sehr wichtig. Der physisch und mental gezeigte Widerstand wird dieser Bedeutung gerecht. Egal, was der Feind tun mag, dieser Boden gehört uns, dieses Land gehört uns. Der türkische Staat greift an, um ganz Kurdistan zu besetzen. Es gibt einen sehr harten Kampf dagegen und dieser wird sich noch verschärfen.
Der in diesen Jahr stattfindende Krieg hat die Konsequenzen dessen ganz klar gezeigt. Zum Beispiel haben wir gesehen, was auf dem Girê FM passiert ist. Die Freund:innen im Feld beobachteten den Feind, der sich den Tunneln näherte, und gingen in Stellung. Als er langsam vorrückte und sich in Reichweite befand, wurden die Freund:innen in den Tunneln informiert. Es wurde ihnen gesagt: ‚Wir greifen jetzt an. Kommt raus, während wir schießen.‘ Zwei Gruppen schlugen von außen zu. Der Feind geriet in die Defensive. Dann kamen die Freund:innen aus den Tunneln, töteten die Besatzer aus zwei bis drei Meter Entfernung und nahmen ihre Waffen an sich. Die Freund:innen draußen gaben ihnen Feuerschutz und so konnten sie wieder in die Tunnel zurückkehren. Wir kämpfen nicht nur aus der Entfernung, wir gehen in den Nahabstand und werden weiterhin mitten unter dem Feind auftauchen und zuschlagen.
„Kommt die türkische Armee aus dem Zap wieder heraus?“
Die Invasion trägt einen sehr interessanten Namen: ‚Klaue-Schloss‘ (Pençe-Kilit). Als wir von diesem Namen hörten, waren wir im Kriegsgebiet und beobachteten den Feind. Mit einer Gruppe Freund:innen kontrollierten wir die Bewegungen der Invasionstruppen. Damals sagten wir: ‚Es ist richtig, sie haben die Operation Klaue-Schloss gestartet, aber wir werden sie im Zap einsperren! Ich frage mich, ob sie in der Lage sein werden, dieses Schloss zu öffnen und aus dem Zap wieder herauszukommen?‘ Das ist die Situation, in der sich der Feind heute befindet, wir haben ihn im Zap eingesperrt.
Es gibt manche Mängel bei der Übermittlung des Ausmaßes von Aktionen. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben; der Feind setzte Truppen auf der hinteren Seite des Girê FM ab. Der Feind rückt von hinten und von vorne vor. Drei Gruppen Freund:innen erwarten ihn. Er hatte die Truppen auf der Rückseite abgesetzt, damit ihn die Freund:innen nicht bemerken. Als der Sikorsky-Hubschrauber seine Ladeklappe öffnete, warteten die Freund:innen schon. Drei Gruppen wurden abgesetzt. Der Feind kam. Der Abstand betrug 50 Meter. Die Freund:innen entschlossen sich, noch etwas zu warten, bis der Abstand 20 Meter betrug. Dann griffen sie aus 20 Meter Entfernung mit verschiedenen Waffen an. Es wurden 15 Soldaten aus der 30-köpfigen Gruppe des Feindes getötet.
„Wir werden ihnen nicht einen Tag Ruhe schenken“
Wie gesagt, wir hatten uns entsprechend der Erfahrungen aus dem letzten Jahr vorbereitet. Das Ausmaß des Widerstands wird noch weiter zunehmen. Der aktuelle Kampf im Zap wird echte Ergebnisse bringen. Er stellt einen Endpunkt dar. Das türkische Militär wird eine solche Niederlage erleben, dass es nie wieder einen Fuß in die Zap-Region setzen wird. Alle Freund:innen sind dazu entschlossen. Wir werden den Feind nicht wieder herauslassen. Wir werden ihn festhalten, jeden Tag angreifen und ihm nicht einen Tag Ruhe schenken. Er wird nicht eine Nacht ruhig schlafen können.
„Şehîd Savaş Maraş ist unser Kommandant“
Wir geben unseren Operationen ebenfalls Namen, aber wir werden diesen Namen gerecht, anders als die türkische Armee. Als der Angriff auf Zagros begann, nannten wir unsere Gegenoffensive „Falken des Zagros“ (Bazên Zagrosê). Beim Angriff auf Metîna starteten wir die Offensive Cenga Xabûrê. Unsere Offensive westlich des Zap-Flusses haben wir nach Şehîd Savaş Maraş (Mehmet Soysüren) benannt. Ich kannte Hevalê Savaş seit langer Zeit und habe mit ihm zusammengearbeitet. Hevalê Savaş war immer zum Sieg entschlossen. Er war engagiert und gönnte sich keinen Schlaf, da er den Feind besiegen wollte. Er wurde zu einem unserer Kommandanten. Die meisten von uns wurden von ihm ausgebildet. Dann ist er bei einem Luftangriff gefallen. Wir haben diese Offensive nach ihm benannt, denn wir nehmen seine Eigenschaften als Beispiel. Alle Freund:innen in dieser Offensive haben wir zu seinen Kämpfer:innen gemacht. Sein Name und seine Eigenschaften sind für uns Befehl. Wir haben unseren Befehl erhalten und verhalten uns entsprechend. Wir führen diesen Krieg unter dem Kommando von Şehîd Savaş Maraş und werden siegen. Das sind wir ihm schuldig.
„Die Frauenguerilla schlägt zu wie ein Falke“
Die Führungsrolle der Frauenguerilla YJA Star im Krieg und im Leben wurde von allen begriffen und akzeptiert. Als der Angriff am 17. April begann, gab es eine sofortige Reaktion unter der Führung der YJA Star. Alle Kämpferinnen der YJA Star sind sehr starke kurdische Wächterinnen. Jede ist in der Lage, wie ein Falke zuzuschlagen und Stücke aus dem Feind herauszureißen. Wir haben keine andere Wahl als die eines freien Lebens. Davon sind wir überzeugt. Der Plan des Feindes gegen die kurdische Guerilla wird unter der Führung der YJA Star vereitelt; der Feind ist derjenige, der vom ‚Klauen-Schloss‘ eingesperrt wird. Die türkische Besatzung wird besiegt werden. Kurdistan wird ihr Grab sein.
„Der Feind wird es bereuen, einen Fuß in die Zap-Region gesetzt zu haben“
Rêber Apo [Abdullah Öcalan] hat nicht einfach so gesagt, dass die PKK eine Frauenpartei ist. Wir haben den Anspruch, unter der Führung der YJA Star zu siegen. So wie am Girê FM, wo die Kämpferinnen den Feind überrannten. Sie kamen und nahmen dem Feind Waffen und Ausrüstung weg. Sie riefen den Besatzern entgegen: ‚Hier ist Kurdistan, ihr könnt hier hereinkommen, aber raus kommt ihr nie wieder. Ihr werdet leiden und sterben.‘ Dieser Slogan ist unsere Leitlinie. Wir kennen alle Schwierigkeiten und sind uns aller Probleme bewusst, und in diesem Bewusstsein handeln wir. Der Feind wird es bereuen, seinen Fuß in die Zap-Region gesetzt zu haben.“