Frauenkulturtage in Berlin beleuchten die kurdische Widerstandskultur

Seit Samstag werden in Berlin unter dem Motto „Jin Jiyan Azadî – Die Kunst des Widerstands“ zentrale Elemente der Widerstandskultur kurdischer Frauen vorgestellt. Abgeschlossen wird die tägliche Veranstaltungsreihe am 8. März mit einem Konzert.

In Berlin finden vom 2. bis 8. März kurdische Frauenkulturtage unter dem Motto „Jin Jiyan Azadî – Die Kunst des Widerstands“ statt. Veranstalterin ist Cenî, das Kurdische Frauenbüro für Frieden e.V.. Das Programm startete am Samstag mit der Eröffnung einer Kunstausstellung mit Werken von Aslı Filiz, Meral Şimşek, Leyla Toprak und Havîn Al-Sindy im Gorki Kiosk und einer Podiumsdiskussion im Spore Haus in Neukölln.

Die Ausstellung thematisiert den Einfluss der „Jin Jiyan Azadî“-Philosophie auf die Kunst kurdischer Frauen und die Rolle von Frauen in der Geschichte Kurdistans. Gezeigt werden unter anderem die Bilder „Jina Amini“, „Die verlorenen Mädchen von Dersim“, „Samstagsmütter“, „Jinwar“, „Garibe Gezer“ und „Aysel Tuğluk“ von Aslı Filiz. Die Schriftstellerin und Dichterin Meral Şimşek präsentiert literarische Werke, von der Regisseurin Leyla Toprak wird der Film „Dûr e?“ über den Kampf kurdischer Frauen gegen den IS in Kobanê gezeigt. Von Havîn Al-Sindy sind Töpferkunstwerke und Bilder zu sehen.


Die im Berliner Exil lebende kurdische Schriftstellerin Meral Şimşek (Foto: YÖP)

Auf der von Esra Yula moderierten Veranstaltung am Samstagabend sprachen die Schauspielerin Hêvîn Tekin, die TV-Moderatorin und Kulturaktivistin Leyla Ekinci und die Künstlerin Havîn Al-Sindy über ihre Arbeit als Kulturschaffende und ihren Aktivismus als Frauen gegen Kolonialismus und Patriarchat.


Podiumsdiskussion: „Jin Jiyan Azadî – Die Kunst des Widerstands“

Der zweite Tag der Frauenkulturwoche wurde der kurdischen Kochkunst gewidmet. Unter Anleitung von Aktivistinnen des Frauenrats DEST-DAN wurde gemeinsam traditionelles kurdisches Essen zubereitet und verzehrt.


Am Montag wurde im Bildungswerk der Heinrich-Böll-Stiftung die kurdische Dêq-Kunst vorgestellt. Dêq sind traditionelle Tätowierungen aus Mesopotamien. Viele der verwendeten Symbole bilden die Natur und ein Leben in der Natur ab. Es sind vor allem Frauen, die mit dem Dêq ihre eigene Geschichte auf der Haut verewigen und sich durch diese Praxis patriarchaler Unterdrückung widersetzen. Manchmal dient der Dêq auch als Schutz gegen das Böse, zur Steigerung der Fruchtbarkeit, zur Heilung von Beschwerden und Krankheiten, zur Visualisierung von Schicksalsschlägen und vielem mehr. Auf der Veranstaltung wurden der Ursprung und die Symbolik des Dêq vorgestellt.


Heute werden die Kulturtage mit einem Vortrag über den kurdischen Bardengesang Dengbêj fortgesetzt. Dengbêj ist die kurdische Bezeichnung für Sängerinnen und Sänger, die historische Ereignisse und Mythen und auch gesellschaftliche Phänomene in einem spezifischen Sprechgesangsstil erzählen. Die Erzählkunst der Dengbêj nimmt einen wichtigen Platz in der kurdischen Geschichte und Kultur ein, da sie das Kulturerbe von Generation zu Generation weitergibt. Auch heute noch werden persönliche und politische Ereignisse in Dengbêj-Liedern verarbeitet. Die Veranstaltung mit der Künstlerin Bêrîvan Çiya beginnt um 19 Uhr im Restaurant Tenur in der Reichenbergerstraße.

Am Mittwoch steht kurdische Folklore auf dem Programm der Kulturtage, am Freitag wird die Frauenwissenschaft Jineolojî vorgestellt. Abgeschlossen wird die Veranstaltungsreihe am Frauenkampftag 8. März mit einem Konzert von Cemile Dinçer und Nergez Dilo im Jockel Biergarten.