Filmfestival Rojava im Kreuzberger Regenbogenkino

Wegen dem türkischen Angriffskrieg auf Nordostsyrien kann das 4. Internationale Filmfestival Rojava nicht wie geplant ausgetragen werden. Stattdessen werden wie im Berliner Regenbogenkino die Filme gleichzeitig in mehreren Ländern vorgeführt.

Vor zwei Tagen sollte eigentlich das 4. Internationale Filmfestival Rojava beginnen. Aufgrund der völkerrechtswidrigen Invasion des Nato-Partners Türkei und seiner dschihadistischen Proxy-Armee kann das Festival in diesem Jahr allerdings nicht wie geplant ausgetragen werden.

Die Filmkommune von Rojava, die das Filmfestival jedes Jahr organisiert, hat deshalb Filmkollektive und Aktivist*innen weltweit dazu aufgerufen, es in ihrem Namen stattfinden zu lassen. Das von der Kommune ausgewählte Programm aus internationalen Kurzfilmen wurde daraufhin in 25 verschiedenen Ländern vorgeführt.

In Berlin hat sich eine Gruppe aus Einzelpersonen und Akteuren von Globale Filmfestival und den kurdischen Studierendenverbänden YXK und JXK zusammengetan, um das 4. Internationale Filmfestival Rojava im kollektivbetriebenen und nicht-kommerziellen Regenbogenkino in Kreuzberg auszutragen. Die Aktivist*innen unterstützen den Prozess der sozialen Transformation der Revolution in Rojava und somit die von der Bevölkerung gelebte demokratische Selbstverwaltung, ihre kulturelle Souveränität, sowie ihre feministischen, antifaschistischen und ökologischen Werte.

Der Kinosaal war bis in die letzte Ecke gefüllt, über den Abend hinweg besuchten rund 150 Leute das Festival. Als geladener Gast erzählte Ekrem Heydo zur Eröffnung von seiner Erfahrung als Filmemacher aus dem nordsyrischen Serêkaniyê (Ras al-Ain) und der Zusammenarbeit mit der Filmkommune. Mit seinem Film Mein Paradies reiste Heydo, der 1995 aus politischen Gründen nach Deutschland kam, in sechs Städte quer durch Rojava und brachte ihn so unter ein bunt durchmischtes Publikum. Für ihn ist Film in Rojava als Ausdruck von Kultur und Kunst ein Mittel um zu zeigen, dass das Leben trotz des Krieges weitergeht. Es ist ein Beispiel dafür, dass die Macht der Kreativität stärker ist als die der Zerstörung.

Der Filmemacher Ekrem Heydo kämpfte nach seiner Ankunft in der Bundesrepublik vier Jahre lang um seine politische Anerkennung als Flüchtling. Nach seiner Ausbildung im Bereich Kamera und Schnitt in Hannover schloss er sein Regiestudium an der Ruhrakademie für Künste in Dortmund ab. Mit seinem ersten Dokumentarfilm Halabja ― die verlorenen Kinder gewann er mehrere internationale Preise.

Nach der Rede von Heydo begrüßte Sevinaz Evdike, die Direktorin des Internationalen Filmfestivals Rojava, mit einer Videobotschaft die Kinobesucher*innen und rief alle zur Solidarität mit Rojava auf. Auch die Berliner Veranstalter*innen des Festivals kamen zu Wort. Das globalisierungskritische Filmfestival Globale ist seit 2003 ein Projekt von filmbegeisterten politischen Menschen, die sich mit den gesellschaftlichen Widersprüchen und den Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung auseinandersetzen. Sie sehen das Internationale Filmfestival von Rojava als große Inspiration, die es verdient, unterstützt und überall dorthin gebracht zu werden, wo der Befreiungskampf der kurdischen Bewegung als Beispiel für Widerstand gegen alle Formen der Unterdrückung Hoffnung gibt. Sie sind davon überzeugt, dass das Kino ein Mittel ist, das aus keinem Prozess der gesellschaftlichen Transformation mehr wegzudenken ist. Kino biete der Öffentlichkeit einen Raum, in dem das kreative Selbst mit sich selbst in Kontakt treten und sein kritisches Denken, sein visueller künstlerischer Sinn und sein kollektives Gedächtnis weiterentwickelt werden könne.