Der Guerillakämpfer Çekdar Baz hat 2022 am Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe in Sîda in der Zap-Region teilgenommen und auf dem Weg zu einer Aufgabe den Anschluss an seine Einheit verloren. Gegenüber ANF berichtete der HPG-Kämpfer von seinen Erlebnissen:
„Ich war nachts an einem Berg beim Dorf Sîda. Dort blieb ich zwei Tage und beobachtete das Gelände. Als meine Lebensmittel verbraucht waren, wollte ich ins Dorf gehen. Nahe beim Dorf war ein kleiner Hügel und dort harrte ich vier Tage ohne Essen und Trinken aus. Der Feind hatte die Umgebung umstellt und sich auf den Gipfeln positioniert.
Zwischen mir und den Soldaten lag ein Abstand von 100 oder 150 Metern. Die Soldaten schossen häufig in die Gegend und schrien. Ich konnte hören, wie sie sich untereinander unterhielten. Um Wasser und Essen zu holen, wollte ich das Dorf erreichen. Nach ein paar Tagen ging ich nach unten und an einer Stelle bin ich hingefallen. Ich war etwa eine halbe Stunde bewusstlos. Inzwischen hatte es geregnet und die Erde war noch nass. Um aufstehen zu können, steckte ich ein bisschen nasse Erde in den Mund. Das gab mir die Energie, um weiterzumachen. Es war nachts und ich ging ins Dorf. In jener Nacht blieb ich neben einem Brunnen. Gegen Morgen inspizierte ich die Umgebung, um die Bewegungen der Soldaten zu beobachten. Der Feind hatte sich an den Kriegstunneln Şehîd Agir, Şehîd Felat und Şehîd Doxan stationiert.
Ich sah mich um, weil ich Lebensmittel finden wollte. Ich fand eine Dose, in der noch ein paar Oliven waren. Es war Herbst und es gab Granatapfelbäume. Ich sammelte so viele Granatäpfel wie möglich und aß fünf Tage lang nur Oliven und Granatäpfel. Der Feind war ständig in Bewegung. Sie kamen ständig an die Stelle, an der ich mich befand, und kontrollierten die Umgebung. Ich wollte endlich meine Freunde erreichen und ging los. In diesem Moment entdeckten mich die Soldaten auf dem Şehîd-Felat-Gipfel. Sie schossen und forderten mich zur Kapitulation auf. Ich ging in Richtung der Ausläufer des Şehîd-Agir-Gipfels. Auch dort riefen die Soldaten, ich solle mich ergeben. Die Soldaten waren ganz in der Nähe der Stelle, an der ich mich versteckte.
Sie sprachen untereinander und sagten: ,Vielleicht sind sie immer noch hier.' Sie schossen auf den Felsen, hinter dem ich war. Ungefähr zwei Stunden lang flog eine Drohne über mir. Sie warteten darauf, dass mein Standort deutlich wird. Weil sie mich nicht hervorlocken konnten, kamen nachts Kampfjets und bombardierten das Gebiet viermal. Der gleiche Ort wurde auch zweimal von Drohnen bombardiert. In jener Nacht blieb ich dort und bewegte mich nicht. Nach einem Tag sah ich mich um und stellte fest, dass es ruhig ist. Ich geduldete mich noch zwei Nächte und ging dann langsam los, um die Freunde zu erreichen.
Ich war zwei Tage hungrig und ohne Wasser unterwegs. Während ich die Freunde im Gelände suchte, sah ich plötzlich zwei Genossen. Zuerst war ihnen nicht klar, ob ich Guerillakämpfer bin. Aus hundert Metern Entfernung riefen sie nach mir und fragten, ob ich ein Heval bin. Sie stellten viele Fragen, und ich antwortete. Schließlich waren sie überzeugt und sagten, lasst uns zu den anderen gehen. Ich war sehr erleichtert. Nach 16 Tagen war ich endlich wieder bei den Freundinnen und Freunden. Nur mit der Hoffnung, sie zu sehen, habe ich es so lange ausgehalten. Ich habe meine Hoffnung nie aufgegeben. Die ganze Zeit hatte ich nur das Ziel, wieder zu den Freunden zu kommen. Ich war unendlich glücklich in diesem Moment und konnte es nicht glauben, dass ich es geschafft hatte. In diesen 16 Tagen habe ich ständig darüber nachgedacht, was meine Genossinnen und Genossen wohl denken und ob sie sich Sorgen machen. Jeden Tag sagte ich mir, dass ich die Freunde erreichen muss. Durch diese Hoffnung wurde mein Wille gestärkt. Wenn man einen starken Willen hat und sich auf ein Ziel konzentriert, kann man alles schaffen. Auf dem Weg zum Erfolg darf man nur nicht zögern und den Widerstand nicht aufgeben. Menschen können ohne Wasser und Essen auf den Beinen bleiben, aber nicht ohne Hoffnung.“