Hüseyin-Çelebi-Preisverleihung in Frankfurt
Zum 26. Mal hat der kurdische Studierendenverband YXK Literaturpreise im Gedenken an Hüseyin Çelebi verliehen.
Zum 26. Mal hat der kurdische Studierendenverband YXK Literaturpreise im Gedenken an Hüseyin Çelebi verliehen.
In Frankfurt hat gestern die Preisverleihung des Hüseyin-Çelebi-Literaturwettbewerbs stattgefunden. Der Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK) führt diese Veranstaltung seit 26 Jahren im Gedenken an Hüseyin Çelebi durch. Preise werden für Kurzgeschichten und Gedichte in den Sprachen Kurmancî, Dimilkî, Türkisch, Arabisch und Deutsch vergeben.
Die Preisverleihung begann mit einer Gedenkminute für Ümit Acar, der sich zwei Tage zuvor in Ingolstadt aus Protest gegen die Isolation Abdullah Öcalans und den Staatsempfang des türkischen Präsidenten Erdoğan in der Bundesrepublik selbst verbrannt hat.
In der Eröffnungsrede ging ein YXK-Vertreter auf die Bedeutung des Literaturwettbewerbs ein. Neben dem Gedenken an Hüseyin Çelebi solle mit der Veranstaltung die kurdische Kultur gefördert werden. Eine Vertreterin des Studentinnenverbands JXK erklärte, die Arbeit des Verbands basiere auf der Formel „Freie Frauen bedeuten freie Gesellschaft“.
Rıfat Çelebi, der Vater von Hüseyin Çelebi, rief die kurdische Jugend in einer Ansprache dazu auf, sich für ihre eigene Kultur einzusetzen und Kurdisch zu lernen. „Wer seine eigene Sprache nicht lernt, unterstützt die Assimilations-Politik“, erklärte er.
Ein weiterer Redner auf der Preisverleihung war der ehemalige HDP-Abgeordnete Faysal Sarıyıldız, der aufgrund seiner Verfolgung in der Türkei in Europa im Exil lebt. „Die Eltern von vielen, die heute studieren, sind kaum zur Schule gegangen“, erklärte der kurdische Politiker, „Die Studierenden spielen eine wichtige Rolle in der kurdischen Jugendbewegung. Auch die kurdische Befreiungsbewegung ist einst von Studierenden begründet worden.“
Im Musikprogramm der Veranstaltung traten Rotînda, Deniz Deman und Les Etoiles de Botan auf.
Ausgezeichnet wurden folgende Gedichte und Kurzgeschichten:
Gedichte auf Kurmancî: „Hestî“ von Habib Aslan
Kurzgeschichten auf Kurmancî: „Senfonya Azadiyê” von Dilzîz Mizgîn
Kurzgeschichte auf Dimilkî: „Dager“ von Mehmet Seyitalioğlu
Gedichte auf Türkisch: „Çeyrek Asır” von Ali Koç
Kurzgeschichte auf Türkisch: „Gar” von Murat Kozat
Gedichte auf Arabisch: „Ich stelle euch die Kurden vor“ von Newroz Muslem
Gedichte auf Deutsch: „Kälte in der Wüste“ von Dewran Dersim
Wer war Hüseyin Çelebi?
Hüseyin Çelebi wurde am 22. September 1967 als Sohn einer türkischen Mutter und eines kurdischen Vaters in Hamburg geboren, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr aufwuchs. Seine ersten politischen Aktivitäten begannen 1974, als er an einer Demonstration gegen die Abschiebung von 169 Kurden durch den damaligen türkischen Premierminister Ecevit an das Saddam-Regime im Irak teilnahm. Alle 169 Kurden wurden nach der Abschiebung hingerichtet. Nach dem Abbruch seines Studiums widmete sich Hüseyin Çelebi ganz der politischen Arbeit. Er arbeitete vor allem daran, mehr Öffentlichkeit für die kurdische Frage in Deutschland und Österreich zu erreichen. Im Februar 1988 wurde er mit 20 anderen kurdischen Politikern unter dem Vorwurf des Terrorismus von der bundesdeutschen Regierung festgenommen. Auch während der Haft hörte er nicht auf, für eine gerechte Lösung der kurdischen Frage zu kämpfen. Im Sommer 1991 ging er nach Kurdistan, er hatte sich für den Guerillakampf entschieden. Mitte Oktober 1992 kam er bei einem Angriff südkurdischer Kollaborateure und der türkischen Armee in der Region Heftanin in Südkurdistan ums Leben.