Stadtrat Oslo weist türkische Forderung zurück

Weil der türkische Staat nicht lockerlässt, ist der Stadtrat Oslo zu einer Sondersitzung zusammengetroffen und hat einstimmig entschieden, dass ein Wandbild zur Frauenrevolution in Rojava erhalten bleibt.

Der türkische Staat fühlt sich weiterhin durch ein Wandbild in Oslo zur Frauenrevolution in Rojava bedroht. Das zumindest behauptet der türkische Botschafter Fazlı Çorman in einem Brief an alle 59 Stadtratsmitglieder der norwegischen Hauptstadt, in denen den Politikerinnen und Politikern zugleich „Unterstützung von Terrorismus“ vorgeworfen wird.

Der städtische Kulturausschuss hatte bereits Anfang Februar die Forderung der Türkei einstimmig abgelehnt, das Wandbild mit einem Zitat Abdullah Öcalans zur Frauenbefreiung zu entfernen. Das Bild der Künstlerin Gelawesh Waledkhani befindet sich an einer Wand gegenüber dem norwegischen Parlament. Nachdem vergangene Woche der Brief des türkischen Botschafters bei allen Stadtratsmitgliedern einging, wurde für Mittwochabend eine Sondersitzung im Online-Format anberaumt. Auf der Sitzung wurde ein weiteres Mal einstimmig entschieden, dass das Bild bleibt. Bürgermeisterin Marianne Borgen (SV) unterstrich, dass in Norwegen Meinungsfreiheit herrscht.

Die Künstlerin Gelawesh Waledkhani zeigte sich erfreut über die Entscheidung und verwies auf die Ausdrucksfreiheit als wesentliches Standbein einer Demokratie. Der Stadtrat habe mit seiner einstimmigen Ablehnung der türkischen Zensurforderung der norwegischen Verfassung Respekt erwiesen. Ihr Bild sei ein Porträt kurdischer Freiheitskämpferinnen und die Türkei lehne starke Frauen ab.

Die Kulturausschussvorsitzende Eivor Evenrud hat wochenlang massive Morddrohungen erhalten, weil sie sich von Anfang an für den Erhalt des Bildes eingesetzt hat. Die unerwartete Flut an Drohungen und Beschimpfungen hätten ihr gezeigt, was die kurdische Bevölkerung ständig durchmachen muss, schrieb sie Anfang Februar auf Twitter.

Das Wandbild wird plangemäß bis Juni in Oslo hängen bleiben.