In Amed (tr. Diyarbakir) sind Unbekannte in der Nacht zum Sonntag in das Haus des kurdischen Journalisten Hafiz Akdemir eingebrochen. Gegen vier Uhr drangen sie in das unbewohnte Haus im Viertel İskenderpaşa in der historischen Altstadt Sûr ein und nahmen die Eingangstür, Fenstergitter und Sanitärarmaturen mit. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind entsetzt über die Tat, weil sie das Andenken an den Ermordeten verletzt habe. Sie fordern die umgehende Rückgabe der entwendeten Gegenstände. Die Polizei ermittelt.
Hafiz Akdemir war Korrespondent der Zeitung Özgür Gündem („Freie Tagesordnung”). Das pro-kurdische Blatt erschien erstmals im Mai 1992 und das einzige, das schwerpunktmäßig über den Krieg in Kurdistan berichtete – trotz bestehender repressiver Gesetze. Am 8. Juni 1992, nur acht Tage nach Erscheinen der ersten Ausgabe von Özgür Gündem, wurde Hafiz Akdemir in Sûr auf offener Straße erschossen. Der Mordanschlag war vom „tiefen Staat“ in Auftrag gegeben worden. Akdemir war der erste von 76 Medienschaffenden in der Tradition dieser Zeitung, die in den 1990er Jahren von staatlichen oder parastaatlichen Kräften getötet worden sind. Insgesamt sind zu dieser Zeit annähernd 100 kurdische Journalistinnen und Journalisten „unter nicht geklärten Umständen” – zumeist in Polizeigewahrsam – ermordet worden.
Begraben wurde Hafiz Akdemir in seinem Geburtsdorf Sîsê (Yolçatı) im Landkreis Licê. Die Stadtverwaltung von Amed-Sûr benannte die Straße, in der der Mord geschah, vor einigen Jahren in Hafız-Akdemir-Straße um und brachte ihm zu Ehren eine Gedenktafel an. Im Herbst vergangenen Jahres wurde das Schild durch den türkischen Zwangsverwalter der kurdischen Stadt zensiert und ausgetauscht.