Europaweite Solidaritätskampagnen für Erdbebenopfer

Überall in Europa werden Solidaritätskampagnen für die Erdbebenopfer in Kurdistan, der Türkei und Syrien durchgeführt.

Überall in Europa werden Spenden gesammelt, um den Erdbebenopfern in Kurdistan, der Türkei und Syrien beizustehen. Der kurdische Europaverband KCDK-E hat alle anderen Aktivitäten vertagt und seine Mitgliedsverbände konzentrieren die gesamte Arbeit auf die Solidarität. In vielen Städten wurden Krisenstäbe eingerichtet, über die die Aktivitäten koordiniert werden. Neben Spendensammlungen wird Öffentlichkeitsarbeit gemacht, um über die Auswirkungen und Ursachen der Katastrophe von apokalyptischem Ausmaß zu informieren. Darüber hinaus liegt der Fokus der lokalen Arbeit auch darauf, das Leid der in Europa lebenden Menschen zu teilen, die Angehörige verloren haben. Jüngsten Angaben zufolge sind im türkisch-syrischen Grenzgebiet inzwischen über 28.000 Tote gemeldet worden.

Kurdische Vereine und Frauenräte, Verbände verschiedener Glaubensgemeinschaften und Regionen aus Kurdistan und linke Organisationen aus der Türkei gehen seit Tagen auf die Straßen, um Spenden zu sammeln und die Öffentlichkeit in Europa zu informieren. Die gesammelten Spenden werden an den Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor A Kurdistanê e.V.) überwiesen. In einigen Städten wird an Straßenständen selbstgemachtes Essen verkauft.

Über 10.000 Euro in Heilbronn gesammelt

In Heilbronn sind innerhalb von drei Tagen 10.000 Euro gespendet worden. Das Kurdische Gesellschaftszentrum Heilbronn hat auf dem Kiliansplatz kurdische Spezialitäten und warme Getränke gegen Spenden angeboten. Eine Sprecherin des Vereins erklärte gegenüber ANF: „Die Folgen des Erdbebens sind schwerwiegend. Unter den Trümmern der eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch zehntausende Opfer zur befürchten. Wir sind mit Bildern der Zerstörung und Verwüstung konfrontiert. Unzählige Menschen suchen zudem verzweifelt nach ihren Angehörigen. Viele Betroffene klagen weiterhin über fehlende oder nur schleppende Hilfe des türkischen Staates bei der Bergung von Verschütteten und der Versorgung der Überlebenden. Vor allem in den überwiegend kurdisch oder alevitisch bewohnten Regionen ist die staatliche Unterstützung weiterhin am allerwenigsten zu spüren. Da die politische Lage in der Türkei bereits vor dem Erdbeben sehr schwierig war, gehen wir leider davon aus, dass Spendengelder an den türkischen Staat zweckentfremdet oder nur unzureichend bei den Opfern ankommen werden.
Vergangene Naturkatastrophen haben gezeigt, dass insbesondere kurdische und alevitische Opfer bei der Verteilung der Hilfen systematisch benachteiligt werden. Ebenso wenig kommt die benötigte Hilfe bei den Erdbebenopfern in Nordsyrien an. Wir wissen zu gut, dass wir als Kurd:innen und Alevit:innen die Notfallhilfe zum größten Teil selbst organisieren müssen.“

Die Spendenaktionen in Heilbronn sollen in der nächsten Woche fortgesetzt werden. „Nach drei Tagen Essensausgabe auf dem Kiliansplatz für die Erdbebenopfer in Kurdistan, der Türkei und Syrien bedanken wir uns bei alle Heilbronnerinnen und Heilbronnern über die großartige Unterstützung des Standes. Wir freuen uns auf die nächsten Woche mit euch. Uns tragen die netten Gespräche und Begegnungen. Jeder Euro geht an die Erdbebenopfer. In den drei Tagen wurde über 10.000 Euro gespendet“, so die Sprecherin des Kurdischen Gesellschaftszentrums.

Gedenkveranstaltungen und Spendensammlungen

In einigen Städten haben Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Erdbebenkatastrophe stattgefunden, so auch am Freitag in Jena. „Auch in Jena leben viele Familien, deren Angehörige von dem Erdbeben und der fehlenden staatlichen Unterstützung betroffen sind.
Viele dieser Angehörigen leben in der von der Türkei besetzten Region Efrîn und dem stark zerstörten Bezirk Cinderês. Der Zugang der Sachspenden und Unterstützung wird von der türkischen und syrischen Regierung in diesen Gebieten blockiert, was zur Folge hat dass die Betroffenen auf sich allein gestellt sind und bisher nicht auf Unterstützung hoffen können“, erklärten Aktivist:innen der Rojava-Solidarität. Während der Mahnwache wurden Spenden gesammelt, die in genau diese betroffenen Gebiete weitergeleitet werden sollen.

Kundgebung in Mainz

Auch in Mainz hat eine Kundgebung stattgefunden, bei der der Opfer gedacht, zur Solidarität aufgerufen und Spenden gesammelt wurden. In Karlsruhe wurden zwei Tage lang an einem Stand in der Innenstadt Informationen verteilt und Spenden gesammelt. In Hamburg wurden mehrere Teams gebildet, die zeitgleich an verschiedenen Stellen in der Stadt Stände aufstellen. In Berlin werden neben Straßenaktionen Gespräche mit Politiker:innen und NGOs geführt, um die Solidarität zu vergrößern.

Spendenkampagne von Döner-Produzenten

In Südwestdeutschland sind Döner-Produzenten im Verein UDUSW organisiert. Der Verein mit über fünfzig Mitgliedern hat beschlossen, dass jedes Mitglied mindestens 5000 Euro für die Erdbebenopfer spendet. Bisher sind knapp 100.000 Euro zusammen gekommen, die Kampagne dauert weiter an. Der Verein appelliert an andere Döner-Produzenten in Europa, „die Wunden in unserem Land gemeinsam zu heilen“. Eine Delegation des Vereins wird in den kommenden Tagen ins Erdbebengebiet reisen.