Abrissbefehl in Sur vor angeblichem Erdoğan-Besuch

Die historische Altstadt von Amed ist von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und wird trotzdem abgerissen. Im Viertel Alipaşa sind 90 Prozent des Abrisses bereits vollzogen.

Nordkurdistan - Nach Gerüchten über einen Besuch des türkischen Staatspräsidenten Erdoğan in Sur sollen fünf weitere Häuser im Viertel Alipaşa abgerissen werden. Die Anwohner*innen wehren sich seit Wochen dagegen. Die betroffenen Häuser sind von Barrieren abgesperrt. Anstelle der historischen Bauten werden neue Gebäude aus Beton errichtet. Auf früher von der Bevölkerung kollektiv genutzten Flächen werden Bauten gesetzt, in denen Geschäfte und Hotels untergebracht werden sollen.

In Alipaşa sind 90 Prozent des Abrisses bereits vollzogen. Heute Mittag sollte ein dreistöckiges Wohnhaus abgerissen werden. Mehmet Dağ, der mit seiner Familie dort lebt, wurde von Polizisten geschlagen, als er seine Wut zum Ausdruck brachte. Die Familie weigerte sich, das Haus zu verlassen. Als der Abrissbagger mit der Arbeit begann, stellte sich Mehmet Dağ in den Weg, um den Abriss zu stoppen.

Gerüchten zufolge plant Erdoğan im Rahmen einer Reise nach Amed (Diyarbakır) auch die Altstadt Sur zu besuchen. Aus diesem Grund sollen spätestens bis zum 23. Dezember alle Häuser leer stehen.

Weiterhin wurde bekannt, dass Journalist*innen der Zugang zum betroffenen Bereich verweigert wurde, da der Gouverneur Filmaufnahmen verboten habe.