Gestern begannen in Nürnberg die 10. Kurdischen Kulturtage. Das Medya Volkshaus hat wieder ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt.

Die Kulturtage wurden eröffnet mit Darbietungen der Kinder-, Jugend- und Frauen-Folkloregruppen vor dem „Schwarzen Zelt" (Konê Reş). Danach folgte die Eröffnungsrede der Vertreterin des Medya Volkshauses. Im überfüllten Saal der städtischen Villa Leon bedankte sich Asya Karataş bei den Organisator*innen und allen Unterstützer*innen. Danach begründete sie, warum die diesjährigen Kulturtage Leyla Güven gewidmet sind:

„Unser Festival ist dieses Jahr einer ganz besonderen Frau gewidmet. Sie heißt Leyla Güven und ist Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP). Sie wurde inhaftiert, als sie die türkische Besatzung von Efrîn kritisierte. Im Gefängnis begann sie im letzten November einen Hungerstreik mit der Forderung nach Aufhebung der Isolation von Abdullah Öcalan. Ihrem Hungerstreik schlossen sich bald Tausende an.

Abdullah Öcalan, der Repräsentant der kurdischen Freiheitsbewegung, gilt als Schlüssel für einen Frieden. Solange er vom türkischen Staat isoliert wird, betrifft diese Isolation das ganze kurdische Volk. Die Parole des insgesamt 200-tägigen Hungerstreiks lautete ‚Dialog statt Isolation‘. Neun Freundinnen und Freunde haben dabei ihr Leben gelassen. Ihrer gedenken wir in großer Trauer und zeigen Mitgefühl mit den Angehörigen. Doch ihr Kampf wie der von Leyla Güven, der Kampf der PKK- und PJAK-Gefangenen, der Aktivist*innen in Straßburg und der Friedensmütter sowie die Unterstützung der vielen solidarischen Menschen weltweit konnte schließlich die Isolation durchbrechen. Am letzten Sonntag erreichte uns die Botschaft von Abdullah Ocalan durch seine Anwälte: Der Widerstand hat gesiegt, die Isolation ist gebrochen. Daraufhin wurde der Hungerstreik beendet und wir wünschen allen Aktivist*innen nun baldige Genesung und Erholung von den Strapazen.

Nun geht es darum, genau zu beobachten, inwieweit Herr Öcalan seiner Rolle als Akteur einer Demokratisierungsbewegung wird nachkommen können. Wir sind überzeugt: Die Schaffung eines gleichberechtigten und friedlichen Zusammenlebens der Völker kann nur mit Abdullah Öcalan erfolgen. Der türkische Staat hat verstanden, dass unser Wille nach Frieden und Freiheit nicht ignoriert werden darf. Für eine friedliche Perspektive muss es jetzt zu Verhandlungen kommen. Der Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation war nur der erste Schritt. Jetzt müssen weitere Teile der Gesellschaft und der demokratischen Kräfte eingebunden werden auf dem Weg zu Demokratie, Frieden und Freiheit, die wir uns alle so sehr wünschen."

Weitere Grußworte der Leitung der Villa Leon, des Vertreters der Alevitischen Gemeinde, der Vertreter*innen von Parteien (Grüne, SPD), der Linken Liste Nürnberg sowie der Interventionistischen Linken (iL) folgten.

Im Anschluss begann das Konzert mit der wunderbaren Eléonore Fourniau, die mit ihren Liedern in Kurmancî und Sorani das Publikum begeisterte. Suleyman Çarnewa zeigte mit seiner Band, wie er traditionelle kurdischer Lieder musikalisch weiterentwickelt und zu einem neuen, mitreißendem Sound verarbeitet.

Die 10. Kurdischen Kulturtage gehen heute weiter mit dem Film „Girls of the Sun" von Eva Husson, jeweils um 16.30 Uhr und um 19.15 Uhr im Filmhaus K4, Königstr. 93, 90402 Nürnberg.