Die Kampagne Women Defend Rojava Hamburg hatte am Sonntag zu einer Fotoausstellung über das Frauendorf Jinwar in die Wilhelmsburger Mokry eingeladen, um über das Leben und die Geschichte des Dorfes in Nordsyrien zu berichten. Die Mokry 1 ist ein Wohnprojekt des Mietshäusersyndikats, im Erdgeschoss ist ein Café, in dem Konzerte und Veranstaltungen stattfinden können.
Der Film „Azadî çî ye“ bildete den Einstieg in das Thema. Frauen aus Rojava, auch aus dem Dorf Jinwar, erklären in dem Film, was der Begriff „Freiheit“ für sie bedeutet.
Die Referentin berichtete zunächst über die Auswirkungen des Erdbebens in Kurdistan, der Türkei und Syrien und forderte die etwa 40 anwesenden Personen auf, den Spendenaufruf für die Hilfsorganisation Heyva Sor a Kurdistanê bekannt zu machen. Viele Teilnehmer:innen spendeten auch direkt. In der Folge wurde kurz der geschichtliche und aktuelle Bezug zu Rojava hergestellt und das Dorf der Frauen vorgestellt. Die aktuelle Situation von Jinwar hatten die Frauen selbst in einem Brief dargestellt.
Darin heißt es: „In den letzten Monaten war Jinwar zudem weiterhin vom Krieg bedroht. Einige Dörfer in der Umgebung von Jinwar wurden von türkischem Beschuss getroffen und Häuser wurden zerstört. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf das tägliche Leben in Jinwar. Alle Frauen und Kinder haben jedoch beschlossen, im Dorf zu bleiben und öffentlich ihre Stimme zu erheben, um deutlich zu machen, dass sie gemeinsam gegen den Krieg sind und das Dorf nicht verlassen werden.
Mit dem Schnee kam das Erdbeben
Nachdem der Sommer und Herbst vorbei waren, warteten alle voller Vorfreude auf den Regen und den Schnee. In diesem Jahr war es eine lange Zeit des Wartens, und als der Regen im Januar endlich kam, waren alle erleichtert, denn wie an vielen Orten auf der Welt können wir auch hier sagen und sehen, dass Wasser Leben bedeutet.
Im Februar kam für kurze Zeit auch Schnee, was meistens ein Grund zum Feiern ist, besonders für die Kinder. Dieses Mal war die Situation anders. Zur gleichen Zeit, als der Schnee kam, gab es auch das Erdbeben.
Aber auch während des verschärften Krieges und der Erdbebenkatastrophe geht das tägliche Leben weiter, und die Vorbereitungen für den Anbau von neuem Gemüse und Getreide sind abgeschlossen. Unter anderem wurden bereits Bohnen, Weizen und Gerste gepflanzt. Die Frauen backen auch weiterhin ihr eigenes leckeres Brot.
Außerdem fand im letzten Jahr einen Nähkurs für die Frauen statt und jetzt ist eines der Häuser in Jinwar zu einem Nähatelier geworden. Die Frauen beginnen dort zu arbeiten und produzieren für den Eigenbedarf und für den Verkauf. Bei den Kindern geht es mit kreativer Selbstbildung im Tanzen und dem Knüpfen von Armbändern weiter.
Außerdem kommen weiterhin Gäste von außerhalb und innerhalb Rojavas in das Dorf - das hört auch in Zeiten des verschärften Krieges nicht auf. Auch die Freundinnen von Jinwar in Europa setzen ihre Arbeit fort, so dass das Dorf Jinwar auch über die Grenzen von Rojava hinaus bekannt ist.“
Weiterhin berichteten die Frauen über die Angriffe auf Rojava, die Auswirkungen auf das Elektrizitätssystem und die Produktion von Öl, das zum Beheizen der Häuser benötigt wird, hatten. Auch ein kurzes Video hatten die Jinwar-Frauen geschickt, um die solidarischen Menschen in Deutschland zu grüßen.
Die anwesenden Personen, die aus verschiedenen Stadtteilen Hamburgs in die Mokry gekommen waren, zeigten sich sehr interessiert an Rojava, diskutierten mit den Frauen vom „Women Defend Rojava"-Komitee und sahen sich die Ausstellung an, die noch bis zum 12. März in der Mokrystraße 1 zu sehen ist.
Am 4. März lädt das WDR-Komitee in die Mokry zu einem Solidaritätsessen zu Gunsten der Erdbebenopfer ein. Ab 15 Uhr kann die Ausstellung besichtigt werden, um 18 Uhr beginnt das Essen. Am 12. März ist ab 17 Uhr Finissage. Das Komitee möchte in den nächsten Wochen die Ausstellung noch in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs zeigen, um das Frauendorf Jinwar und die Frauenrevolution von Rojava bekannter zu machen.